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Die berühmte Bestsellerautorin Linda Conrads lebt sehr zurückgezogen. Seit elf Jahren hat sie ihr Haus nicht mehr verlassen. Als sie im Fernsehen den Mann zu erkennen glaubt, der vor Jahren ihre Schwester umgebracht hat, versucht sie, ihm eine Falle zu stellen - Köder ist sie selbst.

 

Die Falle 

Autor: Melanie Raabe
Verlag: btb
Erschienen: April 2016
ISBN: 978-3442714179
Seitenzahl: 352 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Wenige Zimmer und ein Gewächshaus, das ist die ganze Welt von der Autorin Linda Conrads. Seit elf Jahren hat sie ihr Haus nicht mehr verlassen und den Kontakt zur Außenwelt auf wenige Menschen beschränkt. Und abgesehen von depressiven Phasen ist sie durchaus glücklich mit ihrer kleinen Welt. Doch dann sieht sie den Mörder ihrer Schwester im Fernsehen. Sie hat ihn damals auf frischer Tat ertappt und nie verwunden, dass er trotzdem nicht geschnappt werden konnte. Aber nun hat sie ihn erkannt und endlich einen Namen zu dem Gesicht, das sie in ihre Albträume verfolgt. Sie kann das Haus nicht verlassen, um ihn zu stellen und die Polizei wird ihr nicht glauben. Also entwickelt sie einen Plan - einen Plan, der ebenso gut mit der Festnahme des Mörders wie mit Lindas Tod enden könnte.

„Die Falle“ ist kein gewöhnlicher Thriller. Das Verbrechen liegt mehr als ein Jahrzehnt zurück, einen Ermittler gibt es nicht. Stattdessen begleiten wir eine labile Schriftstellerin auf ihrer Suche nach der Wahrheit und müssen dabei nach und nach feststellen, dass man eigentlich niemandem vertrauen kann und eventuell alles ganz anders ist als man anfangs vermutet hat. Damit ist Melanie Raabe ein außergewöhnlicher Thriller gelungen, der beste Spannungsunterhaltung bis zum Schluss bietet, wenn man sich auf den etwas ungewöhnlichen Stil einlässt.


Stil und Sprache
Anfangs hat mich Melanie Raabes Erzählstil ein wenig abgeschreckt. Die Sätze wirken abgehackt, die Ich-Erzählerin Linda verwirrt und alles geht mir ein wenig zu schnell und gleichzeitig zu durcheinander. Doch sobald man sich an den Stil erstmal gewöhnt und sich in die Geschichte eingefunden hat, macht genau das, was den Einstieg erschwert, den Reiz von „Die Falle“ aus. Denn Melanie Raabe setzt die Erzählperspektive großartig um und fängt somit die Höhen und Tiefen, die Ängste und Hoffnungen ihrer Protagonistin ein. Der Schreibstil passt perfekt zur labilen Linda und variiert je nach Laune und Befindlichkeit. Ergänzend werden Passagen aus Lindas Roman in die Handlung eingebunden, die zum einen die Handlung auflockern, zum anderen aber auch wichtige Hintergrundinformationen liefern. Die Kombination daraus ergibt einen großartigen Thriller, der nach und nach richtig Fahrt aufnimmt. Die Spannung steigert sich subtil, bis man zum Schluss geradezu durch die Seiten fliegt, um endlich zu erfahren, was vor elf Jahren wirklich geschehen ist. Immer wieder ist es Melanie Raabe dabei gelungen, mich auf falsche Fährten zu locken, denn sie spielt geschickt mit den Erwartungen der Leser. Einziger Kritikpunkt ist eine alles ändernde Entscheidung der Protagonistin zum Schluss, die für mich nach all den Jahren der Einsamkeit unglaubwürdig wirkt. Aber das ist eine Kleinigkeit in einem ansonsten gelungenen, überzeugenden Roman.


Figuren
Bedingt durch den begrenzten Handlungsraum ist auch das Personensemble von Melanie Raabes „Die Falle“ durchaus überschaubar. Eine Protagonistin, ein Verdächtiger, ein Opfer und wenige Nebenfiguren – mehr braucht die Autorin nicht, um einen spannenden Thriller zu inszenieren. Die Nebenfiguren bleiben dabei auf wenige Szenen beschränkt und sind entsprechend zurückhaltend ausgearbeitet.

Ganz anders die Protagonistin Linda Conrads. Sie ist die Ich-Erzählerin des Romans und der Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Wir erfahren schnell, dass der Tod ihrer Schwester sie in dieses zurückgezogene Leben getrieben hat und erleben ebenso schnell, wie sie an der Sichtung des scheinbaren Mörders fast zerbricht. Mit ihrer Vorgeschichte und ihren Problemen ist sie eine ausgesprochen faszinierende Persönlichkeit, die ich so noch in keinem anderen Roman erlebt habe. Das liegt sicher auch daran, dass die Umsetzung Melanie Raabe so großartig und glaubwürdig gelungen ist. Man glaubt wirklich, die Eintragungen der labilen Linda zu lesen und kann so voll und ganz in ihre Entwicklung eintauchen.

Zwei weitere Figuren, die einen wichtigen Anteil an der Handlung haben, sind die tote Schwester der Protagonistin und ihr vermeintlicher Mörder. Beide erleben wir nur durch die Augen von Linda, sodass sie natürlich entsprechend verzerrt werden, aber zwischen den Zeilen ergibt sich trotzdem nach und nach ein stimmiges Bild.


Aufmachung des Buches
Das Covermotiv der broschierten Ausgabe von „Die Falle“ passt ins allgemeine Farbschema der meisten veröffentlichten Thriller – schwarz-weißer Hintergrund mit roten Farbakzenten, in diesem Fall gesetzt durch den Autorennamen, das Verlagslabel und ein hervorgehobenes Zitat von Charlotte Link. Wirklich auffällig finde ich das Cover in der Masse der Thriller-Neuerscheinungen nicht. Es vermittelt in meinen Augen zwar durchaus die Atmosphäre des Romans, aber meinen Geschmack trifft es trotzdem nicht.


Fazit
Melanie Raabe hat in ihrem Debütroman ein faszinierendes Verwirrspiel geschrieben, das gemächlich beginnt und dann nach und nach eine Sogwirkung entwickelt, die den Leser bis zum Schluss nicht mehr loslässt.  So wird es trotz des ruhigen Beginns ein großartiger Thriller, der sich durch die außergewöhnliche, perfekt umgesetzte Erzählperspektive angenehm von der Masse der Thriller abhebt.

 

4 Sterne


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