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Zwei mysteriöse Selbstmorde und ein teuflisches Wesen im Verborgenen – Inspector Jack Caffery ermittelt in seinem bisher schwersten Fall.

Als die Leiche einer als vermisst gemeldeten Frau in der Nähe von Bristol gefunden wird, deutet alles auf einen Selbstmord hin. Doch es gibt ein paar Auffälligkeiten, die Detective Inspector Caffery misstrauisch werden lassen. Und tatsächlich bleibt es nicht bei einer Toten.
Während Caffery zusammen mit der Polizeitaucherin Flea Marley versucht, die Hintergründe der mysteriösen Selbstmorde zu erforschen, lässt ihn auch ein zweites Rätsel nicht los: die Suche nach einem unheimlichen Wesen, dem man Zauberkräfte zuspricht und das selbst Caffery Angst einjagt. Und es scheint ihn zu verfolgen. Aber nicht nur er ist in einem Albtraum gefangen. Auch Flea gerät in einen unheilvollen Strudel von Ereignissen, als sie im Kofferraum ihres Wagens eine Tote entdeckt – eine Frau, nach der die Polizei von Bristol fieberhaft sucht.

 

  Autor: Mo Hayder
Verlag: Goldmann
Erschienen: 11/2009
ISBN: 978-3-442-31130-9
Seitenzahl: 384 Seiten


Die Grundidee der Handlung
In der Nähe von Bristol wird die Leiche einer als vermisst gemeldeten Frau gefunden. Bei der Toten liegen ein Abschiedsbrief, ein Fläschchen mit Pillen und das Messer, mit dem sie sich die Pulsadern aufgeschnitten hat. Der Fall scheint eindeutig: Selbstmord. Doch fast schon ein wenig zu eindeutig, findet Detective Inspector Caffery und bleibt misstrauisch. Zu Recht, wie sich bald herausstellt.
Neben den mysteriösen Selbstmorden soll sich Caffery nach Ansicht seines Vorgesetzten noch mit einem anderen Fall beschäftigen. Alle Einsatzkräfte der Major Crime Investigation Unit in Bristol fahnden nach einer prominenten Fußballer-Freundin, die nicht in ihre Entzugsklinik zurückgekehrt ist. Caffery jedoch sucht jemand ganz anderen. Er sucht nach einem unheimlichen Wesen, dem man Zauberkräfte zuspricht und das selbst Caffery Angst einjagt. Genau diese Kreatur scheint ihn zu beobachten und zu verfolgen. Aber auch die Polizeitaucherin Flea Marley bekommt es mit der Angst zu tun, als sie eines Abends den Kofferraum ihres Wagens öffnet. Darin liegt eine tote Frau. Bevor Flea es sich versieht, nimmt ein unheilvoller Strudel von Ereignissen unabwendbar seinen Lauf.


Stil und Sprache
Die Grundidee der Handlung gibt es schon vor: Dieser Roman hat mehrere Handlungsstränge, von denen einige auf den ersten und auch auf den zweiten Blick nichts miteinander zu tun haben. Leider ändert sich das auch im Laufe der Geschichte nicht. Es wird häufig Bezug genommen auf frühere Begebenheiten, etwa auf die Operation Norwegen. Es gibt aber wenige Erklärungen für die Leser, die die vorangegangenen Bücher mit Jack Caffery noch nicht kennen. Da das Erscheinungsdatum des vorherigen Buches „Ritualmord“ schon einige Zeit zurück liegt, wären ein paar erklärende Hinweise auch für die Leser nett gewesen, die „Ritualmord“ direkt nach Erscheinen gelesen haben. Wer sich nicht mehr so genau erinnern kann, sollte auf jeden Fall den dritten Fall mit Jack Caffery nochmals durchblättern.
Die Handlungen dümpeln nun so vor sich hin, richtige Spannung kommt kaum auf. Selbst die Entdeckung des Täters ist überaus unspektakulär und sein Ende völlig überraschend und in meinen Augen auch sehr unbefriedigend. Angaben zur Motivation des Täters konnte ich nicht erkennen.

Ein großer Teil des Buches befasst sich mit Flea Marley und ihren Schwierigkeiten bei der Entsorgung der Leiche, die sie überraschend in ihrem Kofferraum gefunden hat. Auch hierbei kommt keine Spannung auf. Als Leser habe ich allerdings häufiger den Kopf geschüttelt, über Fleas Anstrengungen, aus dieser Sache unbeschadet herauszukommen. Die Lösung, die die Autorin dann für Fleas Problem gefunden hat, ist haarsträubend. Wie die anderen Beteiligten mit dieser Lösung umgehen, bleibt offen.

Mo Haydes Sprache ist sehr klar und direkt. Ihre Beschreibungen sind ausführlich, aber doch so, dass immer noch Platz für die eigene Phantasie bleibt. Viele Szenen laufen wie ein Film vor dem inneren Auge des Lesers ab; gerade die Szenen mit Fleas Tauchunfall sind ein gutes Beispiel dafür. Hier zeigt sich das erzählerische Können der Autorin.
Die Geschichte wird in der 3. Person erzählt, und der Leser begleitet entweder Jack oder Flea bei ihren Handlungen. An einigen Stellen sind die Beiden dem Leser etwas voraus und können so Schlussfolgerungen ziehen, die ich als Leser nicht ziehen konnte, weil mir dazu notwendige Details fehlten.


Figuren
Die Hauptfiguren sind Detective Inspector Jack Caffery und die Polizeitaucherin Flea Marley. Über beide erfahren wir nicht gerade viel. Jack trägt ein großes Paket aus seiner Vergangenheit mit sich herum, das Verschwinden seines Bruders. Auf diese Vergangenheit wird aber nur in kurzen Bruchstücken eingegangen. Leser, die die anderen Bücher mit Jack nicht kennen, werden hier ihre Schwierigkeiten haben. Jack ist eher der Typ „einsamer Wolf“. Er hält sich nur ungern an die Vorgaben seines Vorgesetzten und dehnt dessen Zugeständnisse so weit es eben geht. Einen Großteil der Geschichte über sind wir allein mit Jack und seinen Gedanken. Da sein ganzes Tun und Denken von seiner Vergangenheit, vom Verschwinden seines Bruders, geprägt ist, entwickelt sich diese Figur nicht wirklich weiter. Das wird erst passieren können, wenn er ganz mit der Vergangenheit abgeschlossen hat. So sind Jacks Überlegungen manchmal schlecht nachzuvollziehen. Mir fiel es schwer, mich mit ihm zu identifizieren.
Flea hat in diesem Buch ihr ganz eigenes Problem. Sie ist zwar nicht der Typ „einsamer Wolf“, kann aber aus Gründen, auf die ich hier nicht nähe eingehen möchte, niemanden ins Vertrauen ziehen. Sie macht vieles mit sich alleine ab. Ihre Motive werden zwar klar dargelegt, als Leser war ich aber selten mit ihr einer Meinung. Der Leser muss natürlich nicht immer einer Meinung mit den agierenden Figuren sein, gerade aus diesen Gegensätzen kann sich Spannung entwickeln. Im vorliegenden Fall wird das Handeln der Polizistin Flea aber immer unglaubwürdiger. Überhaupt scheinen beide Protagonisten häufiger zu vergessen, dass sie von Hause aus Polizisten sind und damit eigentlich zu den Guten gehören sollten.

Über den Täter erfährt man nicht viel, über seine Motive eigentlich gar nichts. Da hätte ich mir nachvollziehbare Gedankengänge und Einblicke in seine Vergangenheit gewünscht. Diese Figur ist auf jeden Fall zu platt und blass.

Die agierenden Nebenfiguren treten nicht sehr in den Vordergrund. Das ist aber auch nicht erforderlich. So wie sie sind, sind sie genau richtig, und als Leser kommt man gut mit ihnen klar. Die Figur des Walking Man findet jedoch in der Handlung keinen richtigen Platz - mir ist nicht ganz klar geworden, was die Autorin mit dieser Figur beabsichtigte.


Aufmachung des Buches
Das Cover der gebundenen Ausgabe ist in dunklen Tönen gehalten; so sticht im unteren Teil die knallrote Blüte direkt ins Auge, zumal sie auch noch glänzend gedruckt ist. Der Titel „Haut“ steht in weißen Buchstaben darüber, ganz oben, ebenfalls in roten Buchstaben, der Name der Autorin. Auf der Rückseite findet sich eine kurze Inhaltsangabe, die ausführliche Zusammenfassung ist auf der inneren Umschlagklappe abgedruckt. 384 Seiten Text sind in 74 Kapitel unterteilt.


Fazit
„Haut“ ist nun der vierte Band mit Detective Inspector Caffery. Um die Figur des Jack Caffery verstehen zu können, ist es sicher hilfreich, die Bücher in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen. An die gnadenlose Spannung der ersten beiden Bände kommt „Haut“ nicht heran. Auch die für die Autorin sonst so typischen Schockmomente treten hier nur selten auf. Ein Muss ist das Buch nicht unbedingt. Wer die bisherigen Bücher mit Caffery gelesen  hat, wird dieses, der Vollständigkeit halber, auch lesen. Alle anderen sollten sich zunächst an die beiden ersten Bücher halten.

 
3 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Der Vogelmann
Band 2: Die Behandlung
Band 3: Ritualmord

Es empfiehlt sich, die Bücher in dieser Reihenfolge zu lesen.

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