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Ein Blick und Lennard weiß: Diesen Mann will er kennenlernen. Tatsächlich bekommt er Cedrics Telefonnummer ganz leicht, doch als er diese durch ein Missgeschick verliert, muss Lennard alle Hebel in Bewegung setzen, um sie sich wieder zu beschaffen. Aber das ist erst der Anfang, denn die stachlige Schauspieler-Diva Cedric denkt gar nicht daran, es Lennard einfach zu machen…

 

Kaktuskavalier 

Autor: A.C. Lelis
Verlag: Cursed Verlag   
Erschienen: März 2016
ISBN: 978-3-95823-044-6
Seitenzahl: 350 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Ein plötzliches Treffen auf der Straße und Hutverkäufer Lennard weiß Bescheid: er muss den schnuckelig aussehenden Theaterschauspieler Cedric unbedingt kennenlernen. Doch wie das anstellen, wenn ausgerechnet dann das Handy abhanden kommt? Natürlich setzt Lennard alles daran, die Nummer wiederzubekommen, rechnet aber nicht damit, dass es ihm Cedric doch schwerer macht, als angenommen.

Mit einer sympathisch locker-witzigen Story überzeugt A.C. Lelis mit einem wunderbaren Lesevergnügen aus dem Contemporary-Gay-Romancebereich.


Stil und Sprache
Einheitlich aus der ersten Person Präsens erzählt, bekommt der Leser die Ereignisse durch Lennards Augen präsentiert. Man muss sich zunächst an die doch eher seltene Art der Erzählperspektive gewöhnen, schnell merkt man aber, dass man sich dadurch Lennard sehr nah fühlt und insbesondere seine Emotionen am besten nachvollziehen kann.
Dass der Erzähler an Lennard hängt, garantiert zudem eine Distanz zu Cedric, von dem wir nicht mehr erfahren als die agierende Hauptfigur. Obwohl es sich bei Cedric um die zweite Hauptfigur handelt, bekommen wir wenig aus seinem Innenleben mit. Es wirkt dadurch aber keineswegs langweilig oder störend, im Gegenteil, durch die Distanz entsteht eine Spannung, die aufrechterhalten wird. Man ist mit Lennard emotional auf einer Wellenlänge.

Die erotischen Szenen weiß die Autorin gut zu beschreiben, sie hat weder einen steifen, ungelenken Stil noch ist es zu ausschmückend. Vereinzelte Details werden der Fantasie des Lesers überlassen, es entwickeln sich sehr schnell natürliche Szenen. Auch ist das allgemeine Miteinander der Figuren, ihre Art zu sprechen, sich zu verhalten und der Humor ein eigener, ohne, dass er dabei aufdringlich oder störend wirkt. Lelis weiß, wie sie eine Story in einen deutschen Schauplatz einbettet, ohne dass sie fremd oder künstlich wirkt. Man bekommt nur am Rande durch eine Nennung mit, dass es die Stadt Hamburg ist. Die Autorin verliert sich nicht in unnötigen Landschaftsbeschreibungen oder ausschmückenden Details, die nicht nötig oder zweckdienlich sind. Durch den die Wahl in den Contemporary-Gay-Romancebereich präsentiert die Autorin dem Leser die Hamburger Gayszene anhand vereinzelter Besuche in Clubs bzw. einer Bar namens Tatü. Dieser Sammelplatz für gemeinsame Abende bildet einen Kontrast zu den Arbeitsplätzen der Figuren und ihren privaten Wohnungen. Alles fügt sich in ein kleines, überschaubares Ensemble zusammen, es wird sich auf wenige Lokalitäten beschränkt, zwischen denen hin- und hergesprungen wird.  

Als Wende- und Höhepunkt kann man die Ereginisse um Cedric sehen, hier werde ich an der Stelle wenig darauf eingehen, um Spoiler zu vermeiden. Die Spannung gipfelt aber nicht nur in Ereignissen, die Cedric und seinen Freund betreffen, sondern es kommt auch zwischen Cedric und Lennard zu heißen Aktionen und es knistert zuvor heftig. Zuweilen sind vereinzelte Charaktereigenschaften, insbesondere Cedrics divenhaftes Verhalten, Grund, dass es zu Unstimmigkeiten kommt. 


Figuren
Kaktuskavalier wartet mit einem überschaubaren, dabei aber nicht unbedingt extrem kleinem Figurenensemble auf. So sind die Hauptfiguren zum einen Lennard, Hutverkäufer und aus wohlhabenden Verhältnissen, der nicht auf das Geld angewiesen ist, welches er mit seinem Geschäft macht, zum anderen der divenhafte, selbstbewusste Theaterschauspieler Cedric, der es Lennard zu Beginn nicht einfach macht. Beide Figuren sind sehr unterschiedlich, passen durch ihre Ecken und Kanten aber sehr gut zusammen. Durch die Erzählperspektive bleibt man emotional etwas stärker an Lennard, man findet ihn stellenweise sympathischer und freundlicher als Cedric, der sich desöfteren etwas zickig bis divenhaft verhält. Auch ist sein Verhältnis zu seinem Projektleiter und festen Freund ein Konfliktthema des Buches und man stellt sich des öfteren die Frage, wieso Cedric an so einer Figur hängen bleibt.

Die auftretenden Nebenfiguren sind teilweise für die einzelnen Szenen weiter ausgeführt, ansonsten bekommt man nur im Ansatz erzählt, wie es den Figuren sonst ergeht. Auf der Seite Lennards gibt es seine große Schwester (verheiratet mit einem Polizisten, der oberflächlich homophobe Tendenzen hat, was zu lustigen Szenen führt), die den Familienkonzern ihrer Eltern übernommen hat und die Zukunft der Firma so gesichtert hat, daneben Lennards Eltern, die alteingessene, reiche Hamburger Stadtbürger sind. Als Helfer dazwischen ist Jannis zu nennen, der Lennard hilft, wieder an die Nummer Cedriks zu kommen und den Status „Sekretär“ von Lennards Vater inne hat.
Mit Olaf und Silke sind zwei Nebenfiguren kreiert worden, die so manche Szene witzig und plastisch werden lassen, Jörg ist hingegen im Bezug auf Cedric der Konfliktherd Nummer eins.
Als weitere aus Lennards Umfeld zu erwähnende Figuren sind Arne und sein "Kater“ Simon. Eine kleine Bonusstory, wie beide sich kennengelernt haben findet sich am Ende des Bandes.
Insgesamt fällt auf, dass einige Figuren nur Kanonenfutter und Statistenrollen einnehmen sollen, andere, wie Arne und Simon sind schon wieder sorgfältiger ausgearbeitet, sodass man merkt, dass die Autorin bei diesen scheinbar mehr Spaß gehabt hat (oder ggf. noch was mit ihnen vorhat). Insgesamt sind aber die Figuren allesamt sympathisch, mal mehr, mal weniger. Sie erfüllen zu sehr großen Teilen die Rollen, die ihnen zugeschrieben worden sind.   


Aufmachung
Das Cover zeigt auf der Vorderseite einen schmucken jungen Mann, der einen Hut trägt und somit der Beschreibung Lennards entspricht. Die Buchrückseite wird von einem hippen, in Lederjacke und mit leichter Tolle gekleideten Typen geschmückt, der seinerseits Cedrics Umschreibung entspricht. Die Farben sind eher in einem weichen Beige-Braun gehalten, alles wirkt weich und wohlig warm, im Hintergrund befindet sich eine Stadtkulisse, die die Szene des ersten Begegnens der beiden Männer wie in einer  Fotografie festhält. Außer der erwähnten Bonusgeschichte um Arne und Simon, die bereits früher auf einer Internetplattform frei verfügbar war, gibt es keine Extras. Das Softcover gebundene Buch fühlt sich sehr gut in der Hand an.


Fazit
Mit einer locker-witzigen Story, die mit einem spannenden Höhepunkt aufwartet, ist Kaktuskavalier ein toller Roman aus dem Gay-Romancebereich, der vor allem durch Authentizität glänzt. Man fühlt sich durch die Erzählperspektive sehr wohl mit dem Buch, wenngleich es eine eher ungewohnte Wahl der Perspektive ist. Fans von humorvollen, zum Teil heißen Stories werden hier vollends bedient.


4 5 Sterne


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