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Wenn Vampire sich verlieben und zwei Seelen sich finden, ist die Nacht unsterblich.

Eigentlich hätte Angelica nichts dagegen, ihre Zeit weiterhin mit ihren geliebten Büchern zu verbringen. Doch seit sie in London ist, muss sie sich in der Gesellschaft zeigen. Aber ihre Gabe, Gedanken lesen zu können, verunsichert sie. Bis sie jemandem begegnet, der sie ohne Worte zu verstehen scheint. Könnte der mysteriöse Alexander ihr Seelenverwandter sein? Oder stellt er eine tödliche Gefahr dar? In London gehen plötzlich Gerüchte über grausame Vampire um, und Alexanders Name fällt dabei immer öfter.

 

  Autor: Mina Hebsen
Verlag: Goldmann
Erschienen: 01/2009
ISBN: 978-3-442-46917-8
Seitenzahl: 348 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Angelica Shelton Belamow hat sich schon oft gewünscht, wieder in ihrer russischen Heimat zu sein. Dort konnte sie sich, wann immer sie wollte, in die Bibliothek ihres Vaters zurückziehen und in die Welt der Bücher fliehen. Doch nun lebt sie bei ihrem Bruder in London, um in die Gesellschaft eingeführt zu werden und einen passenden Ehemann zu finden. Dabei hasst Angelica nichts mehr als große Menschenansammlungen, da sie über eine Fähigkeit verfügt, die ihr solche Gelegenheiten zur Qual macht: Sie kann die Gedanken der Menschen hören. Allerdings hat sie nie gelernt, mit dieser ungewöhnlichen Gabe umzugehen. Als sie eines Abends schon kurz davor ist, nach Hause zu gehen, geschieht etwas Ungewöhnliches: Plötzlich scheint jemand anders in ihren Gedanken zu lesen. Kann es wirklich sein, dass sie endlich jemanden gefunden hat, der ihre Gabe teilt, ja vielleicht sogar ein Seelenverwandter ist? Doch der mysteriöse Alexander ist zu schnell verschwunden, um das herauszufinden.
Auch Alexander macht an diesem Abend eine ungewöhnliche Entdeckung. Eigentlich hatte er geglaubt, alle Vampire in London zu kennen. Doch die junge Angelica ist ihm völlig fremd. Bevor er ihre Bekanntschaft vertiefen kann, muss er allerdings große Gefahr von den Vampiren der Stadt abwenden. Denn es gibt einen unter ihnen, der so skrupellos sein Unwesen treibt, dass schon die ersten Vampirjäger hellhörig werden. Alexander muss schnell handeln, und da bleibt keine Zeit für Gefühle. Doch die bezaubernde Angelica geht ihm nicht mehr aus dem Kopf.


Stil und Sprache
Das Buch beginnt mit einem Prolog, der fast 200 Jahre vor der eigentlichen Geschichte spielt. Dieser wirft einige Fragen auf und beschreibt Ereignisse, mit denen der Leser zunächst nicht viel anfangen kann. Rund 200 Jahre später, die Geschichte spielt aus heutiger Sicht noch immer weit in der Vergangenheit, lernen wir die Protagonisten kennen, die Geschwister Angelica und Mikhail. Gleich zu Beginn erfährt der Leser, was es mit Angelicas besonderer Gabe, Gedanken lesen zu können, auf sich hat. Die Vor- und Nachteile dieser Gabe werden gut nachvollziehbar, mit vielen Beispielen von Gedankengängen der Männer auf verschiedenen Bällen, dargelegt.
Die Spannung dümpelt ein wenig vor sich hin. Wir begleiten Angelica zu vielen Gesellschaften, immer auf der Suche entweder nach dem geheimnisvollen Alexander oder nach einem geeigneten Ehekandidaten. Dieser Teil zieht sich etwas in die Länge, obwohl die klare und relativ einfache Sprache der Autorin ein flüssiges Lesetempo vorgibt. In manchen Szenen erscheint mir die Ausdrucksweise der Figuren allerdings etwas zu modern und dem London im Jahre 1871 nicht unbedingt angepasst.
In einem zweiten Handlungsstrang geht ein Mörder umher, der die ganze Vampirwelt in Gefahr bringt. Dieser Sergej ist ein Abtrünniger der Vampire, der sich nicht an die Regeln und Gesetze der Clans hält. Er ist den Vampiren gut bekannt, und sie müssen versuchen, ihn möglichst schnell zu fassen, ehe durch seine Taten die Polizei auf die Vampire aufmerksam wird.
Im letzten Teil laufen beide Handlungen ineinander und die Ereignisse überschlagen sich fast. Es gibt einige überraschende Wendungen, von denen zumindest eine in meinen Augen doch sehr konstruiert und nicht ganz logisch wirkt. Mehr kann ich dazu jetzt natürlich nicht sagen.

Die Autorin erzählt ihre Geschichte in der 3. Person aus wechselnden Perspektiven, wobei Angelicas Sicht überwiegt. Aber auch der Mörder schildert einige Szenen aus seiner Sicht.


Figuren
Mina Hepsens Vampire widersprechen in manchen Punkten den gängigen Ansichten über Vampire. Sie vertragen Sonnenlicht, genau wie die Normalsterblichen, und sie töten keine Menschen. Sie ernähren sich von Tierblut, das formvollendet in kristallenen Gläsern serviert wird.
Insgesamt gesehen kommen mir alle Figuren, egal ob nun Vampire oder nicht, doch etwas blass vor. Die Einzige, die da ein wenig hervor sticht, ist Angelica. Sie ist die, sprichwörtliche, Schöne in dieser Geschichte, zauberhaft aussehend, sehr intelligent, aber doch im Innersten verzweifelt und natürlich noch Jungfrau. Sie leidet schwer unter ihrer Gabe, sie sieht es eher als Fluch an. So flüchtete sie schon in früher Kindheit in die Welt der Bücher und der Musik. Durch ihre Belesenheit ist sie in der Lage, in jeder Situation ein passendes Zitat zu servieren. Sie steckt in einem tiefen Zwiespalt, den der Leser gut nachvollziehen kann.
Prinz Alexander Kourakin ist Oberhaupt des Ostclans der Vampire. Er ist eigens nach London gekommen, um die Suche nach Sergej, dem Mörder, voran zu treiben. Ihm fällt die Rolle des Biestes zu. Obwohl er natürlich auch super gut aussehend ist, ist er aber doch leider ein Jahrhunderte alter Vampir. Durch ein dramatisches Ereignis in seiner wechselhaften Vergangenheit, hat er allen „zwischenmenschlichen“ Beziehungen abgeschworen. Ausgerechnet er trifft nun hier in London auf Angelica, die ihm von nun an nicht mehr aus dem Kopf geht. Es ist doch alles sehr klischeehaft und vorhersehbar.

Die Nebenfiguren sind fast alles Vampire, mal von Angelicas Bruder Mikhail und der gemeinsamen Tante abgesehen. Mikhail hat einen Herzfehler und muss vor aller Aufregung geschützt werden. Die Tante, Lady Dewberry, hat zum Schluss noch eine handfeste Überraschung parat. So richtig warm bin ich beim Lesen eigentlich mit keiner der Figuren geworden.


Aufmachung des Buches
„Unsterblich wie die Nacht“ liegt als Taschenbuch vor. Das Cover ist in Grautönen gehalten und zeigt den Kopf und Ansätze der Schultern einer grauhaarigen Schönheit, der ein kleiner Blutfaden aus dem Mundwinkel läuft. Darunter sind die bei fast allen Vampirromanen allgegenwärtigen Fledermäuse, auch wenn sie hier in diesem Buch keine Rolle spielen. Der Titel steht im unteren Drittel, wobei das Wort „Nacht“ in roten Buchstaben erscheint und sich so gut von dem Grau abhebt.
Auf der Rückseite gibt es eine ziemlich allgemein gehaltene Inhaltsangabe.


Fazit
Mina Hepsen hat einen netten, gut zu lesenden Roman verfasst, eine Mischung aus Liebes- und Vampirgeschichte. Wer blutrünstige Aktionen und atemlose Spannung sucht, ist mit diesem Buch nicht gut bedient. Als kurzweiliges Lesevergnügen für zwischendurch ist es jedoch sicher geeignet.


3 5 Sterne


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