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Berührend, Magisch, Ungewöhnlich

„Mein Name ist Meridian. Ich gehöre leider nicht zu den Mädchen, die man gerne zu Geburtstagsfeiern einlädt – denn obwohl ich es ganz sicher nicht will, muss ich mein Leben mit dem Tod teilen. Ich bin eine Fenestra: Durch mich gelangen die Seelen der Verstorbenen in den Himmel. Aber davon wusste ich nichts, bis ich sechzehn Jahre alt wurde – und plötzlich in großer Gefahr schwebte…“

Ein besonderes Mädchen.
Ein großes Abenteuer.
Ein außergewöhnliches Leseerlebnis!

 

  Autor: Amber Kizer
Verlag: PAN
Erschienen: 10/2009
ISBN: 978-3-426-28301-1
Seitenzahl: 348 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Meridian Sozu wird seit jeher vom Tod begleitet. Als Säugling waren es Ameisen, mit vier Jahren Kröten, mit sechs Jahren Mäuse und dergleichen. Je älter Meridian wurde, desto größer die Tiere, die sich in ihren letzten Stunden um sie versammelten, um schließlich neben ihr zu verenden.
An ihrem Geburtstag verhalten sich ihre Eltern äußerst seltsam. Ein merkwürdiger Anruf sorgt für Nervosität. Bevor es jedoch zu einem erklärenden Gespräch nach der Schule kommen kann, überschlagen sich auch schon die Ereignisse. Meridian gerät beinahe in einen Unfall, als ein Geländewagen unumwunden auf die Gruppe Jugendlicher, allen voran Meridian, zurast. Meridian rettet sich mit einem Sprung ins Gebüsch, ihre Mitschüler haben hingegen weniger Glück. Kurze Zeit darauf wird sie auch schon von ihrem Dad im Auto weggefahren, ihr Gepäck bereits gepackt. Die Worte ihres Vaters ergeben kaum einen Sinn. Sie soll zu ihrer Großtante Merry nach Revelation, Colorado, um all die Dinge zu lernen, die nötig sind, da sie etwas Besonderes ist. Kein Mensch! Meridian ist ein Engel – ein Wesen, das Fenestra genannt wird. Eine von den Guten.
Der Weg, der nun vor ihr liegt, wird sie ohne ihre Eltern und ihren Bruder gehen müssen. Meridian versteht die Welt nicht mehr – und doch beginnt hiermit an ihrem sechzehnten Geburtstag ein neuer Lebensabschnitt für sie…


Stil und Sprache
Die amerikanische Schriftstellerin Amber Kizer hat sich mit ihrem Debüt „Meridian – Dunkle Umarmung“ zwischen Vampiren, Werwölfen und Ähnlichem mit einer Alternative verdient Raum geschaffen. Die Autorin setzt auf Engel: Fenestrae, jene Auserwählte, die den Seelen Verstorbener beim Übergang helfen.
Doch was wäre das Gute ohne das Böse, verkörpert von den Aternocti. Fenestrae auf Seiten des Schöpfers und Aternocti auf Seiten des Zerstörers liefern sich seit jeher einen erbitterten Kampf. Mitten hinein gerät Meridian Sozu und das Abenteuer nimmt seinen Anfang.

Die Erlebnisse werden in erster Person Singular über fünfunddreißig Kapitel zuzüglich Prologs geschildert. Amber Kizer beginnt ihren Roman rasant und fesselnd. Der flüssige Schreibstil und die unterschwellige Spannung nehmen den Leser sofort für sich ein. Leider verliert sich dieser Sog im Laufe des Geschehens ein wenig, um gegen Ende des Buches plötzlich mit doppelter Geschwindigkeit in aller Hast und Eile einen allumfassenden Abschluss bewirken zu wollen. An diesem Punkt hätten gut fünfzig Seiten mehr und ein Ausklang in angemessener Ausführlichkeit Wunder gewirkt, um vorhandenes Potenzial bestmöglich zu nutzen. Nichtsdestotrotz gelingt es der Autorin jedoch, mit sehr viel Einfühlungsvermögen und detaillierten Bildern Emotionen zu erzeugen und Gedanken anzuregen.
Sehr ansprechend ist die Verwischung der Grenzen zwischen Realität und Fiktion. Themen wie Zweiter Weltkrieg und Konzentrationslager finden ebenso Erwähnung wie Überbevölkerung und Reinkarnation. Hier findet Amber Kizer logische Erklärungen und Zusammenhänge zur fiktiven Geschichte werden nachvollziehbar.

Sprachlich ist „Meridian – Dunkle Umarmung“ einfach und jung gehalten. Der Ausdruck hier und da verbesserungswürdig.
Insgesamt ein empfehlenswertes Erstlingswerk, das problemlos fortgesetzt werden könnte.
Man darf gespannt sein…


Figuren
Meridian Sozu ist Titelheldin und Mittelpunkt des Romans „Meridian – Dunkle Umarmung“. Sie war schon immer etwas Besonderes, etwas Bemerkenswertes. Schon immer umgeben vom Tod. Das machte sie allerdings auch früh zum Außenseiter. Selbst ihre Eltern blieben immer auf Distanz. Meridian fügte sich ihrem Schicksal und stellte keine Fragen. Umso erschreckender und überraschender wirken die Änderungen ihrer Lebensumstände, als sie an ihrem sechzehnten Geburtstag schließlich die Wahrheit erfährt. Meridian ist eine reinblütige Fenestra, vergleichbar mit einem geöffneten Speicherfenster, durch das Lebensenergie in die reinste und bestmöglichste Welt hinausfliegt. Eine Auserwählte mit einzigartigen Gaben und Talenten. Aber auch einer großen Verantwortung.
Mit ihren Fähigkeiten umzugehen, lehrt sie ihre Großtante Meridian, Merry, Fulbright. Merry ist ebenfalls Fenestra und mit ihren einhundertsechs Jahren hat sie das maximal mögliche Alter der Fenestrae erreicht. Sie schöpft aus einem umfangreichen Erfahrungsschatz, hat sie doch schon im Zweiten Weltkrieg ihren Dienst als Krankenschwester an der Front und in Konzentrationslagern geleistet. Nun gilt es jedoch, Meridian auf ihre Aufgaben vorzubereiten. Merrys Ende naht, die Zeit wird knapp.
Unterstützung bietet Tenskatawa Valdes, kurz Tens. Auch ihm kommt eine besondere Bestimmung zu. Er ist eine jener Personen, die sich durch besonders viel Tapferkeit, Klugheit, Mut und Anteilnahme auszeichnen. Tens erahnt Meridians Stimmungen und Gefühle. Mit viel Übung und Zeit wird er sie verstehen lernen.
Da das Gute grundsätzlich einen Gegenspieler hat, darf Reverend Perimo an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Allein durch sein resolutes Auftreten und seine charismatischen Züge erweckt er Aufmerksamkeit bei der Bevölkerung. In schlechten Zeiten findet er Mittel und Wege, sich in eine ursprünglich friedliche Gemeinde einzuschleichen und unter dem Deckmäntelchen der Kirche fanatische Hetztiraden zu schwingen. Ist es möglich, ihn zu stoppen? Welches Geheimnis hat er zu verbergen?
Amber Kizer gelingt es gut, den Kontrast zwischen Gut und Böse darzustellen und aufzuzeigen, dass der schöne Schein bisweilen trügt.
Und auch vermeintlich unwichtige Randfiguren haben ihre Berechtigung und sorgen für die eine oder andere Überraschung.


Aufmachung des Buches
„Meridian – Dunkle Umarmung“ von Amber Kizer erscheint als Deutsche Erstausgabe im PAN Verlag, der sich auf phantastische Unterhaltung, Urban und Romantic Fantasy spezialisiert hat. Der flexible Einband ist eine Zwischenform aus Hardcover und Taschenbuch.
Schwarz und Rot, sowie Metalliceffekte und der Wechsel zwischen matt und glänzend sorgen für einen lebendigen, düsteren Gesamteindruck.
Das Antlitz einer dunkelhaarigen, jungen Frau ist umringt von einem detaillierten Muster aus Rosen, Blättern, Totenköpfen und Spinnennetzen, das sich auch zu Beginn jedes Kapitels im Inneren des Buches wieder findet. Im starken Kontrast heben sich Buchtitel und Autorenname in weißer Schrift ab. Ein sehr wirkungsvolles und zudem passendes Cover. Einziger Wermutstropfen: Besagte Frau ziert bereits weitere aktuelle Bücher und wirkt dadurch nicht mehr individuell.


Fazit
Mit „Meridian – Dunkle Umarmung“ legt Amber Kizer ein solides Erstlingswerk vor. Die Idee ist ohne Frage originell, die Umsetzung schöpft jedoch nicht das gesamte Potenzial der Geschichte aus. Dennoch weiß der Roman mit eindringlichen Bildern und interessanten Denkansätzen zu begeistern.



Hinweise
Rezension von Patricia Merkel


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