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Unbekanntes Mallorca – Sonne, Meer und ein mysteriöses Verbrechen

Ein düsteres Verbrechen überschattet das sonnige Paradies: Mehrere rätselhafte, in alte mallorquinische Stoffe gewickelte Funde bedrohen die Idylle der Balearen-Insel. Mit ihrer Kamera spürt die Tatortfotografin Pilar Más dem unbekannten Täter nach und begibt sich so gefährlich nah in seinen Fokus.

 

  Autor: Martín Solanes
Verlag: Piper
Erschienen: 02/2009
ISBN: 978-3492052597
Seitenzahl: 316 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Nach sechs Jahren kehrt die gebürtige Mallorquinerin Pilar Más auf ihre Insel zurück, um als Tatortfotografin in Palma zu arbeiten. Bei ihrem ersten Einsatz gerät sie direkt in einen grausamen Mordfall, als im unterirdischen Müllentsorgungssystem der Hauptstadt ein abgerissener Arm die Röhren verstopft. Als Teil eines Sonderermittlungsteams nimmt sie zusammen mit ihrem Cousin, Teniente Bruno Montaner, die Ermittlungen auf. Dabei tauchen bald weitere Leichenteile, mysteriöse Feuer auf der unbewohnten Insel La Dragonera und ein geheimnisvoller Verfolger Pilars auf. Sie muss schnell feststellen, dass sie mit ihrer Flucht von der Insel vor sechs Jahren ihre Vergangenheit nicht auslöschen konnte und ihr nun begegnen muss.


Stil und Sprache

Dieses Buch ist wie eine Reise: Es zeigt Mallorca, der Deutschen liebste Ferieninsel, aus der Sicht der Einheimischen und führt uns an weniger bekannte Orte, in stille Buchten, eine grandiose Berglandschaft und zu abgelegenen Orten, die kaum ein Tourist gesehen hat. Dabei lassen die äußerst detaillierten Beschreibungen darauf schließen, dass Martín Solanes, deren Familie ihre Wurzeln auf Mallorca hat, sich dort auskennt wie eine Einheimische. Sie führt uns eine Schönheit vor Augen, die nur zu vergänglich ist, zeigt uns kleine Bars und Restaurants, ursprüngliche Märkte und traditionelles Handwerk. Ein bisschen Geschichte gehört natürlich auch dazu und auch eine gute Portion Aberglaube und Inselmythos darf nicht fehlen, wunderbar gemacht!

Das alles verknüpft die Autorin ganz nebenbei mit einem ziemlich blutigen Krimi, in dem lange ermittelt wird, es mehrere Tote, aber nur wenige Spuren gibt und sich am Ende nur deshalb alles aufklärt, weil der Zufall es so will. Die teilweise fast poetisch anmutende Sprache gibt immer dann dem Ganzen etwas Besonderes, wenn sie dazu verwendet wird, eigentlich schreckliche Dinge zu erzählen. Dabei legt Martín Solanes besonderen Wert auf die intensive Schilderung von Pilars Arbeit als Fotografin und den Beitrag, den sie zum Fortgang der Ermittlungen leistet. Schade nur, dass sich die letztendliche Auflösung des Falles eben nicht aus dieser akribischen Kleinarbeit ergibt, sondern dem Zufall überlassen bleibt. Ein paar kleinere Patzer bei örtlichen Gegebenheiten und logischen Schlussfolgerungen sind sicherlich der Dramaturgie der Handlung geschuldet und zu verzeihen.


Figuren
Pilar Más ist nicht die unangefochtene Hauptperson dieses Krimis, auch wenn man aufgrund des Klappentextes den Eindruck gewinnen könnte. Nein, da ist Bruno Montaner sicher der geeignetere Mann, er ist ein Eigenbrötler, dem sein Image vollkommen egal ist und der seine Ermittlungen ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten anderer durchzieht. Gleichzeitig versucht er immer, sich ein Privatleben zu bewahren und schafft das meistens auch. Genau wie Pilar stammt er von der Insel und hat keinerlei Sympathie für seinen Vorgesetzten, der immer wieder den Madrilenen herauskehrt und keinen Funken Gespür für seine Mitarbeiter hat.

Pilar selbst hat wenig Selbstwertgefühl, sie hat beide Eltern schon früh verloren und wurde von ihrem Großvater immer gedemütigt. Sobald es ging, hat sie die Insel verlassen und kehrt nun zurück. Sie ist verschlossen und braucht lange, um sich auf Mallorca wieder heimisch zu fühlen. In ihrer Arbeit aber geht sie vollkommen auf und ist eine Ausnahmeerscheinung auf ihrem Fachgebiet. Beide Charaktere sind vollkommen glaubwürdig ausgearbeitet und ergänzen sich perfekt, dazu kommen dann noch ein paar andere Mitarbeiter des Ermittlungsteams sowie eine mutige Richterin, die sich Behörden und Politik entgegen stellt.

Martín Solanes schafft es, mit wenigen pointierten Beschreibungen ein Bild ihrer Figuren entstehen zu lassen, dass zwar nicht vollständig ist, sich aber im Laufe des Romans entwickelt. Dabei hat mir besonders gefallen, dass sie sich nicht nur auf die unmittelbar für den Fall notwendigen Personen beschränkt hat, sondern auch viele weitere Randfiguren lebendig werden lässt. Nicht zuletzt legt sie auch großen Wert auf die äußerst verwickelten und verschlungenen Familienbande auf der Insel, die natürlich einerseits zum Mordfall gehören, aber eben auch zeigen, dass das Leben auf einer Insel schon immer etwas Besonderes war.


Aufmachung des Buches
Das großformatige Taschenbuch zeigt in der oberen Hälfte eine mallorquinische Küstenlinie mit Buchten und Bergen, der untere Teil wird von einem typisch mallorquinischen Stoff in rot-weiß-grünem Muster dominiert. Beides passt natürlich zur Handlung, auch wenn ich mir eine genauere Übersetzung des Originaltitels gewünscht hätte („Quand la lune sera bleue“ – „Als der Mond blau war“), denn der Mond spielt eine nicht unerhebliche Rolle.
An die 54 nummerierten Kapitel schließt sich eine kleine Erläuterung von im Buch vorkommenden kulinarischen Spezialitäten, Sehenswürdigkeiten und Adressen an.


Fazit

Ein solider Krimi mit kleinen Schwächen, perfekt für Mallorca-Liebhaber, die sicher eine Menge Orte wieder erkennen können. Diese Verknüpfung von Lokalkolorit und spannender Handlung ist wirklich gelungen!


4 Sterne


Hinweise
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