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Der Pariser Gargoyle Grim ist ein Schattenflügler, seine Aufgabe ist es, das steinerne Gesetz zu wahren, dass niemals ein Mensch von der Existenz seines Volkes erfahren darf. Doch eines Tages wird dieses Gesetz gebrochen und Grim begegnet der jungen Sterblichen Mia, die über eine besondere Gabe verfügt: Sie ist eine Seherin des Möglichen. Mia gerät in den Besitz eines rätselhaften Pergaments, das mit merkwürdigen Schriftzeichen bedeckt ist, die sie nicht entziffern kann. Kurz darauf wird sie von gefährlichen Anderwesen verfolgt. Gemeinsam beschließen Grim und Mia, das Geheimnis des Pergaments zu ergründen. Sie ahnen nicht, dass sie sich damit auf eine gefährliche Reise begeben. Denn sie sind einem Rätsel auf der Spur, das nicht nur ihr eigenes Leben bedroht, sondern das Schicksal der ganzen Welt …

 

Grim  Autor: Gesa Schwartz
Verlag: Egmont LYX
Erschienen: 15.03.2010
ISBN: 978-3-8025-8303-2
Seitenzahl: 688 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Diesen komplexen Roman in wenigen Worten zusammenzufassen, ist nicht einfach. Dennoch werde ich versuchen, der Geschichte auf wenigen Zeilen gerecht zu werden:

Eine Welt, die neben der uns Bekannten existiert. Eine Welt der Magie und der Fabelwesen. Eine Welt der Gargoyles.
Seit dem Zauber des Vergessens ist es den Menschen nicht mehr möglich, diese Welt mit ihren Bewohnern zu erkennen. Sie existieren nebeneinander, doch die Menschen wissen nichts davon - bis auf einige wenige, die sogenannten Hartide. Diese Menschen, die es nicht verlernt haben, das Wunderbare und Außergewöhnliche zu sehen, sind einsame Menschen, denn sie können ihr Wissen mit niemandem teilen; niemand glaubt ihnen.
Als Mia feststellt, dass sie ein Hartid ist, verändert sich ihr Leben schlagartig. Innerhalb kürzester Zeit muss sie lernen, in dieser ihr neuen Welt zurechtzukommen, denn es gilt, ein Pergament von unschätzbarem Wert zu beschützen. Gerät dieses in die falschen Hände, bedeutet das den Untergang. Und Seraphin, ein unermesslich mächtiger Schwarzmagier, versucht alles, um das Pergament in seinen Besitz zu bringen. Doch was hat er vor? Will er die Welt der Menschen und Gargoyles zerstören oder will er sie einen?
Zunächst widerwillig steht Mia der Gargoyle Grim zur Seite. Eine alles andere als alltägliche Beziehung, denn die Gargoyles hegen einen großen Hass gegen die Menschen, die einst versucht haben, sie zu vernichten. Gemeinsam geraten Grim und Mia in ihr wohl größtes Abenteuer, müssen Gefahren überstehen und gemeinsam einen Weg finden, ihrer Aufgabe gerecht zu werden. Nicht selten stellt sich die Frage, wem sie dabei trauen können.


Stil und Sprache
Der Leser landet mitten in der Geschichte. Zunächst wird der Gargoyle Grim eingeführt. Hinweise auf Vampire, Werwölfe und die von den Menschen unentdeckte Welt der Magie, sowie Andeutungen auf eine Mordserie, der ausschließlich überaus mächtige Geschöpfe zum Opfer gefallen sind, locken den Leser unmittelbar in das Geschehen hinein. Gesa Schwartz hält sich jedoch nicht lange mit Erklärungen auf, sondern stürzt Grim - und damit auch den Leser – sogleich in eine spannende, actionreiche Szene.
Gemeinsam mit Mia lernt der Leser die magische Welt, die sich dank des Zaubers des Vergessens unentdeckt inmitten der Welt der Menschen befindet, kennen. Dabei steht ihr Jakob, ihr Bruder, zur Seite, der selbst ein Hartid ist und schon viel Erfahrung sammeln konnte. Die Erklärungen Jakobs sind dabei teilweise sehr ausschweifend; nicht uninteressant, doch sie bremsen das Tempo des Romans stellenweise ein wenig aus. Doch diese wenigen Passagen, in denen das der Fall ist, sind schon bald vergessen, denn kurz darauf zieht Gesa Schwartz das Tempo wieder enorm an und der Leser flieht mit Mia und Jakob durch Ghrogonia, die unterirdische Stadt der Gargoyles.

Durch ihren bildlichen Schreibstil schafft die Autorin scheinbar mit Leichtigkeit Atmosphäre. Mit wenigen treffenden Worten vermittelt sie Spannung, Freude und Leid, versteht es aber auch hervorragend, dem Leser in gruseligen Passagen eine Gänsehaut über den Körper zu jagen. Man hält hier einen Fantasy-Roman mit mystischen, aber auch herrlichen Horrorelementen in den Händen. Dabei möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass manche Szenen nichts für zart Besaitete sind …
Spannung kommt ebenfalls nicht zu kurz, sondern wird die ganze Geschichte über aufrecht gehalten. Dabei gibt es immer wieder Spannungsspitzen, bei denen die Seiten nur so vorüber fliegen und der Leser das Buch sicherlich nicht mehr aus der Hand legen mag. Cliffhanger am Kapitelende tun ihr Übriges dazu, dass sich die knapp 700 Seiten zügig lesen lassen.

Der Roman wird in der dritten Person wiedergegeben. Dabei wechseln sich zwei Handlungsstränge geschickt ab, wodurch der Leser das Geschehen mal aus Mias, mal aus Grims Sicht erlebt. Immer wieder laufen die Handlungsstränge zusammen, wobei dann die Perspektive von Mia zu Grim wechselt. Dadurch ist der Leser immer dicht bei den beiden Hauptfiguren und schließt sie schnell ins Herz.
Sehr gut gelungen ist es der Autorin auch, den jeweils zur Figur passenden Ton zu treffen. So merkt der Leser sofort, ob gerade aus Grims oder Mias Sicht erzählt wird und in welcher Stimmung sich die Figur aktuell befindet. Der Tonfall wechselt von bodenständig zu ironisch, von kriegerisch zu träumerisch, von ernst zu verspielt.

Das Ende des Romans gibt nicht auf alle Fragen Antworten, wohl aber auf die Meisten. Dennoch drängt sich die Frage auf, wann man mit dem zweiten Band rechnen darf …


Figuren
Wunderbare Figuren bevölkern diesen Roman. Zunächst ist da Grim, seines Zeichens Gargoyle und ein Schattenflügler. Er hat immer einen lockeren Spruch auf den Lippen und kann bei seinen meist herrlich ehrlichen und fiesen Gedanken froh sein, dass diese ihm allein gehören. Er gibt sich nach außen hart und unnahbar, doch im Innern ist er ein herzlicher, liebenswürdiger und auch sensibler Typ. Er ist keinesfalls perfekt, ist durchaus auch aufbrausend und macht Fehler. Doch gerade diese Eigenschaften machen ihn zu einer authentischen und liebenswerten Figur, die der Leser schnell ins Herz schließen wird – genau wie Mia, die ihn schnell lieben lernt. Die Siebzehnjährige hat ein großes Mundwerk, gehört zur schwarzen Szene (‚Grufti’) und ist ein Hartid. Doch dies findet sie zu Beginn der Geschichte selbst erst heraus und muss sich in der ihr völlig neuen, magischen Welt erstmal zurecht finden. Ihr zur Seite steht zunächst ihr Bruder Jakob, später schließt sie sich mit Grim zusammen, um die Welt vor Seraphin von Athen zu schützen. Dieser finstere Geselle ist der Anführer des mächtigsten Schwarzmagierordens, von dem man bisher gehört hat. Seine Pläne sind zunächst nicht völlig ersichtlich, was unter anderem auch daran liegt, dass er es versteht, sie hervorragend zu verpacken. Er ist ein guter Redner, der seine Anhänger zu blenden versteht. Und doch ist er nicht durchweg böse. Gesa Schwartz kennt keine Schwarz-Weiß-Malerei, vielmehr lässt sie ihre Figuren in allen Farben schillern. Doch nicht nur die beiden Protagonisten und der Antagonist Seraphin sind detailliert und dreidimensional ausgearbeitet, auch die Nebenfiguren stecken voller Leben. Vor allem Remis, der scheinbar ständige Begleiter Grims, ist eine tolle Figur, deren Beziehung zu Grim einfach allerliebst ist. Ihre Zärgereien und Sprüche geben dem Roman die richtige Würze, lockern das Geschehen bisweilen auf und bringen ordentlich Humor in den Text.


Aufmachung des Buches
Wem die reine Coverabbildung schon zusagt, der wird das Buch umso mehr lieben, sobald er es in den Händen hält - ein wahres Schmuckstück, das man lange Zeit einfach nur anschauen möchte, um alle Details zu erfassen! Der golden glänzende Titel und die mit Spotlack hervorgehobenen Ornamente veredeln diese durch und durch gelungene Covergestaltung gekonnt. Auf den Vorsatzpapieren findet sich vorne wie hinten eine doppelseitige, in bläulichem Grau gehaltene Zeichnung, ein gelbes Lesebändchen vervollständigt die wunderschöne Hardcover-Ausgabe. Dieses Buch wird ganz sicher viele Blicke auf sich ziehen und positiv aus der Masse der Fantasy-Neuerscheinungen herausstechen - und das nicht nur optisch!


Fazit
Gesa Schwartz legt hier einen beachtenswerten Debüt-Roman vor. Sie entführt den Leser in eine Welt fernab der ausgetretenen Pfade der Fantasy-Literatur - in eine Welt gespickt mit Humor, Freundschaft und Liebe, aber auch Trauer, Hass und Intrigen.
Die bildliche Sprache, lebendige Figuren und Spannung von der ersten bis zur letzten Seite machen diesen Roman für Fantasy-Leser zum Muss.


5 Sterne


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