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Wahre Liebe ist unsterblich

Als Ever ihm zum ersten Mal in die Augen sieht, scheint ihre Welt plötzlich eine andere zu sein. Damen hat etwas, das Ever tief berührt. Seit sie als Einzige schwer verletzt den Autounfall überlebte, dem ihre ganze Familie zum Opfer fiel, hat sie sich nicht mehr so glücklich gefühlt wie in diesem Augenblick. Aber irgendetwas ist merkwürdig an Damen. Denn seitdem sie dem Tod so nah war, besitzt sie die einzigartige Fähigkeit, die Gedanken der Menschen um sie herum hören zu können. Doch nicht so bei Damen: keine Gedanken, nicht der leiseste Ton, nichts. Kann es sein, dass Damens Seele tot ist und er schon längst nicht mehr lebt? Aber woher kommen dann die starken Gefühle, die sie beide verbinden?

 

  Autor: Alyson Noël
Verlag: Page & Turner
Erschienen: November 2009
ISBN: 978-3-442-20360-4
Seitenzahl: 381 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Ever ist ein Freak. Ohne ihren Kapuzenpulli und die Stöpsel ihres iPhone in den Ohren trifft man sie kaum an, auch meidet sie körperlichen Kontakt soweit wie möglich. Doch hinter all dem steckt ihr großes Geheimnis, denn seit sie dem Tod nur knapp entkommen ist, kann sie die Gedanken der anderen Menschen hören – umso mehr, wenn sie diese berührt – und deren Aura sehen. Nicht selten fühlt sie sich daher völlig überfordert, leidet an Kopfschmerzen und wünscht sich nichts mehr, als einfach wieder ein normales Leben zu führen. Doch normal wird ihr Leben sicher nie mehr sein, denn auch wenn sie den Autounfall überlebt hat, ihre Eltern und ihre Schwester Riley sind dabei gestorben. Ever hat jedoch nicht nur die Narbe auf der Stirn davon getragen, viel schwerer wiegt die Narbe auf ihrer Seele, denn sie ist davon überzeugt, schuld an dem Unfall zu sein.
Als Damen, ein unaussprechlich gutaussehender Junge, in ihr Leben tritt, ändert sich Evers Leben schlagartig – doch nicht unbedingt zum Besseren …


Stil und Sprache
Das zunächst wohl Auffälligste an diesem Roman ist die Wahl der Perspektive in Kombination der Zeitform: Die Autorin hat sich für die Ich-Form entschieden und gibt das Geschehen im Präsens wieder. Dies ist anfangs etwas ungewohnt, doch aufgrund des flüssigen Schreibstils und der interessanten Geschichte findet man sich schnell damit zurecht. Die Erzählsprache wird von Evers Art bestimmt: sarkastisch, deprimiert und traurig, aber auch überdreht, witzig und fröhlich. Ihre Stimmung schlägt sich auf ihre Art des Erzählens nieder, was ich absolut gelungen und authentisch finde. So hat man als Leser das Gefühl, Ever würde einem die Geschichte persönlich erzählen, was dadurch verstärkt wird, dass sie den Leser auch direkt anspricht („Ich habe meine Tante sehr lieb, versteht mich nicht falsch, (…); S. 60). Zudem kommt man ihr unglaublich nahe, hat unbeschränkten Einblick in ihre Gedankenwelt und ihr Gefühlsleben. Die Geschichte liest sich alles in allem angenehm flüssig und zügig.

Auffällig ist, dass recht regelmäßig Worte oder gar (Halb-)Sätze kursiv dargestellt werden, um diese hervorzuheben, zu betonen. Teilweise mag dies passend sein, doch meiner Meinung nach wurde dieses Stilmittel dann doch etwas überstrapaziert. Den Lesegenuss schmälert dies glücklicherweise nicht.

Von Anfang an wird eine unterschwellige Spannung aufgebaut, wird doch beispielsweise im ersten Kapitel gleich eröffnet, dass die Protagonistin hellsehen kann. Während man Ever zunächst etwas kennen lernt, erfährt man auch das eine oder andere aus ihrer Vergangenheit. Ihr Name wird erst am Schluss des ersten Kapitels genannt.
Den ganzen Text über spürt man das Geheimnisvolle, das große Unbekannte, das hinter allem steht. Doch nur sehr langsam kommt der Leser gemeinsam mit Ever hinter das eine oder andere, werden Zusammenhänge deutlich. Dabei ist das ‚sehr langsam‘ keinesfalls negativ gemeint, denn gerade all die Fragen, die im Text aufgeworfen werden, sorgen dafür, dass man unbedingt weiterlesen möchte, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag. Ab ca. Seite 220 nimmt die Geschichte dann richtig an Fahrt auf, die Wörter, Sätze und Absätze fliegen nur so vorbei und eh man sich versieht, klappt man das Buch zu – ungeduldig auf die Fortsetzung wartend. So viele Fragen bleiben noch unbeantwortet, so gerne möchte man weiter Zeit mit Ever und Damen verbringen. Und doch ist es kein unbefriedigendes Ende.


Figuren
Die Figuren sind allesamt hervorragend ausgearbeitet, jede einzelne bereichert die Geschichte – von den Hauptfiguren bis hin zu den Neben- bzw. Randfiguren. Auf Schwarz-Weiß-Malerei verzichtet die Autorin, vielmehr verleiht sie jeder Figur ihre eigenen Wünsche, Ziele, Absichten und Ängste, die sie lebendig und authentisch machen.

Die wichtigste Figur ist natürlich Ever, die Protagonistin, aus deren Sicht das Geschehen wiedergegeben wird. Durch die gewählte 1. Person ist der Leser ihr von Anfang an unglaublich nahe, kann sich sehr schnell mit ihr identifizieren und sich in sie hineinversetzen. Ever ist kein normaler Teenager. Nicht nur, dass sie bei einem Autounfall ihre Eltern und ihre Schwester Riley verloren hat, seither kann sie die Gedanken der Menschen hören und ihre Aura sehen. Außerdem besucht Riley sie öfter und Ever sehnt den ganzen Tag diese Treffen mit ihrer Geister-Schwester herbei. Ein kleines Stück ihres alten Lebens, bevor alles zerstört wurde.
Evers beste Freunde sind der schwule Miles und Haven, beides Außenseiter wie Ever. Haven ist eine Gothic, doch dies ist vielmehr ein Aufschrei, sucht sie doch Aufmerksamkeit und Liebe. Als Damen in Evers Leben tritt, droht die Freundschaft zu Haven zu zerbrechen, sie entgleitet immer mehr, rutscht in die Fänge von Drina, einer unglaublich schönen jungen Frau, die Ever und Miles jedoch alles andere als ausstehen können.
Aber auch Damen ist nicht leicht zu durchschauen. Er ist extrem gutaussehend, Ever kann seine Aura nicht sehen und seine Gedanken nicht hören. Er ist beinahe zu perfekt, doch hat er auch einen schlechten Einfluss auf Ever: Schule schwänzen, Pferdewetten … Ist er nun Gut oder Böse? Und vor allem: Wer oder was ist er? Was sind seine Absichten? Und warum ist Drina ständig in seiner Nähe?


Aufmachung des Buches
Die Gestaltung des Covers gefällt mir sehr gut. Düster und Geheimnisvoll, hauptsächlich in mattem Schwarz gehalten, die verwelkende Tulpe jedoch hochglänzend – ebenso wie der rote Name der Autorin und der silbern aufgebrachte Titel. Gut finde ich auch die Innenklappen, die dem Buch mehr Stabilität verleihen, als ein ‚reines‘ Taschenbuch sie hat. Alles in allem wirkt das Buch edel und das Design passt zum Inhalt.

Zu Beginn des Buches werden die Aura-Farben aufgelistet und kurz erklärt. Anschließend folgen 38 Kapitel und eine Danksagung.


Fazit
Alyson Noël legt mit „Evermore – Die Unsterblichen“ den Auftakt zu einem Fantasy-Mehrteiler vor, der spannend und abwechslungsreich zu werden verspricht. Hervorragend ausgearbeitete Figuren, eine spannende und temporeiche Handlung – was wünscht man sich mehr? Uneingeschränkt empfehlenswert!


5 Sterne


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