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Aktien statt Arancini, Spekulationen statt Spaghetti, Börse statt Balsamico – auch in Sizilien hofft man auf das schnelle Geld. Und genau das verspricht Emanuele Gargano, der ‚Magier der Finanzen’. Doch plötzlich ist der Mann spurlos verschwunden. Und mit ihm das Geld der Bevölkerung. Alle jagen den Dieb, doch Commissario Montalbano ahnt, dass hinter der Sache ein ganz anderes Verbrechen steckt.

 

Der Kavalier der späten Stunde  Autor: Andrea Camilleri
Verlag: Lübbe
Erschienen: 2003
ISBN: 978-3-404-92142-9
Seitenzahl: 253 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Es ist ruhig in Vigata, zu ruhig. Darum macht sich Salvo Montalbano auch gleich auf, als er - von Catarella angerufen - erfährt, das im Büro der ‚König Midas’ ein Bewaffneter die Angestellten bedroht. Vor Ort angekommen findet er Mariastella Cosentino wie versteinert hinter ihrem Schalter sowie seine Mitarbeiter Augello, Fazio und Galluzzo, die sich im Takt der zitternden Hand des Täters bewegen. Geometra Salvatore Garzullo kam gerade aus dem Krankenhaus, als er erfuhr, das sein ganzes Geld, das er Emanuele Gargano, dem Chef der ‚König Midas’, anvertraut hatte, mit Selbigem verschwunden war. Da tickte er völlig aus und ging in das Büro, um sein Geld mit Waffengewalt zurück zu fordern. Montalbano schafft es, ihn zum Aufgeben zu überreden, doch der Geometra wird von den mittlerweile zahlreichen Schaulustigen wie ein Held gefeiert. Halb Vigata hat sein Geld bei Gargano gelassen. Doch was ist wirklich passiert, hat Gargano das Weite gesucht und sitzt nun auf einer Südseeinsel? Die Lage wird nach der Befragung der noch vorhandenen Mitarbeiterinnen Cosentino und Michela Manganaro immer undurchsichtiger. Von Michela erfährt Montalbano das Gargano mit Giacomo Pellegrino ein Verhältnis hatte, doch der sei auch verschwunden. Als Pellegrino dann erschossen im versenkten Wagen von Gargano gefunden wird, scheinen sich die Bilder in Salvos Kopf zu formen.


Stil und Sprache
Andrea Camilleri greift immer auch aktuelle Themen des Weltgeschehens, mindestens aber aus seiner italienischen Heimat auf und verpackt diese in spannungs- und emotionsgeladene Geschichten. Wie auch in Salvo Montalbanos sechstem Fall. Diesmal geht es um Finanzhaie und den dabei angerichteten Schaden. Das brisante Thema selbst dient dabei nur als Rahmen für den eigentlichen Mordfall, der durch die Umstände und Verstrickungen gar nicht so leicht zu durchschauen ist. Camilleri bleibt seiner Linie treu, man merkt Montalbano zwar die Jahre an, er wird erwachsener, aber er bleibt weiterhin ein Original. Mit markigen, deftigen Sprüchen aber immer niveauvoll führt er uns durch den Fall. Zum besonderen Flair der Serie und auch dieses Buches gehört die Detailliebe bei den Beschreibungen der Szenen und Landschaften und im besonderen der sizilianischen Küche. Jedes Buch ist so für sich auch ein kleiner kulinarischer Führer durch die italienische Insel. Die Geschichte ist durchweg leicht zu lesen, durch eine einfache Sprache ohne viel Schnörkeleien fühlt sich der Leser sofort wohl und kann das besondere Dolce Vita Siziliens erleben.


Figuren
In Camilleris Serie um den sympathischen Commissario Salvo Montalbano findet man durchweg typische Italiener, man muss fast schon sagen typische Sizilianer. Da wird nicht so viel geredet, eher über Gestik und Mimik gearbeitet und natürlich gleich gehandelt. Allen voran steht Salvo, ein richtiger Typ. Markige, deftige Sprüche, sein eigener Sinn für Gerechtigkeit, der ihn oft bei Vorgesetzten anecken lässt und ihn nicht selten am Rande der Legalität entlang führt, gepaart mit oft wetterbedingter Launigkeit, machen ihn zu etwas Besonderem. Ebenso seine Gier auf alles Essbare, was ihm in Vigata und Umgebung bei den Restaurant-Besitzern zu einem gern gesehenen Gast macht. Da er nicht selten aus dem Bauchgefühl heraus handelt, aber auch über Ungerechtigkeiten gegenüber Schwächeren extrem reagiert, ist er sehr sympathisch. Ein Held der Kleinen eben. Eben deswegen hat er aber auch sehr viele Schwächen, so dass er nicht nur schwarzweiß wirkt, sondern in vielen Graustufen daher kommt. Etwas, was die Krimis um Montalbano auszeichnet, sind doch auch die Nebendarsteller durchweg fein schattiert.


Aufmachung des Buches
Die Taschenbücher aus dem Lübbe-Verlag sind wahre Hingucker. Jedes Buch ist in einer anderen Grundfarbe gehalten und wird von einem Gemälde verziert. Fall 6 - ‚Der Kavalier der späten Stunde’ - kommt in feurigem Rot daher. Auf dem Cover befindet sich ein Abdruck eines Gemäldes von Renato Guttusu ‚Donna alla finestra’ sowie der Titel und der Autor. Die Schriftgröße lässt sich angenehm lesen. Am Schluss wurde noch ein Glossar der im Text verwendeten sizilianischen Ausdrücke angehängt.


Fazit
Die Fälle des Commissario Montalbano machen süchtig. Sinnlich und atmosphärisch überzeugt auch der sechste Fall. Spannung und viel italienisches Flair ist garantiert.


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Fall 1: Die Form des Wassers
Fall 2: Der Hund aus Terracotta
Fall 3: Der Dieb der süßen Dinge
Fall 4: Die Stimme der Violine
Fall 5: Das Spiel des Patriarchen

Kurzgeschichten
Buch 1: Das Paradies der kleinen Sünder
Buch 2: Die Nacht des einsamen Träumers
Buch 3: Die Rache des schönen Geschlechts
Buch 4: Der falsche Liebreiz der Vergeltung

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