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Vor hundert Jahren hat „Die Große Disruption“ die Kontinente der Erde in verschiedene Zeiten katapultiert – jetzt hat jeder Ort seine eigenen Zeit.

Sophias Tims Onkel Shadrack ist ein berühmter Kartograph, der die „Neue Welt“ bereist und neu vermisst. Doch er wurde von einer geheimnisvollen verschleierten Frau entführt, die ihn zwingen will, die Carta Mayor für sie zu finden – die Karte, in der Vergangenheit, Gegenwart und Zunft festgehalten sind. Sophia muss ihren Onkel unbedingt retten. Sie begibt sich gemeinsam mit ihren Freund Theo auf eine gefährliche Reise durch die Zeiten der Welt.

Ein faszinierender Abenteuerroman – packend, atmosphärisch und außerordentlich originell.

 

Weltenriss 

Originaltitel: The Glass Sentence
Autor: S. E. Grove
Übersetzer: Christian Dreller
Verlag: Fischer FJB
Erschienen: 22.09.2016
ISBN: 978-3-8414-2221-7
Seitenzahl: 576 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Ein Moment, „Die Große Disruption“ genannt, und nichts ist mehr so wie zuvor. Neue Grenzen und neue Zeitalter entstehen schier in einem Moment, als sich mit einem Mal die Zeit, bekannte Orte, Menschen und Lebewesen auf unfassbare Weise verändern. 100 Jahre später lebt die dreizehnjährige Sophia bei ihrem Onkel Shadrack Elli, dem bekannten Kartologen, in der Stadt „Neu Okzident“. In Sophias Heimatstadt findet man auch viele Fremde aus anderen Zeitaltern, die die Stadt bereisen oder sich in ihr niederlassen wollen. Doch das ist einigen reichen Bewohnern gar nicht recht. Sie beeinflussen die Politik und verlangen, dass zugezogene Fremde ausgewiesen und die Grenzen geschlossen werden sollen. Unruhen und Veränderungen bahnen sich an, doch mit einem Mal überschlagen sich für Sophie die Ereignisse. Ihr Onkel Shadrack wird entführt, und hinterlässt ihr eine Glaskarte und einen Brief mit Anweisungen. Sophia begegnet Theo, einem Jungen aus einem anderen Zeitalter, und tut sich mit ihm zusammen, um ihrem Onkel zu finden. So machen sich die beiden auf den Weg in die „Brachlande“, um Veressa, die Studienfreundin Shadracks, aufzuspüren. Mit Theo als Begleiter lernt das junge Mädchen bald Piraten, Händler und ein neues Zeitalter kennen. Ihre Reise ist gefährlich, denn sie werden von Männern verfolgt, die Sophia die geheimnisvolle Glaskarte abnehmen wollen, die zu der legendären Carta Mayor führen soll. Und die Zeit drängt, denn auch die Grenzen der Zeit sind im Wandel und Sophia und ihre Freunde geraten ungewollt in den Sog von Ereignissen, die abermals das Gesicht der Welt  völlig verändern könnten …

Das spannende Fantasyabenteuer, in der eine faszinierende Vielfalt von unterschiedlichen Karten und die Zeit selbst eine große Rolle spielen, hebt sich allein schon durch das ungewöhnliche Thema von den üblichen Fantasyjugendromanen ab. Junge und junggebliebene Fantasyleser die eine unkonventionelle und abwechslungsreiche Geschichte suchen, die sich von den üblichen 0-8-15 Storys abhebt, werden mit diesem Abenteuer bestimmt viel Spaß haben.


Stil und Sprache
Das Buch ist in der 3. Person hauptsächlich aus Sophias Blickwinkel geschrieben, allerdings wird auch immer wieder aus der Sicht jeder Person(en) erzählt, die gerade agiert und so aktuell im Geschehen steht. Die Szenen werden sehr detailliert und plastisch beschrieben, sodass sich der Leser sehr gut in die Szenen hineinversetzen kann. Die Sprache ist einfach und die gewählten Ausdrücke unkompliziert und gut nachvollziehbar. Ideal für das angepeilte Alter des Lesepublikums, aber auch interessant und kurzweilig genug für ältere und erwachsene Leser.

Auch der Aufbau der Welt mit seinen unterschiedlichen Zeitaltern und das ganze Rundherum ist auf den ersten Blick im Großen und Ganzen gut gelungen. Auf den zweiten Blick wurden viele Hintergründe bzw. Folgen nur halbherzig und teilweise nicht wirklich schlüssig erklärt. Eine neue Welt mit unterschiedlichen Regeln darzustellen, ist natürlich immer eine Herausforderung, da es unheimlich schwer ist, dem Leser die wichtigsten Fakten kurz, aber gut nachvollziehbar darzulegen und andererseits dafür zu sorgen, dass das Erzähltempo des Abenteuers nicht nachlässt. So machen auch bei diesem Buch die vorhandenen Erklärungen die Geschichte einerseits viel besser durchschaubar, andererseits sorgen sie aber auch dafür, dass sich die Story an manchen Stellen etwas zieht. Durch das komplexe Thema bleiben auch so manche wichtige bzw. interessante Frage offen und einige Situationen, die sich nicht immer ganz problemlos nachvollziehen lassen, widersprechen sich an einigen Stellen auch etwas. Dennoch schafft es die Autorin durch die aktiven Hauptpersonen und die abwechslungsreichen Schauplätze, größtenteils über diese etwas schwächeren Stellen hinweg zu leiten, sodass diese den Lesegenuss nicht auffällig beeinträchtigen. Am Schluss der Geschichte wurde eine Fortsetzung deutlich erkennbar vorbereitet, dennoch schließt die Geschichte „rund“ ab, da die Autorin erfreulicherweise auf einen kräftigen „Hook“ bzw. auf einen Abbruch mitten im Geschehen verzichtet.

Figuren
Sophia ist ein für ihr Alter sehr reifes 13jähriges Mädchen, das einerseits geliebt und behütet aufwächst, andererseits schon früh mit dem zerstreuten Charakter der Wissenschaftler in Berührung kommt und dadurch sehr früh selbstständig sein musste. Als sie sich – nach der Entführung ihres Onkels – in Begleitung von Theo auf die Reise nach Brachland begiebt, muss sie lernen, ihren Instinkten zu vertrauen, um die Reise gut zu überstehen. Theo, der Junge aus den Brachlanden, hat eine schwere Kindheit hinter sich und traut niemanden so recht. Als er Sophia auf ihrer Reise in die Brachlande begleitet, tut er das zuerst aus Berechnung, doch nach und nach beginnt seine Reisegefährin zu mögen und ihr zu vertrauen.

Shadrack Eli ist ein kluger, etwas arroganter Kartograph, der von seinen Studien überzeugt ist und sein Wissen nach und nach an seine Nichte weitergibt. In seiner Vergangenheit gibt es jedoch einige Geheimnisse, die ihn mit einem Mal auf unerwartete Weise einholen. Veressa, eine ehemalige Studienkollegin Shadracks, hilft Sophia in den Brachlanden und unterstützt sie, soweit es ihr möglich ist. Die verschleierte Frau entführt Schadrack und versucht, mit seiner Hilfe die Carta Mayor zu finden. Doch auch sie muss erkennen, dass nicht immer alles so ist, wie es erscheint und eine weitreichende Entscheidung treffen, die Auswirkungen auf sie selbst und auf alle bekannten Zeitalter haben wird.

Alle Figuren wirken plastisch und lebendig. Sie sind mit einem gut nachvollziehbaren Grund sowie gebührender Motivation für ihre Handlungen ausgestattet und haben glaubwürdige Ziele. Vor allem wurde den Protagonisten ausreichend Platz gelassen, um an den Schwierigkeiten, die sich ihnen in den Weg stellen, zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Auch die Gegenspielerin ist sehr zielstrebig und muss – wie auch die anderen Figuren im Lauf der Geschichte – Entscheidungen treffen, die Folgen haben, denen sie sich stellen muss.


Aufmachung des Buches
Das Buch mit dem gelben Hardcovereinband ist mit einem Schutzumschlag aus Papier versehen. Das Coverbild auf dem Schutzumschlag passt gut zur Geschichte. Es zeigt eine stilisierte Landkarte sowie etwas schemenhaft die Gegenspielerin mit drei von ihren Anhängern, Dampflok und Segelschiff in verschiedenen Grauabstufungen sowie eine große Kompassrose in Gelb und Orange. Auf der Ober- und Unterseite wird das Coverbild von einer Art Borte in Gelb eingerahmt. Der Rückseitentext gibt einen kurzen Einblick in die Geschichte und macht neugierig auf das Abenteuer. Auf der vorderen Innenklappe des Schutzumschlages findet man einen etwas genaueren Blick ins Buch, auf der hinteren Innenklappe das Bild eines Kompasses und die Info, dass die Autorin Historikerin und Weltreisende ist und es sich bei dem Buch um ihren ersten Roman handelt.

Nach dem detaillierten Inhaltsverzeichnis folgen drei Doppelseiten mit Karten. Eine große Übersichtskarte der Neuwelt und der Unbekannten Welt, eine Karte von Neu Okzident und der angrenzenden Zeitalter und eine Karte der Brachlande und seiner angrenzenden Zeitalter.  Es folgt ein Prolog. Das Buch ist in vier große Teile gegliedert, die deutlich erkennbar mit einer Kompassrose, einem zusammenfassenden Wort und durchnummeriert sind und sich in weitere Kapitel aufteilen. Die großen Kapitel wurden ebenfalls mit einer Überschrift und einer Zeitangabe versehen, beginnend mit einem Zitat oder Spruch aus der Welt um Sophia. Sie sind oft in kleinere Abschnitte unterteilt, die ebenfalls allesamt mit einer Zeitangabe versehen wurden. Das Abenteuer schließt mit einer Danksagung ab und der Buchvorstellung „Die Seiten der Welt“ von Kai Maier aus dem Verlagsprogramm.


Fazit
Ein unterhaltsames und kurzweiliges Buch für Leser jeden Alters mit einem frischen Thema, interessanten Ideen und dem leisen Versprechen auf eine Fortsetzung des Abenteuers, bei dem man möglicherweise mehr über die Welt von Sophia und ihren Freunden erfährt. Ideal als Mitbringgeschenk für alle jungen und junggebliebenen „Leseratten“, die spannende Fantasyromane mit starken Hauptfiguren lieben.


4 Sterne


Hinweise
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