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Als Davy in einem DNA-Test positiv auf das Mördergen Homicidal Tendency Syndrome (HTS) getestet wird, bricht ihre heile Welt zusammen. Sie muss die Schule wechseln, ihre Beziehung scheitert, ihre Freunde fürchten sich vor ihr und ihre Eltern meiden sie. Aber sie kann nicht glauben, dass sie imstande sein soll, einen Menschen zu töten. Doch Verrat und Verstoß zwingen Davy zum Äußersten. Wird sie das werden, für das alle Welt sie hält und vor dem sie sich am meisten fürchtet – eine Mörderin? 

 

Infernale 

Originaltitel: Uninvited
Autor: Sophie Jordan
Übersetzer: Ulrike Brauns
Verlag: Loewe
Erschienen: Februar 2016
ISBN: 978-3785581674
Seitenzahl: 384 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Im Amerika der nahen Zukunft eskaliert die Gewalt nach und nach und scheint uneindämmbar – bis das HTS-Gen entdeckt wird. An ihm kann man zukünftige Mörder erkennen und so frühzeitig eingreifen. Ein Segen für die amerikanische Gesellschaft, da ist sich auch Davy sicher. Davy ist ein musikalisches Wundertalent, eine Musterschülerin … und eine potentielle Mörderin? Sie kann es nicht glauben, als das Testergebnis kommt. Es muss ein Irrtum sein! Doch niemand glaubt ihr und plötzlich ist nichts in ihrem Leben mehr wie es war.

Sophie Jordan zeichnet in „Infernale“ eine ebenso aufrüttelnde wie realistische Geschichte. Im Gegensatz zu vielen anderen Dystopien spielt ihr Roman nicht in einer düsteren, weit entfernten Zukunft nach einem Weltkrieg oder einer sonstigen Katastrophe, sondern im Jahr 2021. Zwar erfährt man noch nicht, was zur stark erhöhten Kriminalität geführt hat, aber auch so ist die Entwicklung glaubwürdig und gerade dadurch so erschreckend. Im Nachwort bittet die Autorin nochmal darum, sich das Buch zu Herzen zu nehmen und Menschen nicht für ihre Gene oder andere Merkmale zu verurteilen. „Wir können größer sein als die Schubladen, in die man uns steckt“, schreibt sie dazu und ich stimme ihr voll und ganz zu, dass es gerade bei den heutigen Entwicklungen im Bereich der Genetik wichtig ist, das in Erinnerung zu behalten.


Stil und Sprache
Ich kenne Sophie Jordan schon von ihrer Firelight-Reihe und diese mochte ich vor allem dank des großartigen Schreibstils. Dieser ist auch ein Highlight von „Infernale“. Die Autorin hat einen sehr eindringlichen Stil und zieht den Leser damit geradezu in die Handlung hinein. Insbesondere die emotional aufwühlenden Szenen sind großartig gelungen und haben mir regelmäßig eine Gänsehaut beschert. Ihrer Ich-Erzählerin Davy hat sie die passende Stimme gegeben und so ist man von Beginn an emotional an die Handlung gebunden.

Die Handlung selbst überzeugt ebenso von Beginn an wie der Schreibstil. Nach wenigen Seiten erhält Davy die für sie unerwarteten Testergebnisse und erwartungsgemäß bricht im Anschluss nach und nach ihre Welt auseinander. All die grausamen Erlebnisse reißen auch den Leser mit und machen es sehr schwierig, das Buch zwischendurch aus der Hand zu legen. Die Autorin weiß durchgängig zu überraschen und der einzige minimale Kritikpunkt ist eine Entwicklung ganz zum Schluss, die einfach ein bisschen zu einfach ging. Das ist aber wirklich nur eine Kleinigkeit, denn ansonsten hat die Handlung mich vollkommen überzeugt. Das Ende ist gut getroffen – kein allzu grausamer Cliffhanger, aber man ist trotzdem sehr gespannt auf die weitere Entwicklung und kann den zweiten Band kaum erwarten.

Zusätzlich zur Handlung aus Davys Perspektive wurden zwischen den Kapiteln Zeitungsauschnitte, Chats und Briefe eingefügt. Diese zeigen globale Entwicklungen bzw. geben Hintergründe zu den Erlebnissen von Davy und sind eine großartige Ergänzung zur eigentlichen Romanhandlung.


Figuren
Davy lernen wir anfangs in ihrer perfekten Welt kennen. Sie hat liebevolle, fürsorgliche Eltern, einen tolle Freund, eine ebenso tolle beste Freundin und ihre perfekte Zukunft als musikalisches Wunderkind ist fertig geplant. Umso härter trifft sie der Schlag, als das Mörder-Gen bei ihr festgestellt wird und alles aus den Fugen gerät. Ihre Reaktion darauf fand ich großartig geschrieben, die Mischung aus Unglauben und Verzweiflung war wirklich gut getroffen. Natürlich beeinflusst die Entwicklung sie und ihre daraufhin einsetzende Wandlung fand ich sehr authentisch. Sie bleibt eine sympathische Protagonistin und man kann nachvollziehen, warum sie zu bestimmten Handlungen getrieben wurde. Dadurch leidet man mit ihr und rückt emotional nochmal dichter an die Geschichte heran.

Obwohl recht schnell deutlich wird, wer Davys männlicher Gegenpart wohl sein wird, möchte ich hier nichts vorweg nehmen. Deswegen einfach nur der Hinweis, dass die Nebencharaktere ebenso gut ausgearbeitet wurden wie die Protagonistin. Der Umgang mit dem HTS-Gen bei Davy war von Charakter zu Charakter natürlich sehr unterschiedlich, blieb aber immer realistisch. Zu einigen Entscheidungen der Nebencharaktere zum Schluss erhoffe ich mir nähere Informationen im nächsten Band und auch zu den Gegenspielern würde ich da gerne mehr erfahren, aber im großen und ganzen war das Charakterensemble auch in diesem Band schon überzeugend.


Aufmachung des Buches
„Infernale“ erschien im Loewe Verlag als Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen. Der Schutzumschlag fühlt sich samtig an und ist verhältnismäßig schlicht gehalten. Meinen Geschmack trifft er leider nicht so ganz. Die abgebildete junge Frau sieht nicht wirklich so aus, wie ich mir die Protagonistin vorstelle und auch das Tattoo entspricht nicht der Buchbeschreibung. Generell ist mir das Covermotiv einfach zu schlicht und nicht mein Fall, aber das ist nun mal Geschmackssache. Im Buchinneren werden wie bereits erwähnt zwischen den Kapiteln SMS-Dialoge, Zeitungsartikel oder Emails angedruckt, diese wurden entsprechend hervorgehoben, ansonsten ist die Gestaltung schlicht und gut lesbar mit relativ großer Schrift.


Fazit
Sophie Jordan hat einen unglaublich intensiven Schreibstil, der dafür sorgt, dass man praktisch von der ersten Seite an in die Handlung von „Infernale“ hineingesogen wird. Da diese ebenfalls auf ganzer Linie überzeugt, gibt es von mir eine absolute Leseempfehlung! Das ist ein großartiger Auftaktband und ich bin sehr gespannt, was die Autorin in der Fortsetzung, die zum Glück schon diesen Sommer erscheinen soll, daraus macht.

 

4 5 Sterne


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