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Die Menschheit hat sich in der ganzen Galaxie ausgebreitet und ein gewaltiges Sternenreich errichtet – ein ebenso mächtiges wie labiles Gefüge aus Planeten und Raumstationen, die alle aufeinander angewiesen sind, um zu überleben. Extra-dimensionale Sternenstraßen halten dieses Imperium zusammen, sogenannte „Ströme“, auf denen Raumschiffe in kürzester Zeit Lichtjahre zurücklegen können.

Doch diese feingesponnene Netz scheint gefährdet. Und nur drei Menschen können den endgültigen Zusammenbruch verhindern. – die Imperatox des Sternenreiches, ein junger Wissenschaftler und die ehrgeizige Erbin eines Handelshauses ...

"Kollaps" ist der Auftakt von John Scalzis neuer, bisher größter Science-Fiction-Serie.

 

Kollaps 

Originaltitel: The Collapsing Epire
Autor: John Scalzi
Übersetzer: Bernhard Kempen
Verlag: Fischer TOR Taschenbuch
Erschienen: Oktober 2017
ISBN: 978-3-596-29966-9
Seitenzahl: 412 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die Menschen haben es geschafft und den Weltraum und die Galaxie erobert. Die Erde ist nicht mehr erreichbar und da die Bevölkerungszahl explodiert ist, wurden notgedrungen auch Planeten besiedelt, die für ein Überleben der Menschen nicht geeignet waren, jedoch über verschiedene, dringend benötigte Rohstoffe verfügten. Um auch unter lebensfeindlichen Umweltbedingungen leben zu können, zogen sich die Siedler deshalb vielerorts unter die Oberfläche zurück. Durch die Nutzung der „Ströme“ – schnellen Verbindungen von Welt zu Welt – war es möglich große Entfernungen in sehr kurzer Zeit zurückzulegen, und so konnten Waren und Vorräte aller Art  schnell von A nach B transportiert werden. Durch die kurzen Reisezeiten hatten sich die Menschen schließlich – ganz nach altem Vorbild – ein ganzes Imperium inklusive Herrscher, Berater & Co inklusive der unterschiedlichsten Handelshäuser und Gilden aufgebaut.

Doch Neid und Missgunst sind auch hier permanente Begleiter, was sich deutlich zeigt, als nach dem Tod des alten Imperatox Anschläge auf seine unvorbereitete Nachfolgerin stattfinden. Gerüchte beginnen sich zu verbreiten, dass die Reisesicherheit der Ströme schwindet und immer öfter Transportschiffe auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Die Berater, Kaufleute und Forscher wollen es nicht wahrhaben, dass ein folgenreicher Wandel im Gange ist und versuchen, die Sachlage kleinzureden. Nur die neue Imperatox des Sternenreiches, ein junger Wissenschaftler, und die ehrgeizige Erbin eines Handelshauses erkennen den tatsächlichen Ernst der Lage und versuchen, einen Weg zu finden, mit der Situation fertig zu werden ...

Die Idee eines Sternenreiches ist zwar nicht neu, aber die Idee mit Hilfe der „Ströme“ zu reisen, ist interessant. Die Grundidee wurde spannend umgesetzt, die politischen und wirtschaftlichen Hintergründe nachvollziehbar dargelegt, die Hauptfiguren vorgestellt und die Richtung der Folgebände festgelegt. Was will man mehr?


Stil und Sprache
Das Buch ist in der dritten Person geschrieben und präsentiert erst einmal die „Ist“ Situation in Form einer Meuterei-Szene mit einem großen „Ups“. Hier bekommt man auch den ersten Hinweis, dass etwas Unerwartetes im Gange ist. Der Autor schreibt sehr spannend und anschaulich, sodass man sich gut in die aktuellen Situationen und Probleme der jeweiligen Hauptfiguren hineinversetzen kann. Die Erklärungen zu den technischen Dingen und Fakten im Buch sind einfach gehalten und somit leicht und gut verständlich.

Der Fokus der Geschichte liegt auf den unterschiedlichen Aufgaben, Charakterzügen und "Startpositionen" der drei Hauptpersonen, die am Anfang der Geschichte teilweise planetenweit voneinander entfernt ihrer Arbeit nachgehen. Alle haben ein eigenes Leben, eigene Vorstellungen und Handlungsgründe. Sie werden zuerst in ihrem normalen Umfeld gezeigt, so dass man sich mühelos vorstellen kann, was an den jeweiligen Orten passiert und sich leicht in die jeweiligen Situationen hineinversetzen kann. Auch das "Warum passiert etwas" und das "Wie genau kann das passieren?" wird gut dargestellt. So erfährt man bald eine Menge über die Hintergründe, die sich nicht nur auf den jeweiligen Planeten, auf dem die Hauptfiguren agieren, abspielen und bekommt gleichzeitig auch einige wichtige Informationen über die weitreichenden politischen und wirtschaftlichen Auswirkungen, die die Handlungen der Hauptpersonen auch auf andere Planteten haben.

Das „Adelssystem“ mit der ererbten Macht des „Imperatox“ mag vielen vielleicht überholt vorkommen, dennoch zeigt es auch, dass sich gewisse Strukturen bei den Menschen immer wiederholen. Machtstrukturen bei dem Herrscher bzw. der Herrscherin werden gut gezeig, ob im Kleinen als Vorgesetzter, oberster Chef oder im Großen als machthabender Herzog oder Imperatox. Natürlich darf auch all das Gewusel und die Bauchpinselei der Untergebenen, die sich davon einen gesellschaftlichen Aufstieg erhoffen, nicht fehlen. Im Lauf der Geschichte wird aber auch die Hilflosigkeit eben dieser Anführer gezeigt, die sich dann bemerkbar macht, wenn sie nicht die Unterstützung ihrer Anhänger erhalten, die sie gewohnt sind.

Auch die benötigten und oft überlebenswichtigen Handelsbeziehungen zwischen den Planeten spiegeln die Verhältnisse des Zusammenlebens im Imperium recht gut wieder und erinnern oft stark an Gegebenheiten, die auch auf unserer Erde oftmals so oder ganz ähnlich praktiziert werden. Es geht in erster Linie um Macht, Geld und Ansehen alles andere ist meistens zweitrangig. Im Buch ist das Volk "nützlich" um als fleißige "Arbeitsbienen" wertvolle Rohstoffe abzubauen und von A nach B zu verfrachten und dabei dafür zu sorgen, dass das Vermögen ihrer Gilde wächst. Und wenn dabei Arbeiter, Diener oder jemand vom "gemeinen Volk" zu Schaden kommt, ist das für die meisten hohen Adeligen, Händler oder Politiker bloß ein nicht erwähnenswerter „Kollateralschaden“, wie z.B. die Reaktionen der Verantwortlichen auf die Scharmützel und Kämpfe in "Ende" zeigen.

Das Buch ist ein spannender Auftakt zu einer neuen Science-Fiction-Reihe mit großem Potential. Wer gerne den Überblick behält und von Anfang an dabei sein will, wer wissen will, warum-wie-wo-was passiert und welche Figur für welche Überzeugung steht, wird mit diesen ersten Teil bestimmt viel Spaß haben.


Figuren
Cardenia  Wu-Patrick (Grayland II) wird nach dem Tod ihres Vaters die neue Imperatox in "Nabe", dem Zentrum der Ströme, die zu den jeweiligen Planeten führen. Da der eigentliche Thronfolger bei einem Rennen tödlich verunglückt ist, muss Cardenia, die für dieses Amt niemals in Betracht gezogen wurde und daher völlig unvorbereitet ist, die Herrschaft über das Imperium übernehmen. Nicht so einfach, da nahezu alle Menschen in ihrer Umgebung ihr eigenes Süppchen kochen und es plötzlich Attentäter auf ihr Leben abgesehen haben. 

Marce Claremont, klug, höflich und ansprechendes „Gesamtpaket“, ist der Sohn des Wissenschaftlers, der vom verstobenen Imperatox beauftragt wurde, auf dem einzig bewohnbaren Planeten „Ende“, das Verhalten der Ströme zu erforschen. Vater und Sohn entdecken ein Muster, das das ganze bekannte System nachhaltig verändern wird.

Lady Kiva Lagos ist die Erbin eines großen Handelshauses, die eher burschikos als ladylike spricht, denkt und handelt. Sie ist recht nüchtern und eifert ihrer rigorosen Mutter nach.

Die Geschwister Nohamapetan sind in diesem Band die Gegenspieler,.Sie arbeiten zusammen, mit dem Plan, das Imperium übernehmen zu wollen. Dem rücksichtslosen „Verkäufergenie“ Ghreni fällt dabei die Aufgabe zu, auf dem Planeten "Ende" den regierenden Herzog zu stürzen und die Herrschaft zu übernehmen. Bruder Amit soll der Ehemann der neuen Imperatox werden und Nadashe ist das Gehirn hinter dem Plan und setzt ihren Willen rücksichtslos durch.

Alle Figuren sind mit Wünschen, Ideen, Bedürfnissen, positiven und oft auch negativen Seiten behaftet und wirken daher lebendig und plastisch. Sie müssen sich in den unterschiedlichsten Situationen bewähren und verändern sich daher im Lauf des Buches immer weiter.


Aufmachung des Buches
Das Coverbild des broschierten Taschenbuches passt in Aufmachung und Farbe sehr gut zum Thema und der Rückseitentext macht neugierig. Auf der vorderen Innenklappe gibt‘s eine kurze Zusammenfassung der drei Hauptfiguren, auf der rückwärtigen Innenklappe eine bebilderte Kurzvita des Autors. Die 18 Kapitel der 412 Seiten der Geschichte wurden in drei Teile aufgegliedert. Ein Prolog am Beginn führt gut in die Geschichte ein, der Epilog am Ende rundet den ersten Teil gut ab und macht neugierig auf den nächsten Band. Es folgt eine Danksagung, eine kurze Vorstellung der beiden Bücher „Freie Geister“ von Ursula Le Guin und „Afterparty“ von Daryl Gregory aus dem Verlagsprogramm sowie ein kurzes Interview mit Joel Shepherd. Bei meinem Exemplar war noch ein praktisches Lesezeichen zwischen den Seiten versteckt.


Fazit
„Kollaps – Das Imperium der Ströme“ ist ein interessantes Science Fiction Abenteuer mit viel Potential für die zukünftigen Bände. In dem spannenden Auftakt der neuen Reihe von John Scalzi erlebt man drei ganz unterschiedliche Charaktere in oft politisch motivierten und sehr turbulenten Situationen vor einem gefährlichen und drohenden Wandel der bekannten Gegebenheiten.  Man erfährt viel Hintergrundwissen über den Aufbau der Welten, des Imperiums, der politischen Lage, das Reisen und allem, was nötig ist, um den Überblick zu behalten, wenn es mit Band 2 weitergeht. Diese Science-Fiction-Serie sollte man unbedingt im Auge behalten!


4 Sterne


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