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Ist heute ein guter Tag zum Sterben?, fragt sich Finch, sechs Stockwerke über dem Abgrund auf einem Glockenturm, als er plötzlich bemerkt, dass er nicht allein ist. Neben ihm steht Violet, die offenbar über dasselbe nachdenkt wie er. Von da an beginnt für die beiden eine Reise, auf der sie wunderschöne wie traurige Dinge erleben und großartige sowie kleine Augenblicke – das Leben eben. So passiert es auch, dass Finch bei Violet er selbst sein kann – ein verwegener, witziger und lebenslustiger Typ, nicht der Freak, für den alle ihn halten. Und es ist Finch, der Violet dazu bringt, jeden einzelnen Moment zu genießen. Aber während Violet anfängt, das Leben wieder für sich zu entdecken, beginnt Finchs Welt allmählich zu schwinden…

 

All die verdammt perfekten 

Originaltitel: All the bright places
Autor: Jennifer Niven
Übersetzer: Alexandra Ernst
Verlag: Limes
Erschienen: Dezember 2015
ISBN: 978-3809026570
Seitenzahl: 400 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Finch und Violet haben unterschiedlichste Gründe, um auf dem Glockenturm zu stehen und in die Tiefe zu gucken. Es spricht also eigentlich nichts dagegen, nach dem Vorfall wie vor dem Vorfall kein weiteres Wort miteinander zu wechseln. Das war zumindest Violets Plan. Doch dann werden sie einem gemeinsamen Schulprojekt zugeteilt und machen sich auf die Suche nach den aufregendsten Orten ihres Bundesstaates. Sie ahnen nicht, was für Wunder sie auf dem Weg finden werden und welche Wirkung diese gemeinsamen Tage haben können …

Jennifer Niven hat mit „All die verdammt perfekten Tage“ einen Jugendroman geschrieben, der definitiv alle Altersgruppen gleichermaßen ansprechen kann. Sie erzählt eine berührende Geschichte über zwei Jugendliche, die aus ganz unterschiedlichen Gründen am Leben zu scheitern drohen und die gemeinsam versuchen, mit all den Problemen, der Trauer und der Angst umzugehen. Bewegend von der ersten bis zur letzten Seite und dabei so schön geschrieben, dass man viele Zitate und Weisheiten in sein eigenes Leben mitnehmen kann.


Stil und Sprache
Da die Überzeugungskraft von „All die verdammt perfekten Tage“ nicht zuletzt an der Authentizität der Protagonisten hängt, hat die Autorin natürlich die beiden als Ich-Erzähler ihrer Handlung ausgewählt. Sie berichten kapitelweise von ihren Erlebnissen und beiden wurde ein eigener Erzähl- und Schreibstil mitgegeben, sodass die Perspektiven einfach zu unterscheiden sind. Besonders die Darstellung der dunklen Phasen ist Jennifer Niven dabei großartig dramatisch gelungen, ohne dabei zu viel oder zu kitschig zu werden. Ihr Schreibstil, der wundervolle Worte für die traurigen aber auch für die hoffnungsvollen Momente findet, passt großartig zum Inhalt und hat einen enormen Anteil am Zauber des Romans.

Atemlose Spannung habe ich bei „All die verdammt perfekten Tage“ nicht erwartet, aber ich war glücklich, dass das Buch trotzdem keine Längen hatte. Es ist durchgängig interessant und sobald die Beziehung zwischen Finch und Violet sich weiter entwickelt hat, fesselt es absolut. Zum Schluss steigert sich dann alles zum dramatischen Finale, welches nicht ganz unerwartet kam, aber trotzdem berühren konnte. Ich war sehr erleichtert, dass die Autorin dieses mutige Ende gewählt hat, denn jedes andere hätte den vorherigen Roman in meinen Augen kaputt gemacht. So wurde die Entwicklung des Buches glaubwürdig abgeschlossen und rührt damit zu Tränen.


Figuren
Finch ist jemand, der immer wieder die Beherrschung verliert, der wochenlang unerklärt fehlt und der sich scheinbar alle paar Tage neu erfindet.  Die Welt sieht ein bisschen anders aus durch seine Augen und entsprechend trägt er für die meisten seiner Mitschüler den Beinamen „Freak“ und wird wie ein Ausgestoßener behandelt. Finch hat sich daran gewöhnt und hat sowieso ganz andere Sorgen. Verzweifelt kämpft er darum, wach zu bleiben, und der Leser verfolgt gebannt, wie er die Grenzen immer weiter ausreizt.

Im Gegensatz zu Finch findet Violet sich nicht auf Grund einer Krankheit auf dem Glockenturm wieder, sondern weil ein tragisches Ereignis sie aus der Bahn geworfen hat. Eigentlich war sie eine Vorzeige-Schülerin, gehörte der angesehenen Clique an und trainierte mit den Cheerleadern. Doch das ist vorbei und sie findet keinen Weg zurück in ein normales, vorwärts gerichtetes Leben – bis sie Finch kennen lernt.

Beide Protagonisten wurden glaubwürdig ausgestaltet und waren mir sofort sympathisch. Sie haben Tiefe und ihre Entwicklung aufeinander zu wurde nicht überstürzt oder klischeebeladen dargestellt. Der Roman lebt davon, dass sie so authentisch wirken und der Leser von der ersten Seite an mit ihnen mitfiebert.

Die Nebenfiguren halten sich über weite Teile der Handlung stark im Hintergrund. Sie werden zwar auch dreidimensional gestaltet, allerdings greift die Autorin hier auf das eine oder andere Highschool-Klischee zurück. Störend wirkt das aber nicht, denn der Fokus liegt sowieso voll und ganz auf den beiden Protagonisten.


Aufmachung des Buches
„All die verdammt perfekten Tage“ erschien als broschiertes Buch im Limes Verlag. In das schlichte Cover lässt sich viel hinein interpretieren und gleichzeitig passt es für mich zur Atmosphäre des Romans. Es freut mich, dass der Verlag auf eine allzu grelle oder eines der typischen Jugendbuch-Klischees verzichtet hat, zumal das Cover durch den intensiven Blauton trotzdem noch ins Auge fällt.

Das Buchinnere ist schlicht gestaltet. Lediglich die Kapitelüberschriften springen ins Auge, weil neben dem Namen des aktuellen Erzählers die jeweilige Persönlichkeit in der Art des Zählens aufgenommen wurde – Finch zählt die Tage zum Beispiel danach, wie lange er nun schon wach war.


Fazit
Zurzeit wird „All die verdammt perfekten Tage“ gefühlt von jedem Buch-Blog, jeder Zeitung und jedem Youtube-Kanal in den Himmel gelobt. Nach dem Lesen kann ich sagen: zu Recht! Jennifer Niven hat einen unglaublich bewegenden Jugendroman geschrieben, der nachdenklich stimmt und für Leser aller Altersgruppen absolut zu empfehlen ist.
 

5 Sterne


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