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Kurz vor ihrem 40. Geburtstag versammelt Anne die besten Freundinnen zur Beerdigung ihres Mannes um sich. Doch Richard ist keineswegs gestorben, er lebt und ist quietschvergnügt – mit einer anderen. Erst als sie den untreuen Gatten symbolisch unter die Erde gebracht hat, kommt Anne wieder auf die Füße. Könnte so ein Schritt auch anderen Frauen helfen? Kurzerhand gründet sie eine Agentur für Scheidungsrituale. Der Laden brummt: Es werden lebensgroße Kopien der Exmänner beerdigt und wilde Trennungspartys gefeiert. Auch in Annes eigenes Liebesleben kommt langsam wieder Bewegung. Bis sie merkt: Ihre neue Flamme scheint nicht der Traummann zu sein, für den sie ihn hält, sondern ein neuer Fall für ihre Agentur ...

 

Nach ihm die Sintflut 

Autor: Jule Maiwald
Verlag: Rowohlt Taschenbuchverlag
Erschienen: Dezember 2016
ISBN: 978-3-499-29233-2
Seitenzahl: 383 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Anne wurde ausgetauscht und abserviert. Ihr Mann hat sich eine neue Frau angelacht und Anne mit ihrer gemeinsamen Tochter Maja verlassen. Jetzt macht er ihr das Leben schwer und aus Zorn organisiert Anne deshalb die "Beerdigung" ihres Mannes um sich emotional von ihm freizumachen. Dass das Ritual gefilmt wird, damit hat Anne allerdings nicht gerechnet. Und als das Video im Internet zum "Renner" wird, Anne keinen Job als Lektorin findet, sich aber plötzlich die Anfragen abservierter Frauen nach einer "Beerdigung" ihres untreuen Mannes häufen, ist eine neue Geschäftsidee geboren. Mit Unterstützung ihrer Freundinnen und ihrer Tante, bei deren Hilfe allerdings ein größerer Haken dabei ist, organisiert sie "Verabschiedungen" und wird im Handumdrehen damit bekannt. Als sie sich dann unverhofft auch noch verliebt, stellt sich natürlich die Frage ob es diesmal der Richtige ist...     

Die Grundidee klingt recht interessant, weckt eine gewisse Erwartungshaltung. Sie wurde auf eine Weise umgesetzt, die man entweder schätzt wenn man wortreich und detailliert gestaltete Beschreibungen liebt und genießt, oder eher als langatmig, mühsam und zäh empfindet, wenn man als Leser grundsätzlich eine straffe, flott voranschreitende Handlung bevorzugt.


Stil und Sprache
Die Geschichte ist in der "Ich-Form" geschrieben und dreht sich hauptsächlich um Anna, ihre Gedanke, Gefühle und Aktionen. Dabei lernt man die Hauptperson natürlich gut kennen, andererseits werden Begegnungen, Handlungen, Freunde und Feinde durch die Gedankengänge der Hauptperson Anna oft sehr wortreich analysiert. Auch die Handlungsorte werden genauestens beschrieben, sodass man sie sich mehr als gut vorstellen kann. Diese akribisch genauen Schilderungen machen die Szenen einerseits gut nachvollziehbar, gehen aber andererseits sehr zu Lasten des Handlungstempos, das dadurch natürlich nicht so flott voranschreiten kann und teilweise auf der Stelle trippelt. Daher ziehen sich etliche Szenen in den 29 Kapiteln teilweise ziemlich in die Länge.   

Annas Rolle als Mutter geht in der ganzen Geschichte nahezu völlig unter. Die Liebesgeschichte zwischen Anna und Felix beginnt mit den Unstimmigkeiten zwischen den beiden. Durch die Zankereien und die Zickigkeit der weiblichen Hauptperson, die so nicht unbedingt sympathisch wirkte, konnte ich mich leider nicht so in sie hinein fühlen, da sie mich mit ihrer Art nicht wirklich angesprochen hat.

Der Schreibstil ist genreüblich und unkompliziert gehalten, aber oft sehr wortreich mit akribisch genauern Beschreibungen der Gedanken und Gefühle von Anna. Bei etlichen Szenen wäre es - meiner Meinung nach - durchaus eine Überlegung wert gewesen, so manchen Gedankenschwall etwas zu kürzen um die Handlung, die teilweise recht vorhersehbar war, etwas schneller fortschreiten zu lassen. Für Anna fügt sich insgesamt auch alles recht unkompliziert und so muss sie sich jetzt nicht wirklich sehr "hineinhängen", um sich ihren Weg zu ihrem Happy End zu erkämpfen. Dadurch konnte die Möglichkeit, mit "schier unüberwindlichen" Komplikationen die kreative Lösungen verlangen, mehr Spannung in das Buch zu bringen nicht optimal ausgeschöpft werden. 

Anna ist die Hauptperson und erzählt in der "Ich -Form". So ist man immer hautnahe am Geschehen dabei und weiß bei jeder Szenen der Erzählung ganz genau über ihre detailliert beschriebenen körperlichen bzw. emotionalen Befindlichkeiten und Gedanken bestens Bescheid. Hier kommt der persönliche Lesegeschmack zum Tragen. Entweder man liebt es, so genau informiert zu sein oder man bevorzugt einen anderen Schreibstil. Mir war die Story zu wortüberladen. Statt der Menge an übergenauen Erklärungen, exakt ausgebreiteten Gedanken und Gefühlen der Protagonistin zu allem und jedem, hätte nach meinem Dafürhalten der Roman durch etwas mehr Handlung mit unvorhersehbaren Wendungen bzw. einer abwechslungsreicheren Interaktion zwischen den Figuren nur gewinnen können. Aber wie gesagt, hier kommt auf jeden Fall der ganz persönliche Lesegeschmack zum Tragen, der zum Glück bei jedem etwas anders ist. 

Leser, die eine leichte, unkomplizierte Urlaubslektüre suchen, die es lieben über jeden Moment ihrer Hauptperson Bescheid zu wissen und für die Emotionen in einer Geschichte im Vordergrund stehen, werden begeistert sein. Für Bücherfreunde, die sich eine straffe und flott geschriebene Handlung mit Komplikationen und unerwarteten Szenen erhoffen und denen unkonventionelle, an den Situationen wachsenden Figuren wichtig sind, könnte das Buch möglicherweise sogar eine kleine Enttäuschung sein.


Figuren
Anna, die knapp 40-jährige Mutter der 6-jährigen Maja und Ehefrau des Autors Richard, wird von diesem gegen ein "jüngeres Modell" ausgetauscht. Höchst verärgert, enttäuscht und vor dem beruflichen "Nichts" stehend, versucht Anna mit Hilfe ihrer Freundinnen im Berufsleben wieder Fuß zu fassen. In der Geschichte werden ihre Gefühle und Gedanken aufs Genaueste beschrieben, sodass der Leser jederzeit weiß, wie es ihr gerade geht.
Martha, die etwas schräge Tante von Anna, steht ihr mit Rat und Tat zur Seite und ihre "Tzwitscherei" im Internet ist vor jedem Kapitel zu lesen. Sie stellt Anna ihr Haus zur Verfügung, allerdings mit gewissen Auflagen und dem Versprechen, sich um ihrem Hund Gorbi zu kümmern und macht sich dann mit ihrem neuen Freund Elmar auf eine längere Reise auf. Sie charakterisiert sich durch ihre Taten kurz selbst.
Felix, Elmars Sohn, hat mit Anna keinen guten Start, allerdings kommen sich die beiden im Lauf der Geschichte wieder näher, bevor sie sich trennen und schließlich entdecken müssen, dass sie sich doch vermissen.
Yvonne, Lissi und Jana, die Freundinnen von Anna, wurden kurz charakterisiert und stehen ihrer Freundin - auf ihre ganz besondere Art - immer wieder privat und bei ihrem neuen Geschäft zur Seite.
Maja, Annas Tochter spielt - ebenso wie Annas Exmann Richard - eine recht untergeordnete Nebenrolle.

Da das Hauptaugenmerk auf der weiblichen Hauptperson liegt, fallen die anderen Figuren bei der Charakterisierung etwas durch den Rost. Anna konnte mich als Person nicht überzeugen und es ist mir leider nicht gelungen mit ihr „warm zu werden“. Sie war in meinen Augen nicht sonderlich sympathisch und wirkte zeitweise recht zickig und nervig. Da sie auch keine nennenswerte erkennbare Entwicklung in irgendeine Richtung durchmachte, blieb sie für mich als Charakter leider ebenso flach wie die anderen Figuren im Buch, denen ebenfalls keine wirkliche Gelegenheit geboten wurde an ihren Erlebnissen zu wachsen und sich sichtbar zu verändern.


Aufmachung des Buches
Das Coverbild des Taschenbuches passt zum Titel, der einem Satz im Buch auf Seite 122 entnommen wurde. Vor Beginn der Geschichte befindet sich die Kurzvita der beiden Autorinnen, die unter dem Pseudonym Jule Maiwald schreiben. 383 Seiten wurden in 29 durchnummerierte, mit einer Überschrift versehenen Kapitel unterteilt. Unter der zusammenfasenden Überschrift der Kapitel 2-29 findet man ein paar Zeilen mit "Marthas Getzwitscher", den Postings von Annas Tante, bevor das Kapitel beginnt. Eine Danksagung am Ende beschließt den Roman


Fazit
Bei dem Roman "Nach ihm die Sintflut" werden sich vermutlich die Geister der Leser scheiden. Je nach eigenem Lesegeschmack wird man ihn wegen der genauen und wortreichen Gefühls- und Gedankenbeschreibungen der Hauptperson entweder heiß lieben, ganz ok finden oder sich mühsam durchquälen. Ich würde auf jeden Fall empfehlen die Leseprobe zu nutzen oder beim Buchhändler kurz in den Roman hineinzublättern, um zu sehen ob der Schreibstil einen persönlich anspricht.


3 Sterne


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