In einem gemütlichen Cottage in England verbringen die vier Bird-Geschwister eine idyllische Kindheit voller Wärme und Harmonie. Bis zu jenem schrecklichen Osterwochenende, nach dem nichts mehr ist wie zuvor. Die Jahre vergehen, und bald schon scheint es, als wären sie nie eine Familie gewesen... Doch dann erreicht die in alle Himmelsrichtungen zerstreuten Birds eine Nachricht, die sie in das Haus zurückkehren lässt, in dem sie aufgewachsen sind. Endlich sollen sie die Wahrheit erfahren, was an jenem Osterfest vor vielen Jahren wirklich geschah.
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Originaltitel: The house we grew up in |
Die Grundidee der Handlung
Es ist entsetzlich, was Megan und ihre Tochter antreffen, als sie das Haus von Megas Mutter Lorelei nach deren Tod räumen sollen. Lorelei war ein Messie und hat kaum eine Stelle in dem Haus frei gelassen. Beim Räumen werden auch viele Erinnerungen frei. Megan lernt nicht nur ihre verstorbene Mutter von einer anderen Seite kennen, sie kommt auch den anderen Familienmitgliedern auf eine ganz andere Weise näher. Obwohl die Familie nach einem schlimmen Ereignis für immer zerbrochen scheint, kommen die auf verschiedene Kontinente zerstreuten Mitglieder wieder zusammen, um die Scherben des einst idyllischen Lebens der Birds zusammen zu fegen. Dabei entpuppen sich die einzelnen Mitglieder als gefestigte Persönlichkeiten, die ihren teils steinigen Weg gegangen sind.
Lisa Jewell hat eine Mischung zwischen chaotischer Familienstory und tiefgreifenden Problemen gewählt, um ihre Geschichte zu erzählen. Was zunächst wie eine nette, mit vielen kleinen und großen Katastrophen gespickte Story scheint, ist in Wahrheit ein Portrait, das es in sich hat. Die vier Kinder der Familie Bird (sie wachsen im Laufe der Geschichte heran und reifen auf eine ganz besondere Weise) werden von Loreleis Problem mehr geprägt, als sie zunächst meinen. Während sich Megan als das Konsequenteste der Kinder auf einen schnurgeraden Weg begibt, in ihrem Urteil sehr hart scheint und ein Ordnungsfreak ist, sucht Rory sein Glück in einer höchst unkonventionellen Lebensform, die ihn letztlich auch auf krumme Wege führt. Beth ist diejenige unter den Kindern, die ihrer Mutter am nahesten kommt und mit Schrecken entdeckt, dass sie nicht nur unfähig ist, eine echte Beziehung zu leben, sondern auch auf dem Weg ist, ebenso zum Messie zu werden. Auch der Vater und Ehemann droht, an der Situation zu zerbrechen. Er bricht aus, was erneut Unruhe in das wacklige Familiengefüge bringt. Lisa Jewell beschreibt sehr schön, wie jeder Einzelne versucht, sein Leben zu meistern und doch mit jeder Handlung das ganze Gebilde beinahe zum Einstürzen bringt. Die Figuren sind hervorragend gezeichnet und die Situation ist mit sehr viel Empathie geschildert.
Darstellung des Hörbuchs
Um diesem Hörbuch den richtigen Boden zu geben, musste der Verlag nach einer facettenreichen Sprecherin Ausschau halten. Das ist ihm gelungen. Mit Svantje Wascher bekommt die Geschichte die passende Ausrichtung. Sie legt genau die passende Portion Humor in die Stimme, um dem Roman eine gewisse Leichtigkeit zu geben, überzeichnet diese aber nicht, sondern nimmt sich sofort zurück, sobald es etwas ernster wird. Dank der guten Färbung der jeweiligen Stimme ist es möglich, die Charaktere als Individuen zu empfinden. Svantje Wascher liest gekonnt und mit viel Engagement. Sie gibt den Figuren ein Gesicht, lässt die Hörer mitleiden und miterleben und begleitet sie auf diese Weise durch eine Geschichte, die in der Erinnerung Spuren hinterlässt. Das Konzept stimmt und so fehlt weder eine musikalische Umrahmung noch sonst etwas.
Aufmachung des Hörbuchs
Cover und Titel suggerieren eine leichte Lektüre für nebenher. Umso größer ist die Überraschung, dass sich hinter dem vermeintlich oberflächlichen Frauenbuch ein tiefsinniger Roman versteckt. Die sechs CDs sind in einem gängigen Klapp-Karton untergebracht, der sich nicht ganz so gut eignet, um mit auf Reisen genommen zu werden - es sei denn, man schützt ihn mit einem Band oder steckt ihn in eine Tüte. Sonst kann es schnell passieren, dass die CDs aus dem Karton rutschen und verloren gehen. Die wichtigsten Informationen über das Hörbuch finden sich auf das Cover aufgedruckt, so läuft man nicht Gefahr, ein Begleitheft zu verlieren.
Fazit
Seichte Unterhaltung wird hier nicht geboten, auch wenn es auf den ersten Blick danach aussehen mag. Die Konstellation der Familie Bird bietet viel Raum, um nachzudenken und seine eigene Sichtweise zu überprüfen. Wer sich auf die Geschichte einlassen mag, bekommt sehr viel geboten. Und selbst wenn das Ende etwas zu mainstream-mäßig ausgefallen sein mag, so ist die Story doch eine fast achstündige Exkursion in die Abgründe einer Familie wert.
Hinweise
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