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Helden wider Willen. Balbok und Rammer, zwei Orkbrüder, machen sich auf, um, nun ja ... die Welt zu retten. Natürlich nicht mit Absicht. Denn eigentlich sind sie gerade nur glücklich darüber, eine Schlacht überlebt zu haben, aber unglücklich, dass sie einen Auftrag nicht erfüllen konnten und zur Strafe von ihrem Häuptling auf eine Mission geschickt werden, die einem Todesurteil gleichkommt. Um sich aus dem Schlamassel wieder herauszuwinden, lassen sie sich auf einen Pakt mit dem Zauberer Rurak ein. Ausgerechnet mit einem Zauberer!

 

Ork Saga 1 Zwei Brueder 

Autor: Jan Bratenstein, Michael Peinkofer
Illustrator: Peter Snejbjerg, Lars Bjorstrup
Verlag: Cross Cult Verlag
Erschienen: 24. März 2016
ISBN: 978-3-86425-673-8
Seitenzahl: 48 Seiten
Altersgruppe: ab 12 Jahre (Empfehlung des Rezensenten)

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Die Grundidee der Handlung
Die Brüder Rammer und Balbok geraten von einer misslichen Lage in die nächste: Zunächst überleben sie eine Schlacht mit den Trollen, dann werden ihre Lügen darüber beim Orkhäuptling entdeckt und zu guter letzt vergessen sie nach guter alter Tradition den Kopf des Truppenführers. Aufgrund ihrer vorlauten und schusseligen Art, schließlich sind sie selbst Schuld an ihrer Misere, müssen sie nun doch losziehen und den Kopf zurückbringen. Auf ihrer "Reise" gelangen sie in die Hände eines Zauberers, der - natürlich alles fein geplant - die beiden "Trottel" ausnutzt, um seine eigenen Ziele zu verwirklichen.

Ork-Saga erscheint in sehr schöner Aufmachung mit tollen Zeichnungen und gut gewählten Farben. Obgleich die Geschichte recht stark beginnt, flacht sie zunächst etwas ab und verlangt vom Leser einen gewissen Humor. Die Mischung aus abenteuerlicher Reise und den gewöhnungsbedürftigen Ork-Humor gelingt bedingt. Es sind besonders die Zeichnungen und vielmehr die Farben, die den Comic besonders machen.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Es ist schon ein sehr ungewöhnlicher Comic, der so stark beginnt, dann doch recht abflacht und den Leser einiges abverlangt. Zunächst startet Ork-Saga mit einer tollen und gewaltigen Einleitung. Wie in bekannten Werken wird die Vergangenheit erzählt, die das Große Ganze, was noch folgen wird, verursacht hat. Die Völker werden vorgestellt, sowohl namentlich als auch zeichnerisch. Ob Elfen, Zwerge, Menschen oder Orks, alle haben ihren eigenen Stil und Wiedererkennungswert. Daneben werden besonders einflussreiche Wesen und Personen benannt, die in der Vergangenheit enormen Einfluss hatten und so die Zeit prägten. Allen voran der böse gewordene Elf Margok.

Margok zettelte Kriege an und widmete sich unsagbaren Experimenten. Er wird zunächst elfengleich in langer Tunika mit seidenen langen - unendlich langen - Haaren und typisch spitzen Elfenohren gezeichnet. Seine Augen sind sehr schmal gehalten und leuchten rot. Überhaupt hält der Zeichner Margoks Gesicht mehr verdeckt, wodurch er zwar erkennbar bleibt, aber fiese Schatten und dunkle Mimiken das Gesicht dominieren. Clever gewählt, um die Wandlung des teilweise optisch arroganten Elfs in einen bösen Dunkelelf aufzuzeigen.
Ebenfalls wird auch die Herrin der Elfen vorgestellt, die offenbar über alte Geheimnisse wacht. Zwar erzählt sich die Einleitung recht schnell und man muss sich einiges herleiten, dennoch ist es vom gesamten Comic her der eindrucksvollste Abschnitt. Die Herrin wird sehr kurvenreich und elegant gezeichnet und farbentechnisch in sehr hellen Violett- und Blautönen, ja fast eisfarbenden Töne präsentiert, die sowohl die Umgebung ihrer Heimat, als auch ihren eigenen Charakter darstellen. Sie hat langes Haar, volle Lippen und einen sehr strengen, aber durchaus femininen, teils erotischen Blick. Im Allgemeinen werden die Elfen und Menschen mit sehr feinen Linien außerordentlich körperbetont und feingliedrig gezeichnet. Ihre Kleidung ist detailliert und clever ausgearbeitet, wirkt aber nie "overdressed".

Der eigentliche Comic beginnt mit den beiden Antihelden Rammer und Balbok, die sich immer wieder unfreiwillig in brenzlige Situationen begeben und somit von ein Abenteuer ins nächste "brettern". Rammer ist der dickliche Ork, der immer den Ton angeben will, um sich und seinen Bruder nicht in Gefahr zu bringen. Er trägt eine silberne Rüstung, die notgedrungen die sensibelsten Körperstellen schützt, und eine gefährliche Waffe. Dennoch erweckt er teilweise eher den Eindruck eines Feiglings. Wie alle Orks hat er ein grimmiges Gesicht, das zeichnerisch passend zur Figur sehr rundlich gehalten ist und mit kleinen Schweinsaugen, sowie großer Nase und grüner Haut typisch ist für einen Ork. Rammer präsentiert eher das "Wuchtige" und will mit Logik und Vorsicht Dinge klären. Ganz anders ist da sein Bruder Balbok. Der ist schlank, drahtig und sehnig und leider irgendwie auch ein Tollpatsch, der zuviel redet und dabei vor allem zu ehrlich ist. Gerade dann, wenn die Wahrheit lieber eingeschränkt werden sollte. Dafür ist er aber ein toller Kämpfer, der teilweise stark von seinem Bruder unterschätzt wird. Auch Balbok trägt Schutzkleidung und eine riesige Axt. Ebenso wie sein Bruder wirkt er zeichnerisch sehr grimmig, aber teilweise auch schlaksig und unbeholfen.

Das wirklich Atemberaubende an dem Comic sind die Zeichnungen. Die Figuren sind passabel ausgearbeitet und verlieren in großen Schlachtzeichnungen und diversen Portraits nicht an Persönlichkeit. Dennoch sind es die Kampfszenen, die Hintergründe und die Umgebungen, die das Eigentliche aus einer Szene oder Figur erst herausholen. Ganz besonderes Lob geht an den Maler. Die Farben sind bestechend und genauestens auf die jeweiligen Szenen oder Figuren abgestimmt und perfekt gemischt. Teilweise werden durch die Mischungen der Farben Stimmungen in Wäldern und Kriegsschauplätzen erschaffen, die den Comic wirklich enorm aufwerten und rein betrachtungstechnisch zu einem Hochgenuss machen. Auch Schatten und diverse Details werden facettenreich und gekonnt eingesetzt.

Leider muss ich anmerken, dass meiner Meinung nach die Story ab der ersten Schlacht doch sehr nachlässt. Zugegeben, es müssen alle Figuren clever vorgestellt und besonders die Brüder dem Leser "verkauft" werden, dennoch ist die Art, wie das verpackt wurde, in dem Moment eher platt. Und das trifft auch auf dem Humor zu. Der ist meiner Meinung nach äußerst gewöhnungsbedürftig und hat mir streckenweise Leselust geraubt. Nun bin ich nicht der Maßstab für etwaigen Humor und spreche jedem selbst das Talent zu, Humor für sich zu definieren, wodurch ich sagen kann, dass dieser Umstand den Comic nicht allzu sehr schadet. Aber auch Dialoge und Texte leiden streckenweise darunter, wodurch voran genannter Umstand bestärkt wird.

Zugegeben: zum Ende hin hebt sich das gesamte Werk storytechnisch wieder, aber prinzipiell kann gesagt werden, das der Auftakt der Saga sehr geprägt ist, durch Hochs und Tiefs in der Geschichte. Lediglich die Zeichnungen, die erst durch Farben und Details regelrecht zu Augenweiden avancieren, gleichen die streckenweise fade Story aus. Dennoch bleibt am Ende sehr stark zu hoffen, dass der Folgeband weitaus mehr zu bieten hat.


Aufmachung des Comics
Michael Peinkofers zeichnerische Adaption seines Ork Klassikers kommt in großformatigem Hardcover daher. Unter einem eigenwilligen Titel-Artwork steht rechts die kühle, teils arrogant wirkende Herrin in ihrem engen Outfit, die die beiden Brüder skeptisch beobachtet. Rammer und Balbok sind umgeben von zahlreichen bewaffneten Trollen und halten mit gezückten Waffen die Stellung. Im Hintergrund in Grau- und leichten Brauntönen befindet sich das Schloss, wobei der Himmel grau ist und Donner und Blitz ihn begleitet. Über dem Titel werden Autoren und Zeichner genannt, unten steht in gewöhnlicher Schrift die Unter-Überschrift als auch die Bandnummer.

Die Rückseite zeigt im oberen Teil hinter dem Titel einen farblichen Panel der beiden Brüder, die durch den Wald fliehen. Der Rest der Seite zeigt eine in Gelb-Orange-Tönen gezeichnete Kriegsszene aus der Vergangenheit. Im gelben Hintergrund befindet sich der sehr ausführliche Buchrückentext zum adaptierten Comic.


Fazit
Ein starker Auftakt mit Hoch und Tiefs in der Story, die durch Zeichnungen und Farben allemal ausgeglichen wird. Peinkofers Comic-Adaption seines Bestsellers dürfte zum Comichit avancieren.


4 Sterne


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