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Kategorie: Sonstige

Lou und Jo - das war die große Liebe. Doch Lou, ein Paradiesvogel auf der kleinen bretonischen Insel und von allen geliebt, ist tot. Ihrem Jo hinterlässt sie ein ungewöhnliches Testament: Er soll dafür sorgen, dass ihre erwachsenen Kinder endlich glücklich werden.

 

Ein geschenkter Anfang HB 

Originaltitel: Entre ciel de Lou
Autor: Lorraine Fouchet
Übersetzer: Sina de Malafosse
Sprecher: Axel Wostry
Verlag: Hoffmann & Campe
Erschienen: März 2017
ISBN: 978-3-4550-0071-9
Spieldauer: 448 Minuten, 6 CDs; gekürzte Lesung


Die Grundidee der Handlung
Jo trauert. Seine geliebte Frau Lou ist tot. Sie, die mit ihren Verrücktheiten so viel Farbe in sein Leben gebracht hat, hat ihn nach kurzer Demenz verlassen. Ihn und die beiden erwachsenen Kinder, die beide in einer ganz unterschiedlichen Welt stecken. Zurückgeblieben ist auch die Enkeltochter Pomme, die zusammen mit ihrer Mutter bei den Großeltern auf der kleinen bretonischen Insel lebt und Lou unendlich vermisst. Pommes Vater Cyrian, der Sohn von Jo und Lou, hat die Insel und damit Pommes Mutter längst verlassen und lebt auf dem Festland mit seiner Frau und der gemeinsamen Tochter Charlotte. Pomme träumt davon, von ihrem Vater so geliebt zu werden wie Charlotte. Doch der hält zu seiner ersten Tochter eine kühle, fast abweisende Distanz. Als Jo erfährt, dass Cyrian gemeinsam mit seiner Schwester Sarah einen Teil des Hauses auf der Insel geerbt hat, denkt er sofort an einen Verkauf. Denn seine Frau Albane fühlt sich auf der Insel nicht wohl und auch Cyrian möchte nicht mehr mit der Vergangenheit konfrontiert werden. Sarah, die durch eine frühe, tragische Krankheit in ihrem Leben ausgebremst worden ist, will, dass Pomme später das Inselhaus haben soll. Pomme ihrerseits ist davon erschüttert, dass sie künftig weder ihren Vater noch die Schwester Charlotte noch sehen soll. Und Jo kämpft mit einer seltsamen Klausel im Testament seiner Frau. Sie verlangt von ihm, dass er dafür sorgen soll, dass seine beiden erwachsenen Kinder endlich ihr Glück finden. Dass das gar nicht so einfach ist, erfährt er, als er beginnt, das Leben der beiden genauer unter die Lupe zu  nehmen. Cyrian betrügt seine Frau Albane, Sarah sehnt sich nach einem Partner, lässt aber niemanden an sich heran.

Es braucht ein besonderes Erzähltalent, um eine Geschichte mit so vielen schwierigen Komponenten in einem solch lockeren, ja gar heiteren  Ton zu präsentieren, wie es Lorraine Fouchet tut. Die kantigen Figuren, die zunächst stark überzeichnet wirken, bekommen immer mehr Tiefe, je mehr der Hörer über das Leben der Einzelnen erfährt. Die unbängige Lebenslust der Verstorbenen, die die Figuren als eine Art Kitt zusammengehalten hat, wirkt zwar noch nach. Aber ohne das farbenfrohe Flirren von Lou können sich die betroffenen Menschen zunächst nicht mehr aufeinander zu bewegen. Erst nach und nach öffnen sie sich dem Leben nach Lou. Selbst Jo, der sich in den Selbstmord flüchten wollte, fasst wieder Lebensmut. Das wird auf eindrückliche Art dargestellt und nicht einem Moment kommt der Gedanke auf, dass die Autorin zu dick aufgetragen haben könnte. Im Gegenteil. Ihre Geschichte ist stimmig und die Handlungen sind in jedem Falle nachvollziehbar. Selbst die zaghafte Annäherung der beiden Halbschwestern Pomme und Charlotte entspricht ganz dem typischen Verhalten von Zehnjährigen.


Darstellung des Hörbuchs
Sprecher Axel Wostry scheint regelrecht in die Rolle von Jo hineinzuwachsen. Er erzählt die Geschichte mit Verve, spielt mit seiner Stimmlage und gibt den handelnden Personen sowohl Persönlichkeit als auch Charakter. Das liebenswürdig tiefsinnige Portrait bekommt durch die gekonnte sprachliche Umsetzung einen besondere Note. Denn Axel Wostry schafft es, den feinen französischen Humor, der in der Geschichte mitschwingt, in seine Stimme einzubauen, ohne aber den nötigen Ernst zu verpassen, wenn bei einer Szene dieser Humor außen vor bleiben soll. Die Symbiose von Sprecher und Story bietet dem Hörer besonderen Genuss, ohne auf eine musikalische Begleitung setzen zu müssen.


Aufmachung des Hörbuchs
Präsentiert wird das Hörbuch in einer Klapphülle aus Pappe, die den CDs leider nur wenig Schutz bietet. Schnell rutschen sie aus ihrer Halterung und wer das Hörbuch als Reisebegleitung vorsieht, sollte frühzeitig nach einem besseren Schutz (Plastikhülle oder Gummiband) Ausschau halten. Obwohl das Bild auf dem Cover sehr ansprechend ist, scheint die Gesamtgestaltung nicht ganz so geglückt: Die rote wie auch die weiße Schrift auf dem hellblauen Hintergrund sind nicht lesefreundlich, wirken lediglich optisch harmonisch. Schön ist, dass der Verlag alle relevanten Informationen zum Hörbuch auf den Innenseiten präsentiert.


Fazit
Wer sich gut unterhalten lassen möchte, ohne auf eine tiefsinnige Geschichte zu verzichten, ist mit diesem Hörbuch gut beraten. Lorraine Fouchet präsentiert alles, was man braucht, um sich in eine Geschichte sinken lassen zu können, die ausgezeichnete verbale Umsetzung unterstreicht diese Qualität. Schade ist einzig, dass der Verlag sich für eine gekürzte Version entschieden hat.


4 5 Sterne


Hinweise
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