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Yokohama, 1995.
Makoto Kubota ist ein Einzelgänger, ein sonderbarer Bursche, ohne Gefühle, ohne Vergangenheit. Als Anführer einer Yakuza-Nachwuchsorganisation führt er ein Leben zwischen Glücksspiel, Drogenhandel und Prostitution – bis "W.A." auf den Markt kommt, eine rätselhafte, neuartige Droge mit erschreckenden Nebenwirkungen…

 

  Autor: Kazuya Minekura
Illustrationen: Kazuya Minekura
Verlag: Carlsen Manga
Erschienen: November 2005
ISBN: 978-3-551-78731-6
Seitenzahl: 164 Seiten
Altersgruppe: ab 15 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
Der Inhaltsangabe des Verlages habe ich nicht mehr viel hinzuzufügen, ohne Wesentliches der Handlung zu verraten. Es geht um zwei verfeindete Yakuza-Clans (japanische Mafia), die mit Drogen handeln. Die Hauptperson des Mangas, der 16-jährige Makoto Kubota, wird zum neuen Anführer für die Jugendgruppe eines der Clans auserkoren. Alles an ihm ist widersprüchlich und rätselhaft, doch gerade das macht ihn aus. Ohne mit der Wimper zu zucken, ist er im Stande zu töten, gleichzeitig begräbt er eine herrenlose, tote Katze. Wie der Titel schon sagt, wird die Droge Wild Adapter ebenfalls eine wichtige Rolle spielen.

Sowohl über die Hauptperson Kubota als auch die Droge W.A. hält sich die Autorin in Band 1 noch recht bedeckt, sie gibt gerade mal so viel preis, um dem Leser das sichere Gefühl zu vermitteln, dass hier großes Potential für eine gut durchdachte, spannende und mysteriöse Geschichte besteht.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Kazuya Minekuras Zeichenstil beweist in zweierlei Hinsicht Mut zur Individualität. Zum einen stattet sie ihre Charaktere mit realistischen, asiatischen Gesichtszügen aus, was in der japanischen Mangalandschaft eher Seltenheitswert hat, zum anderen wirken ihre skizzenhaften Zeichnungen auf den ersten Blick irgendwie „unfertig“. Dieser Eindruck kommt dadurch zustande, weil kaum Rasterfolie für Akzentuierungen und Schattierungen eingesetzt wird. Es ist eine fürs Auge harte Optik mit scharfkantigen Schwarz-Weiß-Konturen. Sehr auffällig und ungewöhnlich sind auch die schwarzen Seiten, auf denen die einzelnen Bilder in 0,5 - 1,5 Zentimeterabständen angeordnet sind. Auf diese Weise entsteht der Eindruck, die Bilder wären mit dicken schwarzen Umrandungen versehen. Insgesamt wird die düstere, mysteriöse Handlung durch das vorherrschende Schwarz optisch vorteilhaft unterstrichen.

Mit detailreichen Hintergrunddarstellungen wird eher spärlich umgegangen, folglich konzentriert sich der Blick des Lesers voll und ganz auf die Akteure. Diese machen allesamt einen recht kaputten und gleichzeitig coolen Eindruck. Logisch, wir haben es hier schließlich mit harten, zähen Kerlen von der Mafia zu tun, die nicht nur mit Drogen handeln, sondern diese wahrscheinlich auch konsumieren wie unsereins gesunde Biokost, und Schlägereien gehören in diesem Milieu genauso zur Tagesordnung. Um dies alles zum Ausdruck zu bringen, bedient sich die Mangaka nur weniger stilistischer Tricks: Die Körperstatur ihrer Figuren ist spindeldürr und ausgemergelt, mit eingefallenem Brustkorb und herausstehenden Rippen, die Augen blicken trübe und gelangweilt, das Gesicht ist mit Heftpflastern verklebt, im Mundwinkel baumelt eine Zigarette und die Hände sind in den Hosentaschen vergraben. Bei der Darstellung der Gesichter wird als stilistisches Ausdrucksmittel öfter mal ein Auge, die Nase oder der Mund weggelassen. Als Kontrast zu dieser Minimierung verwendet die Mangaka wiederum große Sorgfalt auf Kleidung, wo jede einzelne Falte erkennbar ist. Kampfszenen kommen meistens mit 1-2 Bildern aus, was heißen soll, Kubota ist kampftechnisch so fit, dass er seine Gegner ruck-zuck außer Gefecht setzt. Blutige, gewalttägige Szenen beschränken sich genauso aufs Wesentliche. Sie lassen die Geschehnisse zwar im Ansatz erkennen, ufern aber niemals in ausgedehnte Bildstrecken aus. Mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie ein entblößter männlicher Oberkörper fügen sich auch die nackten Brüste der weiblichen Charaktere ein, ohne obszön zu wirken. Eine Sexszene ist ebenfalls vorhanden, die aber nur vage angedeutet wird.

Japanische Begriffe und Fachausdrücke sind mit einem Sternchen gekennzeichnet und werden noch auf derselben Seite übersetzt bzw. erklärt. Die recht großen Sprechblasen nehmen viel Platz ein und verdecken teilweise die Zeichnungen, andererseits ist der Text darin großzügig platziert, so dass er nicht hinein gequetscht wirkt. Sämtliche Geräusche sind üblicherweise mit Großbuchstaben in den Zeichnungen kenntlich gemacht. Als Besonderheit sei noch die Erzählweise erwähnt, denn sie wird nicht aus Perspektive der Hauptfigur geschildert, sondern von einem der Nebencharaktere. Auf diese Weise erschließt sich Kubotas Charakter dem Leser aus einer fremden, distanzierten Sicht, was ich einen durchaus interessanten Ideenansatz finde. Die Handlung ist in sechs Kapitel plus Extrakapitel unterteilt, wobei alle Kapitel mit schönen Coverillustrationen in schwarz-weiß versehen sind. Auf ein Nachwort der Autorin müssen wir allerdings verzichten.


Aufmachung des Comics
Das Taschenbuchformat ist etwas größer als bei Mangas üblich, was auch den teureren Preis erklärt. Das Coverbild ist zweigeteilt in eine matte und eine glänzende Oberfläche, wobei die farbige Illustration mit der Hauptperson Kubota den glänzenden Teil einnimmt. Dadurch, dass die Abbildung im Querformat hier hochkant - entgegen der Blickrichtung - gesetzt wurde, ist das Cover ein ungewohnter Blickfänger, an dem das Auge hängen bleibt. Rechts von der Illustrierung finden sich Titel und Name der Autorin in rot-weißen Großbuchstaben, zusammen mit einer schlüsselhaften Textpassage aus dem Manga in Englisch. Auf der Rückseite bildet eine rotstichige Luftaufnahme von einer Großstadt den Hintergrund, auf dem eine kurze Inhaltsangabe in Weiß abgedruckt ist. Als Extra-Bonbon wurden diesem Band vor dem ersten Kapitelbild vier ganzseitige, schwarz-weiß-rote Illustrationen auf mattglänzendem Papier beigefügt.


Fazit
Ein äußerst gelungener Einstieg in eine mehrbändige Mystery-Serie, die erfreulicherweise weder eine beängstigende Grundstimmung erzeugt noch zu brutal daherkommt. Sie hält stets die schwierige Balance eines goldenen Mittelweges, wobei hier im 1. Band der rote Faden in der Handlung noch nicht so recht auszumachen ist, was den Leser umso neugieriger auf die Folgebände machen wird. Die Geschichte ist vorerst hauptsächlich als düsterer Krimi im Mafia-Milieu anzusehen, in welchem Ausmaß in den Folgebänden eventuell Horror- oder übersinnliche Elemente einfließen werden, bleibt abzuwarten. Zielgruppe sind ältere Jugendliche und Erwachsene.


5 Sterne


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