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„Dies ist unsere Geschichte, wie man sie uns gelehrt hat. Das ist unsere Genesis.“

Ein Land, abgeschottet vom Rest der Welt, am Ende des 21. Jahrhunderts:
Anax steht vor der Prüfungskommission der Akademie. Fünf Stunden hat sie Zeit, um zu beweisen, dass sie würdig ist, in diese mächtige Institution aufgenommen zu werden. Ihr Prüfungsthema kennt sie so gut wie ihre eigene Geschichte: Adam Forde ist der Held ihrer Kindheit, der Mann, dessen Rebellion die Geschichte ihres Landes für immer prägte. Doch Anax weiß längst nicht alles über die Rolle, die Adam gespielt hat. Sie muss einsehen, dass die Geschichte, wie sie sie kennt, eine Lüge ist. Und dass die Akademie nicht ist, was sie scheint.

 

  Autor: Bernard Beckett
Verlag: Script5
Erschienen: September 2009
ISBN: 978-3-8390-0103-5
Seitenzahl: 176 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Nachdem eine große Seuche auf der Erde tobte, schafften es einige Menschen, auf einer Insel Zuflucht zu finden. Diese neue Republik wurde vor der Außenwelt völlig abgeschottet, um ein Eindringen der Seuche zu verhindern. Ein Meereszaun und Seeminen hielten Fremde fern, Schützen in Wachtürmen rund um die Insel hatten zudem den Auftrag, alle sich nähernden Menschen ohne Fragen zu stellen zu erschießen.
Und um genau diese Zeit geht es in der Prüfung, in der Anax nun sitzt und unzählige Fragen zu beantworten hat. Letztendlich geht es um Adam Forde und die Fragen: Was macht einen Roboter bzw. künstliche Intelligenz aus? Wo ist der Unterschied zwischen künstlicher Intelligenz und einem Menschen? Was macht einen Menschen aus?


Stil und Sprache
Der Leser findet sich unmittelbar in einer Prüfungssituation wieder. Doch noch ist völlig unklar, von wem Anaximander, die Hauptfigur, in was bzw. für was geprüft wird. Die Prüfer bleiben absolut anonym und werden auch nur als PRÜFER bezeichnet.
Die Prüfung selbst scheint sich irgendwann in der Zukunft abzuspielen, denn geprüft wird die Zeit 2058-2077 der Menschheit.

Fast der komplette Roman wird in Form eines Dialogs zwischen Anax und dem bzw. den Prüfern dargestellt; nur hin und wieder werden kurze Passagen eingeschoben, in denen Anax über etwas nachdenkt oder sich ärgert – wodurch der Leser sie wenigstens etwas besser kennen lernt und Anax Farblosigkeit etwas gemindert wird. Ansonsten gibt es neben dem Dialog kaum weiteres Geschehen in diesem Buch, vielmehr wird das (vergangene) Geschehen innerhalb des Dialogs wiedergegeben. Zudem gibt es kein einziges Kapitel, die Handlung wird in einem fort dargestellt.
Während die Prüfer Fragen stellen, bemüht Anax sich, diese möglichst ausführlich und detailgenau zu beantworten. Dabei stößt der Leser auch auf einige Definitionen, wie zum Beispiel, was Zuversicht oder Aberglaube ist. Aber auch Fremdwörter werden immer wieder verwendet, so zum Beispiel ‚unilaterale Maßnahme’, ‚chaotische Emergenz’ und ‚emergente Komplexität’. Hier dürften nicht wenige Leser Verständnisschwierigkeiten haben, auch wenn die Kenntnis dieser Begrifflichkeiten letztendlich nicht Voraussetzung für das Verständnis des Romans im Großen Ganzen ist. Auch ansonsten ist die Sprache oft philosophisch und nicht immer als einfach zu bezeichnen. Das Buch erfordert die volle Aufmerksamkeit des Lesers und ist daher weniger zum gemütlichen Entspannen geeignet. Vielmehr macht es aufgrund der Tiefe der Dialoge nachdenklich und regt dazu an, eigene Ansichten und Denkweisen zu überdenken.
Doch es gibt auch amüsante Phasen, wenn Adam Forde und der Roboter Art sich unterhalten (dies wird im Roman anhand von Hologrammen dargestellt). Diese Dialoge sind einfach herrlich, ein regelrechter Schlagabtausch von wohl formulierten Gemeinheiten und Seitenhieben.

Zum Ende hin erlebt der Leser eine Überraschung, ja, man ist sogar erschrocken über die Entwicklung der Dinge. Und doch fügt sich alles perfekt ineinander. Auch die Gefühle des Lesers werden angesprochen, die Wendung der Ereignisse wird wohl kaum jemanden kalt lassen.


Figuren
Die Figuren bleiben zunächst blass, der Leser kann sich nicht mit ihnen identifizieren. Dennoch verfolgt man neugierig die Handlung, ohne zu wissen, wohin das Ganze führt. Vielleicht macht gerade das den Reiz aus?
Während der Pausen zwischen den einzelnen Prüfungsabschnitten und den eingeschobenen Passagen zwischen Frage und Antwort (s. ‚Stil und Sprache’) lernt der Leser Anax jedoch ein wenig besser kennen, sie gewinnt immer mehr an Farbe. Der Leser entwickelt Sympathie für sie, auch wenn sie ein Stück weit eine Fremde bleibt.
Die Prüfer sind anonym und bleiben den ganzen Roman über absolut austauschbar. Doch genau das passt perfekt zur Geschichte.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist schlicht, aber geheimnisvoll gestaltet. Der Titel ‚Genesis‘ ist leicht erhoben aufgedruckt und erweckt den Eindruck der Dreidimensionalität. Sehr ansprechend, wie ich finde.
Unter dem Schutzumschlag ist das Buch gänzlich schwarz gehalten, lediglich auf dem Buchrücken finden sich in silber glänzend Titel und Autor.


Fazit
Ein interessantes, etwas anderes Buch. Auch wenn es anfangs schwer fällt, in die Geschichte einzutauchen, lohnt sich die Auseinandersetzung mit diesem tiefgründigen Stoff.


4 Sterne


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