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Die junge Nouf, Tochter aus gutem Hause, ist tot. Ertrunken. Mitten im endlosen Sandmeer der saudi-arabischen Wüste. In einem Wadi, das schon seit Monaten kein Wasser mehr geführt hat. Der Wüstenführer Nayir soll im Auftrag der Familie diskret die Umstände von Noufs skandalumwittertem Tod ermitteln. Eine Herausforderung für Nayir, der bei seinen Nachforschungen stets wieder an die Grenzen seiner strenggläubigen Kultur stößt…

 

  Autor: Zoe Ferraris
Verlag: Goldmann
Erschienen: 04/2009
ISBN: 978-3442466986
Seitenzahl: 416 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Nayir ist palästinensischer Wüstenführer in Dschidda in Saudi-Arabien. Eines Tages wird er von seinem Freund Othman, Mitglied einer wohlhabenden saudischen Großfamilie, gebeten, dessen Schwester Nouf zu suchen, die augenscheinlich von zu Hause weggelaufen ist. Noufs Leiche wird einige Tage später in der Wüste gefunden und Nayir beauftragt, inoffiziell die Umstände ihres Todes zu ergründen. Dabei trifft er zum einen immer wieder auf Katya, Othmans Verlobte, die im gerichtsmedizinischen Labor arbeitet und auch Nachforschungen anstellt, zum anderen auf seine persönlichen Grenzen, die er erst lernen muss zu erweitern. Nach und nach findet er heraus, wie es zu Noufs tragischem Tod in der Wüste kam und wer dafür verantwortlich ist.


Stil und Sprache
Zoe Ferraris hat ein Jahr in Saudi-Arabien verbracht und dort in einer strenggläubigen Gemeinde gelebt. Sie entführt uns mit diesem Buch in eine vollkommen unbekannte Welt, die derart von Glauben und Religion geprägt ist, dass einem beim Lesen manchmal die Luft wegbleibt, so abstrakt und irreal sind manche Verhaltensweisen. Diese Fremdartigkeit des Schauplatzes macht das Besondere dieses Romans aus, der sicher nicht als klassischer Krimi durchgeht, aber auch nicht unspannend ist.

Die flirrende, allgegenwärtige Hitze, die Gesetze der Wüste und der streng religiös geprägten Gesellschaft Saudi-Arabiens werden sehr ausführlich und lebensnah geschildert, ebenso wie die für uns teilweise merkwürdigen Gedankengänge und Verhaltensweisen Nayirs. Das geschieht aber in so selbstverständlicher Art und Weise, dass es gelegentlich zum Schmunzeln reizt („Er hielt an jeder roten Ampel, selbst wenn kein weiterer Verkehr in Sicht war.“). An diesen Kleinigkeiten merkt man als Leser deutlich, dass Zoe Ferraris tief in die auch für sie fremde Kultur eingetaucht ist, um dieses Buch zu schreiben. Abwechselnd wird aus Nayirs und Katyas Sicht erzählt, so dass immer wieder Perspektivwechsel neuen Schwung in die Geschichte bringen.

Der leichte, ansprechende Schreibstil macht es zu einem Vergnügen, die Geschichte, auch wenn sie gegen Ende etwas konstruiert wirkt, bis zum Schluss zu verfolgen. Ein schöner Serienauftakt!


Figuren
Nayir ist Wüstenführer, er liebt die Weite und wohnt deshalb nicht in der Stadt, sondern auf einem Boot im Hafen von Dschidda. Dort fühlt er sich frei und ist doch immer gefangen, nämlich in seinen ganz persönlichen Moralvorstellungen, die vollkommen religiös motiviert sind. Niemals würde er eine Frau, die nicht zu seiner Familie gehört, ansehen oder sie gar ansprechen. Solcherlei Beschränkungen sind natürlich bei Ermittlungen in einem ungeklärten Todesfall nicht gerade hilfreich und so steht er sich immer wieder selbst im Weg. Allerdings ist er bereit, sich weiter zu entwickeln und je weiter seine (erzwungene) Zusammenarbeit mit Katya voranschreitet, desto lockerer (nun ja, locker in unserem Sinne trifft es vielleicht nicht ganz) und mutiger wird er. Dabei ist Katya selbst ihm ein Vorbild, sie tut Dinge, die er sich für eine Frau unmöglich vorstellen kann, sie arbeitet, geht ohne einen offiziellen Begleiter auf die Straße und gibt ihm sogar zur Begrüßung die Hand! Sie ist hier eindeutig die aktivere und kennt doch so einige Wege, die gesellschaftlichen Klippen zu umschiffen.

Die beiden sind die – sehr liebevoll dargestellten – Hauptfiguren, aber auch die Nebenakteure sind lebendig und gut entwickelt, alle bekommen den Raum in der Handlung, den sie benötigen, um der Geschichte den Rahmen zu geben. Sei es Othman, der Adoptivsohn der Familie Shrawi, oder Mutlaq, der Beduine und Spurensucher - sie alle wachsen einem ans Herz, auch wenn sie immer ein bisschen fremdartig bleiben. Gerade bei Nayir und Katya bleibt aber sichtlich Raum für weitere Entwicklungen in den folgenden Bänden der Reihe.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt auf dem Cover ein verschleiertes Frauengesicht, den Hintergrund bildet ein orientalisches rotes Muster auf dunklem Grund. Der Titel ist in dem Arabischen nachempfundenen Buchstaben in goldgelb gedruckt. Nett wäre noch eine Erläuterung der eingestreuten arabischen Ausdrücke am Ende gewesen, die fehlt manchmal etwas.


Fazit
Sicher kein Buch für Fans atemloser Spannung, aber ein sehr ansprechender Serieneinstieg mit viel Ambiente, der den interessierten Leser in eine fremde Welt eintauchen und staunen lässt, was abseits unserer westlichen Welt so vor sich geht.


4 Sterne 


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