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Eisig glitzert der Frost auf der tiefschwarzen Erde des Black Country, als die Geräte der forensischen Archäologen den Fund menschlicher Überreste anzeigen und Detective Kim Stone den Befehl zur Grabung erteilt. Nur wenige Schritte entfernt, aber im Nebel doch kaum sichtbar, liegt das verlassene Gebäude des Kinderheims. Eine der ehemaligen Angestellten ist bereits tot, und auch das Leben der verbliebenen hängt am seidenen Faden. Kim ist überzeugt, dass die Lösung des Falls im lehmigen Boden begraben liegt, doch um ihm auf den Grund zu kommen, muss sie sich den Dämonen ihrer eigenen Kindheit stellen. Und noch ahnt sie nicht, was sich in Crestwood zugetragen hat und mit wem sie sich anlegt …

 

Silent Scream 

Originaltitel: Silent Scream
Autor: Angela Marsons
Übersetzer: Elvira Willems
Verlag: Piper
Erschienen: 03/2016
ISBN: 978-3492060349
Seitenzahl: 464 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
DI Kim Stone und ihr Team werden zu einem Mord gerufen, der zunächst rätselhaft erscheint: Warum sollte jemand eine zurückgezogen lebende Lehrerin in ihrer Badewanne ertränken? Ein Motiv scheint nicht erkennbar, bis die Ermittler feststellen, dass Teresa Wyatt Interesse an einer geplanten Ausgrabung gezeigt hatte. So stößt Kim Stone auf das ehemalige Kinderheim Crestwood und einige Ungereimtheiten um dessen Schließung vor zehn Jahren. Und dann geht alles Schlag auf Schlag: Neben dem Heim finden sich mehrere Skelette, offenbar von Kindern. Was haben die ehemaligen Mitarbeiter zu verbergen?

Die Idee hinter dem Debütroman von Angela Marsons ist nicht ganz neu, mysteriöse Vorgänge in alten Heimen oder Kliniken boten schon öfter Stoff für Krimis und Thriller. Hier jedoch sind derart viele Schicksale miteinander verwoben, dass man nicht annähernd zu durchschauen vermag, was hinter allem steckt. Spannung bis zur letzten Seite ist so garantiert.


Stil und Sprache
Angela Marsons‘ Stil ist eher knapp und ein bisschen harsch, es gibt nicht wirklich eine Einführung der Figuren, dafür aber jede Menge Informationen, die man sich aus Nebensätzen und trockenen Dialogen selbst heraussuchen muss. Man wird als Leser sofort mitten in die Handlung geworfen und hat von Anfang an kaum Zeit zum Luftholen, so schnell zieht das Tempo an. Dabei verwendet die Autorin verschiedene Perspektiven, den Hauptanteil hat zwar Kim Stone, aber auch andere Beteiligten kommen zu Wort.

Der Fall hat es spürbar in sich, es gibt unzählige Spuren und die Handlung entwickelt sich rasant, so dass man kaum einen Spannungsabfall zwischendurch wahrnehmen kann. Dabei ist er aber auch wohltuend komplex, es gibt keine platten Stereotypen und stattdessen zum Ende hin ein dramatisches Finale, das seinesgleichen sucht.

Besonders gut gefallen haben mir etliche knackige Dialoge, regelrechte Schlagabtausche zwischen den Ermittlern, aber auch zwischen DI Stone und ihrem Chef. Hier herrscht staubtrockener Zynismus, der oft Galgenhumor angesichts der furchtbaren Ereignisse widerspiegelt, aber so auch eine große Sensibilität gegenüber den Charakteren erkennen lässt. Großartig!


Figuren
Zunächst hatte ich Kim Stone in Verdacht, eine harte Kämpferin zu sein, die sich einen Dreck um ihre Mitstreiter kümmert, sondern nur ihr eigenes Fortkommen im Sinn hat. Eine Kämpferin ist sie auch, aber es steckt noch weit mehr in ihr und das bekommt man erst nach und nach stückchenweise zu sehen. Ihr Kampf findet vorwiegend gegen sich selbst statt, denn sie versucht alles, um nicht an ihrem Schicksal zu verzweifeln. Trotzdem ist sie keine depressive oder in irgendeiner Form süchtige Einzelgängerin, sondern hat immer auch das Gespür, bei ihren Mitarbeitern Probleme zu erkennen und gegenzusteuern. Sehr zu meiner Freude konnte ich im Nachwort der Autorin lesen, dass dieser Fall nicht der letzte für Kim Stone sein wird.
Aber auch alle anderen Figuren haben ihre Feinheiten, wirken authentisch und echt. Man sieht sie förmlich vor sich: Kims engsten Kollegen Bryant, ihren Chef „Woody“, das kleine Mädchen Lucy, die Archäologin Cerys und viele andere mehr. Hier bleiben keine Wünsche offen.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist etwas größer als üblich und in Klappbroschur aufgemacht. Das Cover wird vom teilweise erhaben geprägten Titel dominiert, der vor einem Himmel in verschiedenen Blau- und Orangetönen steht. Darunter ahnt man einen flachen Fluss, in dem eine junge Frau auf einer Kiesinsel steht. Alles sehr düster und bedrohlich und damit überaus passend zum Inhalt. Innen gibt es nach einem Prolog 78 teils recht kurze Kapitel sowie gleich zwei Nachworte der Autorin. Auf der hinteren Umschlagklappe findet man außerdem einen QR-Code, über den man „Die zehn größten Geheimnisse von DI Kim Stone“ entdecken kann. Witzige Idee!


Fazit
Selten ist mir ein derart großartiges Krimi-Debüt untergekommen: Spannung von der ersten bis zur letzten Seite, eine wunderbare Ermittlerin und ein komplexer Fall ohne Lücken. Volle Punktzahl!


5 Sterne


Hinweise
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