Smaller Default Larger

England 1540: Der Palast von Heinrich VIII. ist der letzte Ort auf Erden, an den es die einstige Novizin Joanna Stafford zieht. Doch einen Befehl des Königs kann man nicht ignorieren. Er wünscht ihre Dienste als Tapisseriemeisterin. Im Londoner Palast trifft sie auf intrigante Höflinge, undurchsichtige Kirchenfürsten … und ihre einstige Mitschwester Catherine Howard. Zu Joannas Entsetzen stellt sich heraus, dass Catherine die Geliebte des Königs ist – der seiner vierten Ehefrau bereits müde wird.
Nach einem Anschlag auf Joanna wartet eine gefährliche Reise auf sie ...

 

Der Gobelin des Koenigs 

Originaltitel: The Tapestry
Autor: Nancy Bilyeau
Übersetzer: Mechtild Sandberg-Ciletti
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Erschienen: 26. August 2016
ISBN: 978-3423261036
Seitenzahl: 464 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Dieser Roman ist der abschließende Teil einer Trilogie, die die Erlebnisse der jungen Adligen - und ehemaligen Novizin - Joanna Stafford zwischen 1537 und 1541 im England Heinrichs VIII. schildert. Er und sein mächtiger Kanzler Thomas Cromwell haben die Klöster aufgelöst, um sich deren Reichtum anzueignen und damit die Mönche und Nonnen heimatlos gemacht. Im ganzen Land schwelt der Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten. Joanna soll Heinrichs berühmte Gobelinsammlung verwalten und wird daher an den Hof befohlen. Dort wird sie in die Intrigen der Höflinge um den „wahren“ Glauben, vor allem aber um die Gunst des Königs hinein gezogen und muss um ihr Leben fürchten.

Hatte schon der zweite Teil - „Die Prophezeiung der Nonne“ - gegenüber dem spannenden ersten Band „Die letzte Nonne“ etliche Längen, so setzt sich diese Tendenz im dritten Teil leider fort. Der Autorin gelingt es nur unvollkommen, Joannas Geschichte wirklich fesselnd und nachvollziehbar abzuschließen.


Stil und Sprache
Der Roman beginnt im April des Jahres 1540, ca. 4 Wochen nach Ende des zweiten Bandes. Er knüpft also praktisch nahtlos an die dort erzählten Ereignisse an. Lesern ohne Kenntnis der Vorgeschichte dürfte es allerdings nicht leicht fallen, dem Fortgang der Handlung zu folgen. Nancy Bilyeau setzt anscheinend voraus, dass man die beiden ersten Bücher schon gelesen hat oder sich in der Tudorzeit gut auskennt, denn sie führt die Erzählung ohne größere Rückblenden fort und stellt auch Figuren - die früher bereits eine Rolle gespielt haben und jetzt erneut auftreten – nur unzureichend vor. Hier wäre ein Nachwort und ein Verzeichnis zu den tatsächlichen historischen Ereignissen und Personen wirklich hilfreich gewesen.

Joanna Stafford fungiert als „Ich-Erzählerin“ und schildert die Geschichte ausschließlich aus ihrer Sicht. Einerseits bleibt der Leser daher immer nahe am Geschehen, andererseits tappt er aber genauso lange im Dunkeln, wie die Protagonistin selbst, und das bedeutet in diesem Falle: Bis zum etwas enttäuschenden Ende. Fängt das Buch mit einem Anschlag auf Joanna bei ihrer Ankunft im Palast Heinrichs VIII. noch recht vielversprechend an, schafft es die Autorin leider nicht, die Spannung im weiteren Verlauf zu halten und schon gar nicht, sie zu steigern. Nicht nur, dass sich die Verfolgungen und versuchten Überfälle etwas zu häufig wiederholen, auch der Sinn und Zweck von Joannas „gefährlicher Reise“ erschließt sich dem Leser nicht wirklich. Der Schluß wirkt dann auch recht konstruiert und nicht sehr befriedigend.


Figuren
Eine Vielzahl der handelnden Personen sind historisch, allen voran natürlich König Heinrich VIII. und sein engster Kreis. Sein „Wechsel“ von Ehefrau Nummer 4 (Anna v. Kleve) zu Ehefrau Nummer 5 (Catherine Howard) spielt in diesem Buch eine größere Rolle, da die Autorin die Letztere zu einer Freundin und früheren Mitschwester der fiktiven Joanna macht. Tatsächlich gehörte die Familie Stafford zum Hochadel und war mit den Howard verwandt. Deren Oberhaupt war der Herzog von Norfolk, wie sein Sohn - der Graf von Surrey - erklärter Gegner des Kanzlers Thomas Cromwell, auf dessen Sturz sie seit langem hinarbeiten. In diese Intrigen wurde auch Joanna unfreiwillig verstrickt und ihre Mitwirkung wird ihr jetzt scheinbar zum Verhängnis.

Da sie ihre Geschichte ja selbst erzählt, sieht der Leser nicht nur die anderen Figuren durch ihre Augen, sondern hat auch unmittelbar an ihren Gedanken und Gefühlen teil. Obwohl älter und auch erfahrener, was die Welt außerhalb des Klosters betrifft, wirkt und agiert sie im Gegensatz zu den anderen Bänden – vor allem Teil 1 – oft sehr naiv und unüberlegt. Einerseits ist sie sich bewusst, dass ihr Gefahr droht, andererseits handelt sie aber so impulsiv und unvernünftig, dass es schon beinahe unglaubwürdig ist. Tatsächlich sind ihre Entscheidungen nicht immer nachvollziehbar und wirken daher manchmal aufgesetzt und konstruiert. Man könnte eher die Geduld mit ihr verlieren, als Mitleid mit ihrer schwierigen Situation zu empfinden.


Aufmachung des Buches
Das broschierte Taschenbuch zeigt auf dem Cover den Schatten eines Frauenkopfes vor einem rotgoldenen, mit Blättern und Blüten gewirkten Hintergrund. Darüber steht der Namen der Autorin, darunter in großen goldenen Lettern der Titel.

Die 41 nummerierten - ansonsten aber nicht weiter bezeichneten – Kapitel umfassen den Zeitraum von April 1540 bis Weihnachten 1541. Eine Danksagung beschließt das Buch. Ein Personenverzeichnis oder ein Nachwort zu den historischen Hintergründen gibt es leider nicht.


Fazit
Dieser Abschluß der Trilogie über „Die letzte Nonne“ konnte leider meine Erwartungen nicht ganz erfüllen. Ich kenne mich recht gut in der Tudorzeit aus und habe die beiden Vorgänger gelesen. Von daher gebe ich für den historischen Hintergrund noch 3 Sterne.


3 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de oder deinem Buchhändler vor Ort

Backlist:
Band 1: Die letzte Nonne
Band 2: Die Prophezeiung der Nonne

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo