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Mitten in der Nacht werden Max und Ellie von ihrer Mutter geweckt. „Geht zu Opa...“, hören die Kinder sie noch flüstern, als sie sie in den Wandschrank sperrt, dann fliegt krachend die Haustür auf. Ihre Mutter schreit. Um Ellie zu beruhigen, erzählt Max ihr die Geschichte vom Märchenwald.
Während die beiden auf dem Weg zu ihrem Großvater sind, erwacht auf dem Alexanderplatz eine junge Frau blutüberströmt und ohne Gedächtnis. Im Wedding stehen die Mordermittler Paul Kalkbrenner und Sera Muth vor dem rätselhaftesten Fall ihrer Karriere. Und der Märchenwald birgt nichts Gutes.

 

Maerchenwald 

Autor: Martin Krist 
Verlag: Ullstein
Erschienen: 12. August 2016
ISBN: 978-3-548-28764-5
Seitenzahl: 416 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Paul Kalkbrenner und Sera Muth stehen verloren in der Wohnung eines Mannes, der während einer Mahlzeit einem Herzinfarkt erlegen ist, und fragen sich, wieso nach ihnen verlangt wurde. Nachdem die schreckliche Annahme, auf Grund derer sie gerufen wurden, zur Gewissheit wird, wollen sie nichts mehr, als den Fall schnellstmöglich aufklären. Doch scheint sie irgendjemand um jeden Preis, daran hindern zu wollen ...

Mehrere Handlungsstränge, die mal mehr mal weniger miteinander zu tun haben, doch aber jeder für sich absolut präsent bleibt, sind hier ein Garant für ein hohes Spannungsniveau und gnadenloses Tempo. Exakt aufeinander abgestimmt, gelingt dem Autor eine nahezu perfekte Umsetzung der Grundidee.


Stil und Sprache
Bereits der Prolog birgt die sofortige Assoziation zu „Hänsel und Gretel“, wodurch man sich direkt im Märchenwald wiederfindet, in der Hoffnung, diesen unbeschadet auch wieder verlassen zu können. Doch ob der Wunsch erhört wird, zeigt sich erst am Schluss, wenn alle Fäden zusammengelaufen, alle Geheimnisse gelüftet und sämtliche Übertäter überführt sind. Oder wird dies alles vielleicht überhaupt nicht geschehen? Wenn eines sicher ist, dann, dass man sich niemals sicher sein darf, dass alles gut ausgeht, auch wenn behauptet wird, dass im Märchenwald immer alles gut wird ...

Aus der beobachtenden Perspektive erzählt, ist es dem Leser möglich, bei sämtlichen Handlungssträngen persönlich vor Ort zu sein. Sofort stellt sich im Gehirn des geneigten Thrillerlesers das Denken ein, dass die Handlungen in irgendeiner Weise zusammengefügt werden müssen, wodurch man natürlich von Beginn an darauf aus ist, Verbindungen aufzuspüren, um den Ermittlern einen Schritt voraus zu sein. Doch hat man sich damit ein wenig verschätzt, wie man schnell feststellen wird, denn es gibt zwar immer wieder vielversprechende Hinweise und Indizien, konkrete Belege allerdings bleiben aus, so dass die Theorien nicht verifiziert werden können.

Die einzelnen Kapitel sind recht kurz gehalten, was den Leser dazu veranlasst, immer weiter zu lesen, schließlich könnte auf den nächsten Seiten genau die Information auftauchen, die einem noch gefehlt hat. Und wenn dies nicht der Fall ist, egal, ein weiteres Kapitel wird auch noch drin sein, und so weiter und so fort. Dies, gepaart mit ständigen Wechseln der Handlungsstränge, führt dazu, dass eine stetige Spannungssteigerung vonstatten geht, und das in einem Tempo, wie man es selten erlebt. Zusätzlich muss man ständig mit neuen Überraschungen rechnen, der Autor geht wahrlich nicht zimperlich mit seinen Protagonisten um. Da kann es schonmal passieren, dass einem das Zeitgefühl abhanden kommt und alles andere nebensächlich wird. Der Schluss mag im Vergleich ein wenig abrupt erscheinen, wirkt sich im Großen und Ganzen aber nicht negativ auf den Gesamteindruck aus.


Figuren
Paul Kalkbrenner ermittelt bereits in seinem fünften Fall und doch hat der Leser, wenn er erst jetzt in die Reihe einsteigt, sofort das Gefühl, ihn schon lange zu kennen. Obwohl er augenscheinlich versucht, seine Emotionen in den Griff zu bekommen, geschieht das Gegenteil, er öffnet sich und lässt nicht nur den Leser tief blicken. So manches Mal muss er sich dann sogar eingestehen, dass seine Gedanken und Gefühle weithin und für jeden sichtbar sind. Dadurch entwickelt sich eine gewisse Nähe, die der Leser zum Anlass nimmt, auch das Geschehen intensiver wahrzunehmen. Da bedarf es keiner langwierigen Erklärungen, die Gesten und (Re)Aktionen sprechen für sich.

Überhaupt werden sämtliche Figuren, ob Haupt- oder Nebencharaktere ist dabei vollkommen irrelevant, so dargestellt, dass der Leser sofort ein Bild vor Augen hat. Manchmal hat man vielleicht sofort einen entsprechenden Schauspieler im Kopf, ein anderes Mal dann jemanden aus dem Bekanntenkreis. So sammelt man sich einen Cast zusammen, der sofort mit den Dreharbeiten anfangen könnte. Auf alle Fälle positiv anzumerken, dass auch hier auf ausschweifende Beschreibungen verzichtet wird.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch aus dem Ullstein Verlag wirkt recht schlicht und gleichzeitig düster, trotz heller Grundfarbe. Der Hintergrund bleibt komplett weiß, einzig der in Rot geschriebene Titel setzt sich ab. Außerdem die Silhouette einer Tanne, bei der man sich nicht sicher ist, ob sie noch lebendig oder bereits abgebrannt ist. Dadurch stellt sich allein bei der Betrachtung ein beklemmendes Gefühl ein. Man kann sich andererseits dann aber doch nicht abwenden und möchte wissen, was es im Märchenwald zu entdecken gibt, obwohl man sicher ist, dass es nichts Gutes sein kann.


Fazit
Eine absolut empfehlenswerte Lektüre, die Abgründe aufzeigt und doch nicht aus der Hand gelegt werden kann, bis man sie, nach ein paar Stunden voller Anspannung, ausgelesen hat.


4 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Wut
Band 2: Gier
Band 3: Trieb
Band 4: Engelsgleich

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