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Pascha – die vorlaute Stimme aus dem Jenseits ist wieder da!

Pascha hat geistliche Gesellschaft bekommen, denn auch Ordensschwester Marlene hat nach ihrem Tod bei einem mysteriösen Klosterbrand den Weg in den Himmel nicht gefunden. Gemeinsam mit Rechtsmediziner Dr. Martin Gänsewein und dessen Nun-endlich-Freundin Birgit stürzt sich das Geisterduo in die Ermittlungen. Dabei geraten sie schnell in eine brenzlige Situation.

 

  Autor: Jutta Profijt
Verlag: dtv
Erschienen: 12/2009
ISBN: 978-3-423-21185-7
Seitenzahl: 286 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Der kleinkriminelle Autoknacker Pascha wurde ermordet. Jetzt geistert seine Seele durch das Rechtsmedizinische Institut von Köln. Der Einzige, zu dem Pascha Kontakt aufnehmen kann, ist der bieder-brave Rechtsmediziner Dr. Martin Gänsewein. Selbst das gestaltet sich schwierig, denn Martin liegt nach dem letzten gemeinsamen Abenteuer schwer verletzt im Krankenhaus. (s. „Kühlfach 4“).
Pascha langweilt sich, bis er unerwartete Gesellschaft bekommt: Auch Ordensschwester Marlene hat nach ihrem dramatischen Ableben bei einem Brand in ihrem Kloster noch nicht den Weg in den Himmel gefunden. Die resolute Nonne ist für Pascha zwar nicht gerade „eine echte Tussi“, aber dass bei dem Klosterbrand etwas faul ist, wittert seine Spürnase sofort. Gemeinsam mit dem noch rekonvaleszenten Martin und dessen Nun-endlich-Freundin Birgit will das ungleiche Geisterduo die Wahrheit ans Licht bringen.


Stil und Sprache
Wie auch schon im ersten Teil der Kühlfach-Reihe (tolle Bezeichnung, kommt direkt von der Homepage der Autorin), wird der Leser wieder direkt angesprochen, von Pascha, dem fasttoten Autoknacker, der das Licht am Ende des Tunnels nicht finden konnte. Pascha vermittelt dem Leser das Gefühl, nur für ihn alleine diese Geschichte zu erzählen. Es gibt einen direkten Draht zwischen Pascha als Erzähler und mir als Leser. Er hat die ganze Geschichte als eine Art Abschlussbericht über den Fall aufgeschrieben, denn „Tatsächlich ist es einfach supergeil, seine eigenen Verdienste bei der Lösung eines Kriminalfalls in angemessener Weise darzustellen.“ (S. 284). Diesen Abschlussbericht will er per E-Mail an einen Verlag schicken, der das Ganze dann als Buch herausbringt. Das scheint geklappt zu haben und so wird im Text immer mal wieder Bezug genommen auf Äußerungen, die die Lektorin zu bestimmten Passagen gemacht hat. Diese interessante Idee der Autorin lockert den Text gut auf.

Pascha erzählt seine Geschichte aus seiner Sicht in der Ich-Form. Da er aber in der Lage ist, gedanklich mit Martin Gänsewein zu kommunizieren, erfährt der Leser auch Martins Gedanken, so zu sagen aus erster Hand.
Die Autorin bedient sich einer flotten Sprache, die das Lesen leicht und locker von der Hand gehen lässt. Pascha hat immer noch eine ziemliche Proll-Sprache drauf, die ich an einigen Stellen etwas zu dick aufgetragen fand. Es gibt einige Wortschöpfungen, die ich so noch nicht gehört habe. Das Wort „salbadern“ war mir z.B. völlig unbekannt. Aus dem Satzzusammenhang ist es aber durchaus zu verstehen. Pascha hält nicht viel von Gott und von Kirche im Allgemeinen. Er gibt Äußerungen zu diesen Themen von sich, die ich persönlich nicht immer ganz passend finde. Das mag aber Geschmackssache sein.

Da hinter dem Brand im Kloster weit mehr steckt, als der geneigte Leser zunächst ahnt, gibt es eine stetig ansteigende Spannungskurve, die in einem echt dramatischen Finale endet.


Figuren
Pascha ist wieder da. Allen Lesern von „Kühlfach 4“ ist er natürlich gut bekannt. Alle anderen bekommen einen kurzen Abriss über sein bisheriges Leben und, das ist jetzt hier besonders wichtig, über sein Sterben und seine Suche nach dem Licht am Ende des Tunnels.
So langsam hat er sich ein wenig an den Gedanken gewöhnt, dass er noch hier bleiben muss. Er fühlt sich allerdings ziemlich einsam, da seine Kommunikation ja auf Martin Gänsewein beschränkt ist. Aber er versucht, das Beste aus seinem „Leben“ zu machen. Seine Stimmungen und Gedankengänge hat die Autorin gut wiedergegeben. In manchen Situationen hatte ich direkt Mitleid mit ihm, etwa, wenn in der Notaufnahme, die er gerne besucht, die Seelen der gerade Verstorbenen wie der Blitz an ihm vorbeisausen und er genau weiß, diese Seelen haben das Licht gefunden. So ist Pascha ziemlich erstaunt, als er in der Krankenhauskapelle noch so eine gestrandete Existenz findet, Schwester Marlene. Auch sie hat das Licht nicht gefunden, für eine Ordensschwester schon erstaunlich, denkt Pascha.
In Pascha und Marlene treffen wieder zwei Figuren aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Auf der einen Seite der Autoknacker, macht auf harter Typ, große Klappe, und auf der anderen Seite Marlene, Ordensschwester, leider ermordet, aber trotzdem mit unerschütterlichem Gottvertrauen. Es ist interessant zu verfolgen, wie sich diese beiden Charaktere im Laufe der Geschichte einander in ihren Eigenschaften nähern. Auch mit Marlene kann sich der Leser gut identifizieren, ihre Gedanken gut nachverfolgen. Besonders die Szene, in der sie mit Gott hadert, weil sie in dieser Welt festhängt, trotz ihres bis dahin festen Glaubens, hat mich sehr angesprochen.
Eine weitere wichtige Rolle spielt Dr. Martin Gänsewein. Er leidet noch immer darunter, dass außer ihm niemand mit Pascha Kontakt aufnehmen kann. Kollegen und Freunde halten ihn mittlerweile auch für leicht übergeschnappt. Mit allerlei physikalischem Firlefanz versucht er, Pascha loszuwerden. Seine Motive hierfür sind durchaus nachvollziehbar, weiß er doch nie genau, wobei er jetzt gerade von Pascha beobachtet wird.
Es gibt einige Nebenfiguren. Sie alle sind gut ausgearbeitet, nicht zu ausführlich, aber auch nicht zu blass, genau richtig.


Aufmachung des Buches
Das Buch kommt aus dem Deutschen Taschenbuch Verlag, damit ist klar, in welcher Form es vorliegt. Das Cover ist matt schwarz. Im unteren Drittel ist ein Teil eines Skelettschädels zu sehen, über dem ein Heiligenschein schwebt. Es bleibt dem Leser überlassen, ob dieser Schädel nun zu Pascha oder vielleicht auch zu Marlene gehört. Auf jeden Fall ist das Cover absolut passend zum Inhalt des Buches und stellt einen Zusammenhang zum ersten Teil der Reihe „Kühlfach 4“ her.
Der Titel des Buches und der Name der Autorin stehen darüber, das Wort „Kühlfach“ im schönen knalligen Rot. Relativ klein, aber dennoch gut zu lesen, steht auf der Vorderseite der Hinweis: „Pascha ist wieder da!“ Damit ist dem potentiellen Leser klar, dass das vorliegende Buch Teil einer Reihe ist.
Auf der Rückseite gibt es eine kurze Inhaltsangabe.


Fazit
„Pascha ist wieder da!“ Dieser Satz sagt alles. „Im Kühlfach nebenan“ ist die gelungene Fortsetzung der Geschichte um den Autoknacker Pascha. Wieder gibt es eine interessante Verbrecherjagd mit unkonventionellen Methoden und einer gehörigen Prise Humor. Wer „Kühlfach 4“ mit Begeisterung gelesen hat - so wie ich - kommt an „Im Kühlfach nebenan“ nicht vorbei. Aber auch Quereinsteiger werden an dieser Geschichte ihre Freude haben. Sie bietet kurzweilige Krimiunterhaltung und macht Lust auf mehr.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Kühlfach 4

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