Smaller Default Larger

"Wenn Ronnie Wilson geahnt hätte, dass er in wenigen Stunden tot sein würde, hätte er seinen Tagesablauf irgendwie anders geplant." 

Auf den Spuren eines Toten – Detective Superintendent Roy Grace fragt sich, wie jemand über das Grab hinaus einen Plan verfolgen kann. Die Aufklärung des vierten Falles führt Roy Grace und sein Team um die halbe Welt.

 

  Autor: Peter James
Verlag: Scherz
Erschienen: 11.03.2009
ISBN: 978-3-502-10071-3
Seitenzahl: 448 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Eine Frauenleiche in einem Abwasserkanal, eine weitere in einem Kofferraum in einem Gewässer in Australien und beide waren mit dem am 11. September 2001 verstorbenen Ronnie Wilson verheiratet. Doch das ist noch nicht genug des Zufalls (?), denn letztere Leiche ist noch nicht so lange tot, wie bisher von Freunden, Familie und Behörden angenommen. Wie hängt dies alles zusammen? Und was hat das Ganze mit Abby Dawson zu tun, die scheinbar in ständiger Angst vor Ricky lebt? Was hat sie Ricky angetan, dass dieser sie am liebsten tot sehen möchte?

Viele Fragen, die sich nach und nach verteilt auf zwei Zeitebenen aufklären und eine gute Grundidee offenbaren. Nur bei der Umsetzung hapert es dann doch, da ist man von den ersten beiden Büchern mit Roy Grace („Stirb ewig“) und („Stirb schön“) besseres gewohnt. Doch auch der dritte Band („Nicht tot genug“) ließ einen Abfall der literarischen Qualität erkennen und in diesem vierten Band geht es leider weiter bergab.


Stil und Sprache
Der erste Satz verspricht viel: „Wenn Ronnie Wilson beim Aufwachen geahnt hätte, dass er in wenigen Stunden tot sein würde, wäre seine Tagesplanung wohl etwas anders ausgefallen.“ Doch leider hält die Geschichte nicht, was dieser Satz verspricht. Und der Satz hält nicht, was die einzelnen Worte versprechen, denn letztendlich stimmt er nicht … Doch darauf will ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen, um dem Buch nicht vorauszugreifen.
Das erste Kapitel endet auf jeden Fall so spannend und vielversprechend, wie es mit dem genannten ersten Satz begonnen hat: „Es war 8.47 Uhr an einem Dienstag – dem 11. September 2001.“ Wer hat nicht noch die schrecklichen Bilder jenes schicksalhaften Tages im Gedächtnis? Doch was hat Ronnie damit zu tun? Was passiert weiter? Hier werden Fragen aufgeworfen, doch auf die Antwort muss der Leser erstmal warten, denn das zweite Kapitel beginnt mit den Worten ‚Oktober 2007‘. Von nun wird jedem Kapitel der Monat und das Jahr, in dem die folgende Handlung stattfindet, vorangestellt, sodass der Leser immer weiß, wo in der Geschichte er sich gerade befindet. Die Handlungsstränge, die im Jahr 2001 und im Jahr 2007 spielen, wechseln sich dabei immer wieder ab und Peter James versteht es vorzüglich, das Stilmittel des Cliffhangers so einzusetzen, dass der Leser mit den Füßen scharrt, um zu erfahren, wie es weitergeht. Jedes Kapitel endet mit einem Satz, der die Neugier weckt. Doch was die einzelnen Handlungsstränge miteinander zu tun haben, wie das alles zusammenhängt, ist zunächst nicht ersichtlich.
Überhaupt bleibt viel im Dunkeln und je weiter man liest, desto mehr drängt sich einem der Gedanke auf, dass einem zu gewollt Informationen vorenthalten werden. Natürlich müssen Fragen offen bleiben, um den Leser zum Weiterlesen zu motivieren, doch hier ist es einfach zu viel des Guten und irgendwann fühlt man sich ein wenig auf den Arm genommen. Man bekommt das Gefühl, dass Peter James auf diese Art verzweifelt versucht, die Spannung aufrecht zu erhalten, Spannung, die immer wieder mal aufflackert, jedoch nicht so recht auf den Leser überspringen und ihn vollends gefangen nehmen will. Erst das letzte Drittel des Buches gewinnt endlich so an Fahrt, dass der Spannungsbogen nahezu durchgehend gespannt ist. Zudem zeigt sich endlich der Zusammenhang der verschiedenen Handlungsstränge. Das Ende wiederum lässt den Leser schon fast ein wenig unbefriedigt zurück, denn hier wird auf etwas zurückgegriffen, das sämtliche Bücher um Roy Grace über im Hintergrund schwelt, bisher jedoch noch nicht gelöst worden ist. Also warten wir auf den nächsten Band …


Figuren
Die Figuren sind wohl das größte Problem dieses Thrillers und Ursache dafür, dass die Spannung nicht so richtig Besitz vom Leser ergreift. Warum? Sie bleiben zunächst zu blass, ihr Handeln ist nicht nachvollziehbar. Die Distanz zwischen Leser und Figuren ist dadurch so groß, dass es schwer fällt, sich auf die Figuren - und damit auf die Geschichte – einzulassen.

Ronnie Wilson ist die Figur, mit der ich mir am meisten schwer getan habe. Nicht nur, dass er unsympathisch ist (wenn er gesoffen hat, schlägt er seine Frau – ist dabei aber darauf bedacht, Stellen zu wählen, die sie gut kaschieren kann), er ist auch einfach völlig undurchsichtig und sein Handeln viel zu oft absolut nicht nachzuvollziehen. Die Distanz zu dieser Figur bleibt das ganze Buch über bestehen. Anders ist es mit seiner Frau Lorraine, die – zunächst ebenfalls etwas blass – mit der Zeit an Farbe gewinnt. Allzu viel erfährt man trotzdem nicht von ihr.
Auch Abby ist etwas seltsam und als Leser weiß man zunächst nicht, welche Rolle sie spielt. Ist sie gut oder böse? Was hat sie gemacht? Warum ist Ricky hinter ihr her? Doch genau hier setzt das bereits genannte Problem am meisten an: Dem Leser werden über einen langen Zeitraum sehr viele Informationen vorenthalten, sodass es nicht leicht ist, sich mit Abby zu identifizieren, ganz zu schweigen davon, mit ihr zu fühlen und zu bangen. Vielmehr betrachtet man ihr Schicksal aus einer sicheren Entfernung, emotional wird der Leser jedoch zunächst nicht mit einbezogen. Dies ändert sich erst gegen Ende des Buches ein wenig.

Lediglich Roy Grace, der Protagonist, schillert in vielen Farben und der Leser kommt schnell mit ihm zurecht. Er ist sarkastisch, ein guter Polizist und hat sein Päckchen zu tragen – ein großes Päckchen. Er will endlich mit dem Verschwinden von seiner Frau Sandy vor nunmehr 9,5 Jahren abschließen und mit seiner neuen Liebe Cleo sein Leben genießen können. Doch immer, wenn er glaubt, soweit zu sein, passiert etwas, das alle seine Vorsätze zunichte macht.
Sein Kollege und Freund Glenn Branson hat in diesem Roman keine allzu tragende Rolle, was ich schade finde. Er ist eine sympathische Figur, wenn auch manchmal etwas jämmerlich in Bezug auf seine Frau Ari und deren endlose Eheprobleme.


Aufmachung des Buches
Die Gestaltung des Buches ist an die der vorangegangenen Bücher mit Roy Grace angelehnt: heller Hintergrund (hier wohl zerknülltes Papier), Autor und Titel in Schwarz bzw. Rot auffällig groß aufgedruckt und zwei hochglänzende Briefmarken mit Blutspritzern. Schlicht, aber überaus passend zum Inhalt.


Fazit
Peter James hatte für diesen Thriller eine hervorragende Idee, die er leider nicht vollends überzeugend umgesetzt hat. Schade, denn hier hätte er deutlich mehr herausholen können! Dennoch dürften Fans von Roy Grace Spaß an diesem Buch haben. Ein Muss ist es jedoch nicht.


2 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Stirb ewig
Band 2: Stirb schön
Band 3: Nicht tot genug

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo