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Schüchternheit, Sprachlosigkeit und andere Peinlichkeiten hielt Ismael eigentlich für überwunden. Seit er mit dem Überflieger Scobie, Draufgänger Razza, dem Faktenfreak Ignatius und dem Science-Fiktion-Fan Bill den Debattierklub gegründet hat, übt er sich im selbstbewussten Redenschwingen und bietet sogar Schulrowdy Barry die Stirn. Nur seiner Herzensdame Kelly ist Ismael noch nicht nähergekommen. Als er sie auf einer Geburtstagsparty endlich wieder sieht, versinkt er abwechselnd in wirre Stotterei und qualvolles Schweigen. Kein Wunder, dass sie lieber mit dem schönen Brad Händchen hält. In dieser verfahrenen Situation kann nur noch Razza helfen. Der selbst ernannte „Master of Love” hat sofort einen genialen Plan: Mit einer Mischung aus Dichtkunst und Musik soll Ismael Kellys Herz erobern. Was könnte da wohl noch schiefgehen ...? 

 

  Autor: Michael Gerard Bauer
Verlag: Hanser Belletristik
Erschienen: 27. Juli 2009
ISBN: 978-3-446-23374-4
Seitenzahl: 320 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Ismael, nachdem das “Ismael-Leseur-Syndrom” benannt ist, hat so seine Schwierigkeiten, seiner angebeteten Kelly zu sagen oder zu zeigen, wie sehr er sie mag. Und wie sollte es bei einem Menschen mit dem “Ismael-Leseur-Syndrom” auch anders sein? Es häufen sich die peinlichen Missgeschicke. Die Möglichkeit, Kelly zu erobern, scheint in weite Ferne gerückt zu sein. Auch wenn Razza alle Register zieht, um seinen Freund zu unterstützen, so ist dieser von dessen Engagement nicht sonderlich begeistert. Überhaupt gerät vieles in seinem Umfeld in Bewegung und etliche Menschen scheinen nicht mehr die zu sein, die sie bisher waren. Er ist ziemlich irritiert als er erfährt, dass sein Vater früher der Leadsänger der “Seekühe”, einer lokalen Kultband, war, die nun ein Comeback plant, oder als er entdeckt, dass sich seine kleine Schwester für Jungs interessiert.


Stil und Sprache
Dieses Buch ist die Fortsetzung von “Nennt mich nicht Ismael!”, man muss aber den Vorgänger nicht gelesen haben, um sich in die Geschichte einfinden zu können. Die wichtigsten Informationen erhält man zu Beginn in kurzen Rückblicken oder Kommentaren des Ich-Erzählers Ismael.
Der Autor M.G.Bauer glänzt zuallererst durch seine bildhafte Sprache, seine ungewöhnlichen Vergleiche  ("...als wäre ich ein Affe mit einem Amboss als Zungenpiercing.” S.287) und eine kreative Wortwahl (“Zungenduelle”). Natürlich dürfen übliche Redewendungen, wie z.B. die vom Hasen, der im Pfeffer liegt, nicht fehlen. Wer nun glaubt, ein Witz reihe sich an den nächsten und die Oberflächlichkeit regiere, der irrt sich. Es gibt ernste, emotional anrührende Szenen, die tief in das Innere der beteiligten Personen blicken lassen, ganz ohne Pathos und Gefühlsduselei. Zudem gelingt dem Autor das Kunststück, alltägliche Situationen und Gespräche so zu schildern, dass man glaubt, gerade etwas ganz Außergewöhnliches mitzuerleben. Ismael berichtet sehr offen von seinen Gefühlen und spart auch Peinlichkeiten nicht aus. Pubertät war halt noch nie einfach, ob nun mit oder ohne “Ismael-Leseur-Syndrom”.

Das Buch spricht verschiedene Themen an, die aber nicht alle gleich gut ausgearbeitet wurden. Vor allem der Handlungsteil um das Comeback der “Seekühe” bildet einen Fremdkörper innerhalb der Geschichte, dem es zudem an Glaubwürdigkeit mangelt. Da scheinen die eigenen Sehnsüchte mit dem Autor durchgegangen zu sein, der selbst gerne Gitarre spielt, wie man in der Kurzbiografie am Ende des Buches erfährt.


Figuren
Bedingt durch die Ich-Erzählung bleiben manche Figuren eher blass oder bedienen Klischees, wie z.B. der hochbegabte Ignatius, der fast völlig auf seine Intelligenz reduziert wird. Im Grunde hat die Geschichte zwei Hauptpersonen, Razza und Ismael, der Rest fristet ein Statistendasein. Das ist bedauerlich, denn die allermeisten Personen kennt man bereits aus “Nennt mich nicht Ismael!”  wo sie ein gut aufeinander eingespieltes Team bildeten.
Die Mädchen sind für Ismael und Razza wie weiße Flecken auf einer Landkarte, unbekannte Aliens aus dem All. Sie besitzen wohl deshalb wenig eigene Persönlichkeit und scheinen dem Autor eher als “Anschauungsmaterial” dafür zu dienen, Jungs zu zeigen, wie man sich diesen “Wesen” gegenüber benimmt und was ein absolutes „No go“ darstellt –  fremde Tagebücher lesen, zum Beispiel. Schade fand ich auch, dass Barry Bagsley, der Klassentyrann und eine der wichtigen Figuren aus dem ersten Band, kurz von seiner menschlichen Seite gezeigt wird und danach sang- und klanglos in der Versenkung verschwindet. Da wurde Potenzial zugunsten der “Seekühe” verschenkt.


Aufmachung des Buches
Das Cover des gebundenen Buches zeichnet sich durch eine zurückhaltende Farbgebung aus. Es zeigt Ismael und Kelly, davor den Schattenriss der Band. Den Zeichenstil könnte man als comic-ähnlich beschreiben. Auf der Innenseite werden die handelnden Personen in ihren Beziehungen zueinander dargestellt. Etwas ungewöhnlich ist die Idee, im Innenteil am Ende des Buches noch einmal dieselben Personen zu zeigen, wobei sie nun die Plätze gewechselt haben und neue Gruppierungen bilden, je nachdem wie wichtig sie inzwischen für Ismael geworden sind.
Ein ausführliches Inhaltsverzeichnis ergänzt den Roman. Den einzelnen Kapiteln sind die Liedtexte der “Seekühe” vorangestellt.


Fazit
Ein zwar thematisch etwas unausgewogenes, aber amüsantes und gut lesbares Buch über die Sorgen und Nöte verliebter Jungs, dessen offenes Ende förmlich nach einer Fortsetzung schreit.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Nennt mich nicht Ismael

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