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Matthew Homes ist ein begnadeter Erzähler, und Patient der Psychiatrischen Klinik in Bristol. Um dort dem trostlosen Alltag zu entfliehen, schreibt er seine Geschichte auf – und die seines Bruders Simon, der im Alter von elf Jahren während des Campingurlaubs in Cornwall starb. Selbst nach zehn Jahren gibt sich Matthew immer noch die Schuld am Unfalltod seines Bruders. Doch eigentlich ist Simon für ihn gar nicht tot – und Matthew auch kein gewöhnlicher 19-Jähriger. Matthew leidet an Schizophrenie …

 

Nachruf auf den Mond 

Originaltitel: The Shock of the Fall
Autor: Nathan Filer
Übersetzer: Eva Bonné
Verlag: Droemer
Erschienen: März 2015
ISBN: 978-3426281246
Seitenzahl: 320 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Mitten im Campingurlaub teilt sich die Welt plötzlich in davor und danach – vor Simons Tod war die Welt noch in Ordnung, danach bricht sie auseinander und Matthew, Simons Bruder, mit ihr. Es beginnt schleichend, doch zehn Jahr später findet Matthew sich in psychiatrischer Behandlung und mit einer langen Liste von benötigten Medikamenten wieder. Er beschließt, seine Geschichte aufzuschreiben und taucht dabei noch einmal tief in die Erlebnisse, den Schmerz und die Schuldgefühle ein – vielleicht zu tief, denn ein weiteres Mal droht er den Halt in der Realität zu verlieren …

Nathan Filer hat mit „Nachruf auf den Mond“ einen bewegenden Roman geschrieben, der sich intensiv und auf einmalige Art mit den Themen Trauer und psychischen Krankheiten befasst. Sein außergewöhnlicher Erzählstil wird sicher den einen oder anderen Leser abschrecken, aber wenn man sich darauf einlässt, dann kann der Roman tief berühren.


Stil und Sprache
Ein ungewöhnlicher Titel, ein dazu passendes Buchcover und ein kurzer Blick in den Klappentext – schon war meine Neugier geweckt und ich bin ganz offen und doch mit hohen Erwartungen an „Nachruf auf den Mond“ herangegangen. Der Einstieg gelingt dem Autor sehr gut. Wir lernen Matthew als Ich-Erzähler kennen und erfahren nach wenigen Seiten bereits, dass sein Bruder tot ist und Matthew selbst krank. Aber was damals auf dem Campingplatz passiert ist, warum Matthew sich so schuldig fühlt und wie er in seine heutige Situation kam, wissen wir nicht. Diese Fragen wecken schnell das Interesse des Lesers und sorgen dafür, dass der Roman auch ohne action-geladene Spannung bis zum Schluss fesseln kann. Die Aufklärung kommt am Ende nicht mehr vollkommen unerwartet, aber das stört beim Lesen kein bisschen.

Der Grund, warum sich an Nathan Filers Roman sicher die Geister scheiden werden, ist der Erzählstil. Wie bereits erwähnt ist Matthew der Ich-Erzähler seiner eigenen Geschichte und diese wurde so geschrieben, als würde Matthew sie tatsächlich real aufschreiben. Entsprechend gibt es Zeitsprünge, scheinbar aus dem Zusammenhang gerissene Absätze, Unterbrechungen und jede Menge Chaos. Es ist nicht immer ganz einfach, da den Überblick zu bewahren und manchmal muss man ein wenig rätseln, von welcher Zeit er da wohl gerade spricht. Wenn man sich darauf einlässt, ist aber genau diese auf den ersten Blick konfuse Erzählweise das Highlight des Romans, denn sie macht ihn unglaublich realistisch. Kombiniert mit dem großartigen Schreibstil, der immer wieder eine ganz eigene Art von Humor erkennen lässt, macht er das Buch zu etwas besonderem und einem kleinen Schatz für jede Buchsammlung. Über die eine oder andere Verwirrung oder Länge sieht man gerne hinweg, wenn man sich nach der letzten Seite die Tränen von der Wange wischt und das Buch glücklich schließt.


Figuren
Matthew ist bei weitem kein einfacher Protagonist und doch schließt man ihn schnell ins Herz. Der Tod seines Bruders hat ihn völlig aus der Bahn geworfen und erst nach und nach wird enthüllt, wie sich sein Leben seitdem entwickelt hat. Bedingt durch seine Krankheit kommt er stellenweise verwirrt oder sogar aggressiv rüber, gleichzeitig aber auch immer wieder extrem fürsorglich und rücksichtsvoll. Nathan Filer ist dieser extreme Charakter ausgesprochen glaubwürdig gelungen! Er schafft es, das schwierige Thema in all seinen Facetten abzubilden und so wirkt sein Roman beinahe zu real für ein fiktives Buch.

Sämtliche Nebencharaktere erlebt man ausschließlich durch Matthews Augen, was das Bild natürlich entsprechend verzerrt. Je nach seiner Aufmerksamkeit werden Personen nur rudimentär dargestellt oder auch mal in allen schillernden Details. Was mich in anderen Romanen wahnsinnig machen würde, wirkt hier stimmig und passt sich ins Gesamtbild ein. Der Eindruck, einen echten Bericht zu lesen, wird so noch unterstützt und wenn man zwischen den Zeilen liest, erhält man ein umfangreiches Bild der wichtigen Charaktere.


Aufmachung des Buches
„Nachruf auf den Mond“ erschien als gebundenes Buch im Droemer Verlag und wurde von diesem mit Schutzumschlag und Lesebändchen ausgestattet. Das Covermotiv springt auch ohne bunte Farben sofort ins Auge und wenn man den Roman gelesen hat, erkennt man das eine oder andere Element wieder. Mich persönlich haben sowohl Titel als auch Cover sofort neugierig gemacht und in Kombination mit dem Klappentext zum Kauf bewegt.

Die Gestaltung des Buchinneren ist dem Verlag ebenfalls großartig gelungen. Es werden verschiedene Schriftarten verwendet, mit der Textplatzierung gespielt und immer wieder Zeichnungen ergänzt. Das alles passt zur Handlung und vermittelt den Eindruck, tatsächlich keinen fiktiven Roman, sondern Matthews Werk zu lesen. Auch wenn dem Autor, wie er im zum Schluss abgedruckten Interview verrät, eine lose Blattsammlung lieber gewesen wäre, hat mich die Aufmachung hundertprozentig überzeugt.


Fazit
Die auf der Rückseite von „Nachruf auf den Mond“ aufgedruckten Lobpreisungen wecken hohe Erwartungen an Nathan Filers Roman und zum Glück kann dieser sie erfüllen. Matthews Geschichte ist manchmal verwirrend, oft bewegend und immer so realistisch, dass man schnell vergisst, eigentlich nur einen Roman zu lesen.


4 Sterne


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