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Warte, warte nur ein Weilchen…
Sammy ist elf und gerade mit seinen Eltern nach Berlin gezogen. Im Luftschutzbunker der alten Jugendstilvilla in Grunewald macht er eine verstörende Entdeckung. Ein vollkommen verängstigtes Mädchen, nicht viel älter als er, ist dort unten in einer Zelle eingesperrt, die man mit Gummifolie ausgekleidet hat. Nur durch einen winzigen Schlitz hindurch kann er sie sehen. Am nächsten Tag ist die Zelle leer, das Mädchen verschwunden. Und für Sammy kann es dafür eigentlich nur einen Grund geben: seinen Vater.

Die Zelle 

Autor: Jonas Winner
Verlag: Knaur
Erschienen: Januar 2016
ISBN: 9783426512760
Seitenzahl: 336 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Sammy zieht mit seiner Familie in eine Villa im Grunewald – und ist während der Sommerferien mehr oder weniger sich selbst überlassen. Mutter und Vater sind beruflich sehr eingebunden. Er erforscht das neue Haus, den Garten, die nähere Umgebung, Dann entdeckt er einen unterirdischen Keller, Gänge, eine Bowlingbahn – und ein völlig verängstigtes Mädchen, in einer Zelle eingesperrt. Und damit beginnt der Wahnsinn – im regelrechten Sinne. Sammy verdächtigt seinen eigenen Vater. Er kann sich weder seiner Mutter noch Bruder oder Kindermädchen anvertrauen. Verzweifelt rennt er auf die offene Straße und wird von der Polizei mitgenommen. Nach einer Überprüfung der Familie kommt aber Sammy ins Visier, muss zur Therapie und bekommt Medikamente verschrieben. Doch der Wahnsinn hat erst begonnen.

Ein spannender Psychothriller, der zwar am Anfang etwas Geduld abfordert, dann aber im zweiten Teil deutlich an Fahrt aufnimmt und erst am Ende dem Leser die Augen öffnet. Klasse geschrieben, bis zum Ende hin faszinierend.


Stil und Sprache
Der Autor schreibt aus der Ich-Perspektive Sammys, allerdings berichtet und festgehalten 20 Jahre später. Prolog und Epilog sowie das am Ende stehende Protokoll seiner Zwangseinweisung weisen auf diesen Zeitsprung hin. Der 11jährige Sammy berichtet ausschließlich aus seiner Gegenwartsperspektive. Er steht im Mittelpunkt, die Geschehnisse werden chronologisch erzählt. Immer wieder tauchen Sammys Gedanken auf, in kursiver Schrift hervorgehoben. Daneben kommt nur noch der Täter in einigen Abschnitten zu Wort. Auch hier erfolgt die Hervorhebung durch kursive Schrift. Diese Abschnitte sind realitätsfremd, wahnbehaftet und durchweg bedrohlich. Hier wird dem Leser deutlich vor Augen geführt, dass etwas so gar nicht stimmen kann.

Diesen Wechsel von Wahn und Realität, was ist tatsächlich wahr und was nur Einbildung, wie weit kann man dem Jungen folgen und wem überhaupt noch trauen, das kann der Autor sehr gut vermitteln und bis zum Ende hin auf hohem Niveau halten. Der Leser weiß wirklich bis fast zum Schluss nicht, wie die genaue Konstellation ist, wer Täter, wer Opfer und was nur Einbildung ist. Dabei versteht der Autor, das Geschehnis auf psychologischer Ebene spannend zu halten, aber auch den Thrillerfan, der es gerne etwas direkter, brutaler und auch blutig mag, in einigen Abschnitten durchaus zufrieden zu stellen. Hier wäre mir eine etwas weniger detailreiche Schilderung ausreichend gewesen.


Figuren
Sammy steht klar im Mittelpunkt, alles wird aus seiner Perspektive erzählt. Gerade zu Anfang ist es gewöhnungsbedürftig, etwas einseitig und wenig abwechslungsreich, doch dies ändert sich dann bald gehörig im weiteren Verlauf der Geschichte. Immer mehr geht der Fokus auf den Vater über, später auch auf alle weiteren Beteiligten. Neben Sammy ist gerade der Vater ein sehr interessanter Charakter, widersprüchlich und für den Leser lange nicht einordenbar. Aber gerade dies zeichnet diesen Thriller aus. Er lebt von der Uneindeutigkeit seiner Figuren, sehr spannend und faszinierend vom Autor vermittelt.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch hat ein sehr passend gewähltes Cover. Alles ist in schwarz gehalten, eine Zelle wird angedeutet, nur schwach sind Wand und Boden zu erkennen, ansonsten nur Leere.


Fazit
Ein Psychothriller so ganz nach meinem Geschmack. Einerseits verstörend und undurchsichtig, andererseits bedrohlich und spannungsgeladen. Was will man mehr?


4 5 Sterne


Hinweise
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