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Kategorie: Fun

Helden, wie die Welt sie braucht!!

Die feindliche Übernahme unseres Planeten steht kurz bevor! Aliens! Nazis! Sektierer!

Doch Macs frisch erlangtes Vaterglück kann im Moment rein gar nichts trüben. Nicht einmal, als die Suche nach der schönen Alix die furchtlosen Helden in ein Nest nahe White Sands führt, dessen Bevölkerung von Ausserirdischen entführt worden zu sein scheint, vergeht unseren Amerikareisenden ihre gute Laune – bis auf Tony, der in eine tiefe Sinnkrise, auf allerlei Abwege und schließlich in die Hände finsterer Nazi-Schergen gerät.

Andernorts wird derweil das Geheimnis um die wahre Identität der mysteriösen ausserirdischen Prinzessin und ihrer verschollenen Untertasse gelüftet, für die sich unsere bildhübsche chinesische Musteragentin besonders zu interessieren scheint…

Rasant und ohne jede Skrupel treiben die Autoren dieses modernen Klassikers spitzzüngiger frankobelgischer Comicsatire ein aberwitziges Slapstik-Feuerwerk in bester Road-Movie-Manier von einem zündenden Gag zum nächsten. Und ein Ende dieser Reise ist noch längst nicht in Sicht…

 

Autor: Yann
Illustration: Conrad
Verlag: Finix Comics
Erschienen: 11/2009
ISBN: 978-3-941236-11-0
Seitenzahl: 64 Seiten
Altersgruppe: ab 15 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
Der umfassenden Beschreibung des Buchrückentextes kann und möchte ich nichts weiter hinzufügen, will ich für den Leser des Comics doch nicht vorausgreifen und zu viel verraten. Die Geschichte ist ein oft lustiger Mix aus kuriosem Humor, Anzüglichkeiten und Klischees, so werden z.B. die Kommunisten und die Nazis durch den Kakao gezogen, aber auch die amerikanische Gesellschaftsform kriegt ihr Fett weg.

Für diejenigen Leser (wie mich), welche die vorangegangenen Bände noch nicht kennen, sei gesagt, dass ein Einstieg mitten in die Serie durchaus möglich ist und die Handlungen größtenteils verstanden werden, sich aber manche „Insider“ nicht unbedingt erschließen. Da man auch einige der Nebenfiguren und ihre Hintergründe nicht so intensiv kennenlernt, sei empfohlen, zunächst mit den ersten Bänden der Serie zu beginnen.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Entgegen der Machart von den meisten Graphic Novels ist die grafische Gestaltung von „Helden ohne Skrupel“ im typischen westeuropäischen Comicstil gehalten, vergleichbar vielleicht mit Werken wie „Asterix“ oder „Gaston“. Damit ist er einfacher und weniger detailreich, aber auf keinen Fall plumper gehalten, denn die Zeichnungen von Conrad sind unbestreitbar liebevoll. Die Figuren haben mehr oder weniger große, runde Ohren, mal eine kartoffel-, mal eine hakenförmige Nase, immer passend zu den urigen Charakteren. Auch die Proportionen stimmen nicht unbedingt, Macs Hand ist in einer Szene ähnlich groß wie der ganze Kopf seiner Tochter. Aber das darf so sein, der Schwerpunkt liegt bei solchen Comics eher auf Unterhaltung, und das gelingt dem Illustrator ohne weiteres. Die Handlung nimmt kein Blatt vor den Mund, reichlich gestreut sind obszöne Anspielungen, auch gibt der Grafiker gelegentlich Blicke auf die nackte Alix oder die verrückte Diana beim Sex – daher meine Altersempfehlung für die Leser.

Die Farben sind lebendig und intensiv, ohne jedoch zu knallig auszufallen. Die Anordnung der Bildkästchen ist klassisch-rechteckig, die schwarze Rahmung betont die Farben und die Bildkontraste zusätzlich. Auf Andeutungen zu vorhergehende Comicbände, Fremdwörter oder gar fremdsprachige Phrasen wird in Fußnoten am unteren Rand der Seite eingegangen. Häufige Szenenwechsel erhöhen das Tempo und halten den Leser auf Trapp, zumal er nicht immer auf den ersten Blick erkennt, ob es sich bei den Szenen nun um einen Traum, eine Erinnerung oder die Gegenwart handelt.

Der Comic hat einen ganz eigenen, etwas makaberen und nicht selten skurrilen Humor, z.B. als die Amis den Wissenschaftler von Braun missbrauchen, um im Wettrüsten die H-Bombe zu erschaffen und damit ein Loch durch den Mond zu sprengen, um die waffenmäßige Überlegenheit gegenüber den Kommunisten zu beweisen. Die Sprüche sind meist schräg und morbide, aber selten mal auch etwas flach, so spricht der gerade erblindete Colonel davon, dass es ihm die Augen geöffnet habe und bestimmte Fakten ins Auge stechen. Nichtsdestotrotz sind die Lacher vorprogrammiert. Die Texte sind unterhaltsam, wenn auch stellenweise – aber passend zur Szene bzw. zum Charakter – einfacher und manchmal auch naiver. Die Schriftgestaltung der Dialoge ist überwiegend comictypisch und in Großschrift, klasse fand ich aber die Darstellung der Nazi-Befehle, die sich stilistisch durch eine altdeutsche Schriftart hervorheben und – wie sich das bei deutscher Gründlichkeit gehört – in Groß- und Kleinschrift von den restlichen Wortlauten differenzieren.


Aufmachung des Comics
Finix Comics hat den zehnten Band der Reihe „Helden ohne Skrupel“ in einer Softcoverbroschur im A4-Format aufgelegt. Der Comic ist tadellos verarbeitet, sowohl der Karton des hochglänzenden Buchumschlages, als auch das seidenmatte, griffige Papier im Inneren sind von guter Qualität. Das ebenfalls liebevoll gestaltete Cover zeigt die kleine Jade auf dem Rücken eines galoppierenden Pferdes, gefolgt von Mac, dem Schwein Roland und Tim im roten Auto, im Hintergrund zeichnen sich schattenhaft die Raketen der Amerikaner vor dem Sternenhimmel ab. Auf der Rückseite sind Tony, Mac, Tim und Roland zu sehen, die sich an den Schriftzug „Helden ohne Skrupel“ lehnen, eine umfassende Inhaltsbeschreibung komplettiert das Werk.


Fazit
Diese Satire nimmt kein Blatt vor den Mund, ist skurril, klischeehaft und auch schon mal obszön – einfach schön, einfach anders. Die Zeichnungen sind - genau wie die Geschichte - sehr unterhaltsam, die Aufmachung des Comics hochwertig. Allerdings empfehle ich denjenigen, denen die Serie noch unbekannt ist, zunächst die vorangehenden Bände zu lesen, bevor man sich dem 10. Band widmet. Aber es lohnt sich allemal.


4 Sterne


Hinweise
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